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Lieben-Laufen-Lernen: "Erfolgreiches" Altern  
  Biologisch betrachtet ist Altern eine Ansammlung von Fehlern in den Körperzellen, die einmal zum Tod führt. Diesen Prozess kann man zwar nicht aufhalten, aber doch das Beste daraus machen, meinten Alternsforscher beim Forum Alpbach. Die passende Strategie dafür: "Lieben-Laufen-Lernen".  
Was ist Altern?
Die Frage, was Altern eigentlich ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn eigentlich ist in unserem biologischen Programm gar nicht vorgesehen, dass wir überhaupt sterben, meinte der britische Alternsforscher Tom Kirkwood im ORF-Radio.

In der Evolution des Menschen mussten vorrangig jene Elemente gestärkt werden, die das blanke Überleben und die Fortpflanzung des Individuums sichern konnten. Für "langes Leben" blieb da wenig Kapazität übrig, so Kirkwood.
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"Altern" beim Forum Alpbach
Das Altern der Gesellschaft ist ein zentrales Thema beim diesjährigen Forum Alpbach in Tirol. In der vergangenen Woche beim Reformgespräch ging es um die gesellschaftspolitischen Auswirkungen etwa auf das Pensions- oder das Gesundheitssystem. Beim heute Alpbacher Gesundheitsgespräch geht es um die medizinischen Aspekte des Alterns.
->   Mehr über das Forum Alpbach in science.ORF.at
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Altern ist eine Ansammlung von Fehlern
Dass wir aber doch älter werden (und letztlich sterben) ist laut Kirkwood schlicht auf eine Anhäufung von Fehlern in den Körperzellen zurückzuführen. Es braucht insgesamt 50 Zellteilungen, bis aus einer einzigen Zelle zu Beginn des Lebens der ganze Körper eines Menschen entstanden ist. Dabei entstehen sozusagen Fehlkopien.

Kirkwood vergleicht es mit der Kopie von einer Kopie von einer Kopie ... Wenn man das 50mal macht, wird das kopierte Bild auch immer fehlerhafter, so Kirkwood.

Langlebigkeit ist demnach also die Fähigkeit, mit den angehäuften Fehlkopien im Körper zurecht zu kommen.
Individuelle Faktoren für den Alterungsprozess
Die Gene entscheiden laut Kirkwood zu einem Viertel, wie alt ein Mensch wird. Der Rest sind persönliche Faktoren, wie Ernährung und Lebensstil und vor allem Umwelteinflüsse.

Insbesondere zwischen Umweltfaktoren - soziales Umfeld, Verschmutzung, Stress etc. - und Altern bzw. Sterben bestehe ein sehr enger Zusammenhang, meinte auch der Innsbrucker Alternsforscher und FWF-Präsident, Georg Wick.

Die Gene sind das Gewehr, die Natur drückt ab, formulierte Wick es plakativ.
Maximale Lebenszeit ist nicht verändert worden
Trotz aller medizinischer Fortschritte sei die maximale Lebenszeit (die für den Menschen bei etwa 120 Jahren angesetzt wird) bisher nicht verändert worden. Der Mensch sei ein optimaler Kompromiss der Natur, so Wick. Viele Alterserscheinungen und
-krankheiten seien gleichsam der Preis für Vorteile in der Jugend.

Als Beispiel nennt Wick die Verkalkung: In der Jugend sei es wichtig, das Kalk in die Knochen eingelagert wird und so ein starker Knochenbau entsteht. Im Alter führe derselbe Mechanismus zu Gefäßverkalkung.
Im Alter wird alles schlechter
Vehement wendet sich Wick gegen jene Heilspropheten und auch Politiker, die verkünden, dass man sich aufs Alter freuen soll.

Die Realität ist: Im Alter wird alles schlechter, sagt Wick. Wir können nur versuchen, das beste aus der Situation zu machen.
Lieben - Laufen - Lernen
"Lieben - Laufen - Lernen": Das ist das Rezept von Georg Wick für "erfolgreiches Altern".

Wobei er unter Lieben alle Formen der Kommunikation und des Umgangs mit anderen Menschen meint. Laufen heißt für Wick generell auf seinen Körper zu hören und reicht von gesunder Ernährung bis zu Bewegung. Lernen schließlich bedeutet, die geistige Beweglichkeit bis in hohe Alter zu erhalten.

Das Altern überhaupt aufzuhalten, das sei nicht möglich. Darüber sind sich Wick und Kirkwood einig.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   Forum Alpbach
 
 
 
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01.01.2010