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Hormonelle Empfängnisverhütung zum Kleben  
  Hormonelle Empfängnisverhütung zum Kleben statt zum Schlucken: Mit 1. September wird es auch in Österreich das erste Verhütungspflaster (EVRA) für Frauen geben. Glaubt man den Experten, so bietet das Kontrazeptivum einige Vorteile gegenüber der "Pille", die derzeit noch unangefochten die heimische "Rangliste" der Verhütungsmittel anführt.  
In den USA zweithäufigst verordnetes Kontrazeptivum
Bei der Präsentation der neuen Methode für Frauen Mittwoch Vormittag in Wien betonten österreichische Spezialisten die möglichen Vorteile: einfache Anwendung und Verhinderung des "Pille"-Vergessens sowie gleichmäßige Hormonkonzentrationen im Blut während der jeweils eine Woche pro Pflaster dauernden Anwendung.

Die Wiener Gynäkologin Doris Gruber in ihrem Statement über das Verhütungspflaster des Pharmaunternehmens Janssen-Cilag: "Mit EVRA bricht eine neue Ära in dem schon bisher erfolgreichen Kapitel der hormonellen Verhütung an. In den USA ist diese Methode schon das am zweithäufigsten verordnete Kontrazeptivum."
Haut nimmt Östrogen und Gestagen auf ...
Das Pflaster - laut den Experten für alle Frauen geeignet, die für eine hormonelle Empfängnisverhütung in Frage kommen - gibt nach dem Aufkleben auf die Haut eine Woche eine konstante Menge der Hormone Ethinylestradiol (Östrogen) und Norelgestromin (Gestagen) ab. Sie werden durch die Haut aufgenommen.
... laut Studien gleich effektiv wie Pille
Ein Pflaster wirkt sieben Tage mit zwei zusätzlichen Tagen an Sicherheit. Es sollte jeweils am selben Wochentag gewechselt werden. Nach drei Pflastern wird eine Woche lang pausiert, es kommt zur Blutung. Der Wiener Gynäkologe und Endokrinologe Johannes Huber: "In weltweit durchgeführten direkten Vergleichsstudien war das Verhütungspflaster gleich effektiv wie die 'Pille'."
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Mögliche Vorteile: Kein Vergessen mehr
Ein Vorteil könnte laut den Fachleuten die nur einmal wöchentliche Anwendung sein. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, wonach 50 Prozent der Benutzerinnen von oralen Kontrazeptiva zumindest gelegentlich auf die Einnahme vergessen.

Bei 20 Prozent ist das sogar häufiger der Fall. Etwa ein Drittel ungewollter Schwangerschaften soll auf Anwendungsfehler der Verhütungsmethode zurückzuführen sein.
->   25 Fragen und Antworten zu Evra (Janssen-Cilag)
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Durchfall und Erbrechen spielen keine Rolle
Der Vorstand der Universitäts-Frauenklinik in Wien Peter Husslein: "Einfache Anwendung durch wöchentliche Applikation machen den zukünftigen Anwenderinnen das Leben leichter und bedeuten für uns einen großen Schritt dahingehend, Verhütung noch sicherer zu machen." Auch Durchfall und Erbrechen spielen keine negative Rolle mehr, was die Sicherheit angeht.
Bei 1,8 Prozent löste sich das Pflaster ab
Laut den Daten aus klinischen Studien mit rund 70.000 verwendeten Verhütungspflastern lösten sich während der Benutzung 1,8 Prozent der Pflaster ab und mussten ersetzt werden. Nach einiger Zeit Anwendung sank diese Rate auf 0,6 Prozent. Baden, Sauna-Besuch und Sport sollen keine Auswirkung auf die Haftfähigkeit haben.
Gleichmäßiger Hormonspiegel im Körper
Als potenzieller Vorteil wird von den Spezialisten auch hervorgehoben, dass es bei der Anwendung des Verhütungspflasters zu einem gleichmäßigen Hormonspiegel im Körper kommt. Das soll auch die Nebenwirkungsrate (vermehrte Blutgerinnung bzw. Thrombosen, Gewichtszunahme) hormoneller Kontrazeption verringern.
Verhütung in Österreich: Von "Pille" bis zu "Aufpassen"
Wie das Verhütungspflaster ankommt, wird sich zeigen. Noch ist die Rangliste der Empfängnisverhütung in Österreich jedenfalls klar geordnet: Zuerst kommt die "Pille", dann das "Kondom", schließlich die Spirale. So sieht die Liste der Methoden bei den Österreicherinnen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren aus.

Das ergibt sich aus einer repräsentativen Umfrage von Fessl/GfK aus Anlass der Vorstellung des Verhütungspflasters EVRA.
Sichere Verhütung und bessere Kontrazeptiva
In der Umfrage unter 900 Frauen in allen Bundesländern zeigte sich zunächst der Wunsch der Frauen nach sicherer Empfängnisverhütung. Der Aussage "Ich möchte Sex unbelastet erleben können, da muss man einfach sicher verhüten" stimmten 83 Prozent der Befragten "sehr" und 13 Prozent "eher" zu.

Ähnlich groß ist der Wunsch nach besseren als den vorhandenen Kontrazeptiva. Dem Satz "Ich würde mir wünschen, dass es bessere Verhütungsmethoden gibt", stimmten 28 Prozent der Frauen "sehr" und 30 Prozent "eher" zu.
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Rangliste: Welche Methoden verwendet werden
Die Rangliste der von den 900 Frauen mit Partner verwendeten Methoden zur Empfängnisverhütung:

- 41 Prozent benutzen die "Pille"
- 19 Prozent greifen zum Kondom
- 15 Prozent verwenden die Spirale
- Sechs Prozent der Frauen haben sich sterilisieren lassen.
- Fünf Prozent meinen, mit "natürlicher Familienplanung" unerwünschte Schwangerschaften verhüten zu können.
- "Aufpassen" ist für drei Prozent im Bett angesagt.
- Drei Prozent der Männer haben sich sterilisieren lassen.
- Hormonimplantate, Monatsspritze (je zwei Prozent), Barrieremethoden und der Hormon-abgebende Verhütungsring (je ein Prozent) landen abgeschlagen auf den Plätzen.
->   Mehr dazu in oesterreich.ORF.at
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"Pille" vergessen oder geplatztes Kondom?
61 Prozent der Frauen gaben an, schon auf die Einnahme der "Pille" vergessen zu haben. 54 Prozent berichteten von unregelmäßiger Einnahme, 36 Prozent gaben gar an, innerhalb eines Monats die "Pille" schon zwei Mal oder öfter vergessen zu haben. 23 Prozent berichteten vom Platzen eines Kondoms.

Allerdings, selbst bei Unsicherheit bezüglich der Wirksamkeit der benutzten Verhütungsmethode sagen 61 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer, dass sie "nie" ein zusätzliches Verhütungsmittel verwendeten, wenn sie unsicher waren, ob die "Pille" wirksam war.
->   Evra (Janssen-Cilag)
->   Mehr über das Verhütungspflaster in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010