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Helicobacter pylori legt Immunabwehr im Magen lahm  
  Münchner Forscher haben eine Erklärung für die Hartnäckigkeit des weit verbreiteten Magenbakteriums Helicobacter pylori gefunden: Der Auslöser von Gastritis, Magengeschwüren und im Extremfall auch Magenkrebs unterdrückt gezielt die lokale Immunabwehr in dem Verdauungsorgan.  
Verhindert Aktivierung von T-Zellen
Bettina Gebert und Kollegen vom Max von Pettenkofer-Institut der Universität München fanden heraus, dass Helicobacter pylori durch ein Gift die Aktivierung von T-Zellen verhindert.

Diese töten normalerweise infizierte Zellen und steuern die Aktivitäten weiterer weißer Blutkörperchen. Ihre Arbeit stellen die Forscher in "Science" vor.
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Die Studie ist unter dem Titel "Helicobacter pylori Vacuolating Cytotoxin Inhibits T Lymphocyte Activation" in "Science" (Bd. 301, S. 1099, Ausgabe vom 22. August 2003) erschienen.
->   Science
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Funktion wie nach Organtransplantationen
Demnach sondert der Erreger das Toxin VacA ab, das auf zweierlei Weise ein Eingreifen der "Körperpolizei" verhindert: VacA unterbricht die Übertragungswege der T-Zellen und stoppt die Aktivität von Genen, die die lokale Immunabwehr im Magen steuern.

Das Gift funktioniere damit ähnlich wie das Immunsystem-unterdrückende Medikament FK 506, das bei Organtransplantationen verwendet wird, schreiben die Forscher.
->   Mehr über FK 506 (Labor Arndt)
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Helicobacter pylori
Das etwa drei Tausendstel Millimeter große Bakterium Helicobacter pylori gilt als Ursache für die Mehrheit aller Magengeschwüre. In den meisten Fällen setzt sich der Erreger schon in der frühen Kindheit in den Schleimhäuten fest. Dort verursacht er oft lebenslange Magenbeschwerden wie Entzündungen und Geschwüre und wird auch mit dem oft tödlichen Magenkrebs in Verbindung gebracht.

Helicobacter pylori bildet eine Substanz, die in den Stoffwechsel der Magenschleimhautzellen eingreift und indirekt dafür sorgt, dass zu viel Magensäure produziert wird. Es kommt zu einer chronischen Entzündung. Giftstoffe, die direkt vom Bakterium abgesondert werden, greifen die Magenschleimhaut an. So können Geschwüre auch ohne die vermehrte Produktion von Magensäure entstehen.
->   Mehr dazu in: Einem tödlichen Bakterium auf der Spur (14.12.01)
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Therapien: Magensäure-Hemmer und Antibiotika
Weltweit trägt fast die Hälfte aller Menschen das Bakterium Helicobacter pylori in sich. In Industriestaaten ist es etwa jeder Dritte, in Entwicklungsländern sind es jedoch oft mehr. Nur ein Teil der Infizierten erkrankt.

Bei ihnen zieht sich das Leiden oft über Monate oder sogar Jahre hin und kann chronisch werden, wenn es nicht behandelt wird. Neben Magensäure-hemmenden Medikamenten ist eine Antibiotikatherapie gegen den Keim die zweite Säule der Behandlung.
->   Max von Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
->   Mehr über Helicobacter pylori (medicine worldwide)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Impfung gegen Magengeschwüre kommt bald (25.7.02)
->   Helicobacter-Behandlung kann Krebs verhindern (14.9.01)
 
 
 
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01.01.2010