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Patientenautonomie und knappe Gesundheitskassen  
  Was heißt Patientenautonomie in Zeit knapper werdender Gesundheitskassen? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Gesundheitsgespräche beim Forum Alpbach.  
Die wichtigste Erkenntnis daraus: Selbstbestimmung hat nicht nur Vorteile für die Patienten.
"Gesundheitsmarkt": Kein Markt im klassischen Sinn
Wenn es tatsächlich einen Gesundheitsmarkt gäbe, wären die Mediziner die Anbieter und autonome Patienten die Konsumenten, sagte Bernhard Felderer, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Wien.

Und Autonomie der Konsumenten, d.h. der Patienten konsequent zu Ende gedacht, bedeute: der Arzt und das Krankenhaus sind Dienstleister - der Patient würde aufgrund seines Wissens selbst entscheiden, wen er als Arzt wählt, welche Therapie, ja sogar, welche Medikamente.

Und es würde bedeuten, dass das qualitativ beste "Produkt" zu einem möglichst niedrigen Preis angeboten würde.
Gesundheitssystem hat zwei Besonderheiten
Doch das Gesundheitssystem funktioniert nicht wie ein Markt. Denn einerseits wird von Gesundheitsleistungen verlangt, dass sie für alle gleichermaßen zugänglich sind, unabhängig von ihrer Finanzkraft.

Andererseits haben die Ärzte einen enormen Informationsvorsprung gegenüber den Patienten. Die Folge ist, dass der Anbieter dem Konsumenten oft sogar vorschreibt, was der kaufen soll.
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Mehr Patientenautonomie durch das Internet?
Felderer glaubt allerdings, dass Information aus dem Internet die Autonomie der Patienten stärken werde. Denn zumindest bei chronischen Krankheiten gebe es mittlerweile enorm viele auch gute Informationen im Internet. Die Informationsasymmetrie im Gesundheitssystem werde also geringer, meint Felderer.
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Autonomie hat auch Nachteile für den Patienten
Der deutsche Medizinrechtler und Ethiker Jochen Taupitz glaubt, dass der Zwang zu Autonomie den Patienten sogar stärker verunsichert. Viele Patienten ließen sich gerne die Entscheidung über medizinische Maßnahmen von ihrem Arzt abnehmen, sagte Taupitz.

Die heute geforderte Selbstbestimmung der Patienten verlange von diesen auch Selbstverantwortung. Und das nicht nur im Hinblick etwa auf die einzelne Therapieentscheidung. Auch der Zwang zum Sparen im Gesundheitswesen werde immer öfter auf die Patienten abgewälzt, so der Ethiker.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   Forum Alpbach
->   Institut für Höhere Studien (IHS)
->   Mehr über das Forum Alpbach in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010