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Kern-Isomerie: Neue Waffengeneration in Sichtweite  
  Eine neue Art von Atomwaffen, die weder auf Kernspaltung noch auf -fusion beruhen, könnte schon in wenigen Jahren Realität werden. Das Zauberwort - oder Schreckgespenst: Kernisomerie.  
Solche Waffen würden nicht nur die bisher gezogenen Grenzen zwischen konventionellen und Atom-Waffen verwischen, sondern auch politische Konsequenzen haben, berichtet der "New Scientist".
Das passende Element: Hafnium
Physiker machen sich die Tatsache zu Nutze, dass manche Atomkerne in verschieden angeregten Zuständen - so genannten Isomeren - existieren können. Ein heißer Anwärter für die Verwendung als Bombe ist das Element Hafnium. Es gibt es als "Hafnium-178" und angeregtes "Hafnium-178m2", wobei beide Atomkerne die gleiche Zahl an Protonen und Neutronen besitzen, daher sind es Isomere.
->   Mehr über Hafnium
Künstlicher Zerfall durch Röntgenstrahl-Beschuss ...
Normalerweise zerfällt das angeregte Hafnium langsam - mit einer Halbwertszeit von 31 Jahren - zu Hafnium im Zustand der niedrigen Energie. Beim Zerfall entsteht ein Gamma-Blitz, ein energiereiches Photon wird abgegeben. Ende der neunziger Jahre entdeckten US-Forscher, dass man den Zerfall auch künstlich auslösen kann, indem man das Isomer mit Röntgenstrahlung beschießt.
... führt zur Freisetzung hoher Energien
Im Experiment kam 60 Mal mehr Energie in Form von Gammastrahlung heraus, als die Physiker an Röntgenstrahlung investierten, theoretisch könnte es noch viel mehr sein. Damals entstand auch die Idee, das Material als Waffe einsetzen zu können.
Angeregtes Hafnium aus Tantal
Bevor eine mögliche Bombe gebaut werden kann, muss aber erst einmal genügend angeregtes Hafnium-178m2 produziert werden. Das geht bisher lediglich in kleinen Mengen: Es wird das Element Tantal mit Protonen beschossen und dieses zerfällt dann in das angeregte Hafnium.

Hill Roberts von SRS Technologies in Huntsville (US-Bundesstaat Alabama), die heute Hafnium auf diese Weise herstellen, glaubt, dass es in Zukunft einfachere Möglichkeiten geben wird. Er prophezeit, dass es bereits in fünf Jahren angeregtes Hafnium in Gramm-Mengen geben werde.
Gammastrahlen töten, wenig Fallout
Damit wären dann bereits Hafnium-Bomben möglich. Zum Vergleich: ein Gramm des angeregten Elements hat so viel Energie gespeichert wie 50 Kilogramm TNT. Die Zündung einer derartigen Isomer-Bombe würde hochenergetische Gamma-Strahlung freisetzen und alles Leben in der unmittelbaren Umgebung sofort töten. Der Fallout wäre vergleichsweise gering, allerdings würde nicht sofort zerfallenes, angeregtes Hafnium die Umgebung auf lange Zeit verseuchen.
Vor neuem Wettrüsten?
Es sei zu befürchten, dass für Kernspaltungs- und Wasserstoffbomben getroffene internationale Vereinbarungen im Fall von Isomer-Waffen nicht eingehalten würden, hieß es. Jedenfalls brächten Besitz oder Einsatz derartiger neuer Bomben entscheidende Vorteile für kriegsführende Staaten. Ein neues Wettrüsten auf allen Ebenen sei jedenfalls möglich, so "New Scientist"'.
->   New Scientist
->   SRS Technologies
 
 
 
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01.01.2010