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Briten produzierten Kultur embryonaler Stammzellen  
  Am 20. Dezember 2000 hat das britische Unterhaus grünes Licht für die Herstellung von Zelllinien aus embryonalen Stammzellen gegeben, nun ist es soweit: Wissenschaftler des King's College melden die Herstellung der ersten Kultur. Der mögliche therapeutische Nutzen der Stammzellen sei "nahezu endlos", hieß es. Kritiker dagegen betonen vor allem ethische Bedenken gegen derartige Forschungen.  
Stephen Minger vom King's College, Leiter des britischen Forscherteams, erklärte, dass nun etwa die Chance bestünde, Behandlungsmöglichkeiten gegen die Parkinsonsche Krankheit oder Diabetes zu entwickeln.
Von "übrig gebliebenen" Embryonen
Bild: dpa
Die Aufnahme mit einem Phasenmikroskop aus dem Institut für Neuropathologie der Universität Bonn zeigt undifferenzierte embryonale Stammzellen einer Maus
Die Stammzellen wurden Embryonen entnommen, die bei der künstlichen Befruchtung übrig blieben. Von 58 Embryonen, die zur Verfügung standen, konnten drei Stammzellen-Populationen gewonnen werden.

Zwei davon gingen in einem frühen Entwicklungsstadium zu Grunde, die verbliebene Linie sei nun schon "einige Monate" gewachsen und wissenschaftlich charakterisiert worden.

Die Patienten, von denen die Embryonen stammen, seien über die Forschungen informiert worden, hieß es seitens des King's College.
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Großes Entwicklungspotenzial der Zellen
Solche embryonalen Stammzellenhaben im Gegensatz zu adulten Zellen das Potenzial, sich zu jedem beliebigen Teil des Körpers zu entwickeln. So versuchen Forscher, aus ihnen beispielsweise Herzmuskeln oder Nervenzellen des Hirns zu entwickeln. Bislang gibt es nach den Angaben weltweit nur eine Handvoll von menschlichen embryonalen Stammzellenlinien. Die neue Stammzellen-Linie soll in der europäischen Stammzellenbank in Potter's Bar in Hertfordshire aufbewahrt werden.
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Österreich: Gesetz verbietet Herstellung
Die umstrittene Forschung an embryonalen Stammzellen ist EU-weit höchst unterschiedlich geregelt. Den meisten Freiraum räumt die britische Gesetzgebung den Forschern ein, so ist selbst die Herstellung von Embryonen eigens zur Gewinnung von Stammzellen - unter Auflagen - ausdrücklich erlaubt.

In Österreich wäre eine Herstellung von embryonalen Stammzellen nicht erlaubt, das Fortpflanzungsmedizingesetz verbietet jede Manipulation an Embryonen "außer zum Zwecke der Fortpflanzung". Forschung scheidet somit aus.

Die bei der künstlichen Befruchtung meist anfallenden überzähligen Embryonen müssen per Gesetz nach einem Jahr vernichtet werden.
Experten: Import wäre zulässig
Der Import von embryonalen Stammzelllinien nach Österreich und anschließende Forschung wäre dagegen nach Ansicht der meisten Experten zulässig, wird aber nicht durchgeführt. Stattdessen konzentrieren sich heimische Wissenschaftler auf die Forschung an adulten Stammzellen.
Adulte Stammzellen: Ethisch unbedenklich
Diese ist nicht nur ethisch unbedenklich, sie hat auch andere Vorteile. So könnten adulte Stammzellen zu therapeutischen Zwecken - so das einmal möglich wird - direkt dem Patienten entnommen werden, dem sie später zu Gute kommen sollen. Abstoßungsreaktionen wären somit nicht zu erwarten.
EU-weit Debatten über die Finanzierung
Innerhalb der EU gab und gibt es teils heftige Diskussionen, ob die Forschung an embryonalen Stammzellen über das EU-Rahmenprogramm finanziert werden soll.

Unter anderem auf österreichisches Betreiben herrscht noch bis Ende des Jahres ein Moratorium für die Förderung, eine Verlängerung ist jedoch unwahrscheinlich. Die EU-Kommission hat sich erst kürzlich für Forschungsförderung an embryonalen Stammzellen ausgesprochen.
->   King's College London
->   Alles zum Stichwort Stammzelle in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010