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Neuer Schädling in Österreich: Metcalfa pruinosa  
  Ein neuer Pflanzen-Schädling ist vor kurzem im Osten Österreichs aufgetaucht: Eine Zikade, die Ziergehölze, Obstbäume und Weinstöcke befällt. Wie die Zikade nach Österreich gelangen konnte, ist allerdings unklar.  
Naheliegend ist laut Experten, dass sie auf Pflanzen - sei es von Händlern, sei es von Urlaubern - eingeschleppt wurde.
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Weiße Wachswolle verrät die Zikade
Weiße Wachswolle an Blättern und kleineren Zweigen verrät den Schädling: Metcalfa pruinosa ist eine Zikadenart aus der Familie der Schmetterlingszikaden. (Zirpen kann sie übrigens nicht). Das erwachsene Insekt ist - samt grauen Flügeln - etwa acht Millimeter klein. Typisch sind weiße Wachsflöckchen, die an den Tieren kleben. Die Larven sind von Wachswolle sogar nahezu bedeckt.
->   Infos und Bilder zu Metcalfa pruinosa
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Weinstöcke, Zier- und Obstbäume bevorzugt
Die Zikade saugt Pflanzensäfte aus ihrer Wirtspflanze. Der Schädling befällt laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) vor allem Thuje, Ahorn, Linde, Obstbäume oder Weinstöcke.
Aus Amerika über Italien nach Österreich
Die Zikade stammt aus Amerika, dort ist sie von New York bis Brasilien verbreitet. In Europa wurde sie erstmals 1979 entdeckt, und zwar im nördlichen Italien. Von dort aus eroberte sie Slowenien, Kroatien, Frankreich und Spanien - zuletzt auch die Schweiz und Tschechien. Vor sieben Jahren tauchte ein einzelnes Exemplar in Graz auf.
"Massenhaft" in einem kleiner Wiener Waldstück
Doch jetzt (seit Juli 2003) wurden zahlreiche Tiere in Wien (in einem kleinen Waldstück in der Leopoldau) gefunden - "massenhaft" wie es von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit heißt.
Was kann das kleine Insekt anrichten?
Den Schaden, den Metcalfa pruinosa anrichten kann, beschreibt Andreas Kahrer vom Institut für Pflanzengesundheit der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit:

"Der Schaden besteht darin, dass die Zikaden ihren Wirtspflanzen Saft entziehen. Diese süßen Pflanzensäfte werden ausgeschieden. Das schwächt die Pflanze. Auf den süßen Ausscheidungen - auch Honigtau genannt - können sich Schwärzepilze ansiedeln und es bildet sich Rußtau."

Dadurch werde die Pflanze ein weiteres Mal geschädigt, denn durch den rußigen Belag werde die Photosynthese behindert, so Andreas Kahrer.
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Mehraufwand für Landwirte, Schaden für Baumschulen
Außerdem müssen befallene Früchte - zum Beispiel Weintrauben - abgewaschen werden, ein Mehraufwand für Landwirte. Ein weiteres Problem hat sich in betroffenen Staaten gezeigt: Sind Ziersträucher oder Obstsetzlinge weiß beflockt, kann das für Baumschulen einen wirtschaftlichen Schaden bedeuten. Um die Ware noch absetzen zu können, müssen sie Spritzmittel verwenden.
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Zikadenwespe als natürlicher Gegenspieler
Gegen die Zikade kann man mit Spritzmitteln vorgehen oder jüngere Zweige in der kalten Jahreszeit zurückschneiden, da sich daran viele überwinternde Eier befinden. Doch auch mit "biologischen" Mitteln kann man Metcalfa pruinosa beikommen, sagt Andreas Kahrer von der AGES gegenüber dem ORF-Radio: mit der Zikadenwespe.

"Die Zikadenwespe stammt ursprünglich aus Nordamerika und ist dort ein wichtiger Gegenspieler der Metcalfa. Sie wurde bereits vor zehn Jahren in Südeuropa eingesetzt."

Da die Zikadenwespe bei uns nicht heimisch ist, prüft die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit gerade, ob und unter welchen Bedingungen die Wespe in Österreich ausgesetzt werden kann.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Aktuelle Informationen, Hinweise und Fotos der AGES
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->   Eingewanderte Arten "flüchten" vor Parasiten (6.2.03)
->   Invasoren im Tier- und Pflanzenreich (18.2.02)
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01.01.2010