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Amselsterben breitet sich in Österreich aus  
  Das Amselsterben breitet sich in Österreich aus. War es zu Beginn vor zwei Jahren auf den Raum Wien beschränkt, sind heute bereits weite Teile von Niederösterreich betroffen.  
Usutu-Virus stammt aus Afrika, ...
Ausgelöst wird das Amselsterben durch ein aus Afrika eingeschlepptes Virus - das Usutu-Virus. Bevor es im Sommer 2001 bei uns auftauchte, kannte man es ausschließlich in Zentral- und Südafrika.

Man geht davon aus, dass das Virus von Zugvögeln eingeschleppt wurde. Nachdem das Genom zur Gänze entschlüsselt ist, weiß man, dass die bei uns aufgetauchte Version zu 95 Prozent mit dem afrikanischen Usutu-Virus genetisch ident ist.
... wo keine Epidemien bekannt sind
In Afrika gab es bisher keine dem Amselsterben in Österreich vergleichbare Epidemie. Ob die Virulenz des bei uns auftretenden Virus auf die wenngleich sehr geringen genetischen Abweichungen zurückzuführen ist, kann bisher nicht gesagt werden.

Es könnte auch sein, dass sich die Vögel in Afrika bereits an das Virus adaptiert haben, das Immunsystem über die vielen Jahre, die es das Virus in Afrika gibt, gelernt hat, den Erreger in Schach halten kann.
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Usutu- und Westnil-Virus: Zwei Flaviviren
Usutu gehört so wie das Hirnhautentzündungen auslösende Westnil-Virus zur Familie der Flaviviren. Doch obwohl das Usutu-Virus dem Westnil-Virus sehr ähnlich ist, kann davon ausgegangen werden, dass es für den Menschen unvergleichbar weniger gefährlich ist.

In den USA sind bereits viele Todesopfer nach einer Westnil-Virusinfektion zu beklagen. Seit dem ersten Amselsterben im Sommer 2001 wird von Österreichs Gesundheitsbehörden streng überwacht, ob es ob es zu einem Ansteigen von Hirn- oder Hirnhautentzündungen kommt. Bisher wurden keine Beobachtungen in diese Richtung gemacht. "Leichte" Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellung oder Hautausschläge sind durchaus möglich. Dass das Virus auch Menschen infizieren kann, ist jedenfalls eindeutig nachgewiesen - an einem Patienten in Afrika.
->   Ursache des Wiener Amselsterbens ist geklärt (22.4.02)
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Von Zugvögeln eingeschleppt
Das Usutu-Virus ist mit einiger Wahrscheinlichkeit von Zugvögeln eingeschleppt worden. Es dürfte ein Zufall gewesen sein, dass es genau dieses Virus war. Denn in Afrika lauern noch viele andere Viren, um auf diesem Weg die Reise um die Welt anzutreten, meinte der Virologe Norbert Nowotny von der Wiener Universität für Veterinärmedizin im ORF-Radio.

Bisher kennt man in Afrika mehr als 200 Flaviviren - viele von ihnen sind humanpathogen, d.h. sie können den Menschen infizieren und krank machen. So wie das Usutu-Virus könnte jederzeit ein weiteres exotisches Virus nach Österreich eingeschleppt werden.
Alle toten Vögel sind zu untersuchen
Nach Experten-Ansicht müssen daher alle toten Vögel genau auf deren Todesursache untersucht werden, weil nicht auszuschließen ist, dass wieder ein neues Virus aufgetaucht ist.

Darüber hinaus zählen die Flaviviren zu jene Viren, die ihr genetisches Material sehr leicht austauschen können, sodass daraus neue Viren entstehen, die ein höheres Gefährdungspotenzial haben.
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Tote Amseln an VetMed schicken!
Amseln sind besonders Usutu-Virus-empfindlich. Das zeigt sich daran, dass mehr als 95 Prozent der an einer Usutu -Virus-Infektion verstorbenen Vögel Amseln sind; daneben traf es vereinzelt Sperlinge, Blaumeisen, sowie Bartkäuze in Schönbrunn. Findet man eine tote Amsel, so sollen diese entweder an das
-'Institut für Pathologie oder das
- Institut für Virologie der Universität für Veterinärmedizin in Wien, 1210 Veterinärplatz 1 geschickt werden.
->   Universität für Veterinärmedizin
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Die Amsel: Der natürliche Feind vieler Schadinsekten
Nicht nur weil auch dem Menschen eine Bedrohung erwachsen könnte, wäre es fatal, dem Amselsterben tatenlos zuzuschauen. Amseln sind die natürlichen Feinde einer ganzen Reihe von Schadinsekten. Eine Reduktion der Amselbestände hätte auch ökologische Auswirkungen.
Bisher waren v.a. Gelsen die Überträger ...
Aber kann man mehr tun als nur zuzuschauen? Die einzige Möglichkeit das Sterben der Tiere einzudämmen wäre die Überträger - das sind bei uns in erster Linie verschiedene Gelsen - zu bekämpfen.

Nur gibt es heuer bei uns witterungsbedingt sogar beträchtlich weniger Gelsen als sonst. Nichtsdestotrotz breitet sich das Amselsterben aus, was darauf schließen lässt, dass das Virus mittlerweile auch von Vogel zu Vogel übertragen wird.
... nun auch Vogel-Vogel-Übertragung?
In einem vom Gesundheitsministerium finanzierten Forschungsprojekt versucht man nun mehr über das Virus, seine Übertragungswege, seine Rekombinationskapazität herauszufinden.

Weiterer Schwerpunkt des Projektes ist es genau zu überwachen, wohin sich das Virus ausbreitet. Zur Zeit werden neben Wien und Niederösterreich auch im Burgenland und Oberösterreich alle tot aufgefundenen Vögel untersucht, weil nicht auszuschließen ist, dass das Usutu-Virus auch bereits diese Grenzen überschritten hat.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010