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Demograph: Zuwanderung gegen "Vergreisung"  
  Die aktuellen Fragen über den Lebensstil junger Menschen und ihren Beitrag zum Bevölkerungswachstum können nicht bloß mit Familienpolitik beantwortet werden - sondern nur mit zielgerichteter Zuwanderung, meint ein Demograph.  
Dazu seien die EU-Länder aber - teils aus historischen, teils aus populistischen Gründen - kaum bereit, so der Demographie-Experte Rainer Münz am Mittwoch beim Forum Alpbach. Er warnte vor einer "Vergreisung Europas", die mit Familienpolitik allein nicht zu lösen sei.
USA "veralten" im Gegensatz zu Europa nicht
Alle Studien, die die Bevölkerungsentwicklung bis zirka 2050 vergleichend analysieren, gehen davon aus, dass alle Industriegesellschaften - auch die EU - massiv vergreisen und gleichzeitig zahlenmäßig abnehmen.

Einzige Ausnahme: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Ihre Bevölkerung würde sogar ohne Zuwanderung leicht ansteigen, dies vor allem deshalb, weil die bereits in den USA lebenden Einwanderer aus traditionell kinderreichen Kulturkreisen kommen. Ihre Lebensweise würde in der neuen Heimat ihre Fortsetzung finden.
Europa für Migranten nicht so attraktiv ...
Europa stehen demographiepolitisch gesehen hingegen ungemein schwierige Zeiten bevor, zeigte sich Münz überzeugt. Der Kontinent sei für Migranten bei weitem nicht so attraktiv wie die USA, und dies aus verschiedenen Gründen: Die eher ablehnende Haltung in Politik und Gesellschaft gegenüber Einwanderern beruhe nicht zuletzt auf einem Verständnis der Europäer, Migranten negativ zu konnotieren.
... wegen vorwiegend negativer Konnotationen
Während die US-Amerikaner in der Regel stolz darauf seien, Nachkommen "erfolgreicher Einwanderer" zu sein, die es zu etwas gebracht hätten, sei die Definition von Migranten in Europa eher mit Begriffen wie Armut, soziale, ökonomische oder religiöse Unverträglichkeit gekennzeichnet, während man sich selbst als "erfolgreiche Daheimgebliebene" sehe.
"Jede Gesellschaft bekommt Einwanderer, die sie verdient!"
"Man könnte sagen, dass die Europäer früher froh waren, solche Menschen, die in die USA emigrierten, los zu sein", formulierte Münz überspitzt. Man dürfe sich also nicht wundern, wenn Europa heute Probleme habe, hochqualifizierte Immigranten zu bekommen. "Jede Gesellschaft bekommt die Einwanderer, die sie verdient!"
Drei Prozent mehr Immigranten in den USA
Diese Umstände lassen sich auch in den aktuellen Bevölkerungsstatistiken ablesen: Von den 388 Millionen Menschen in Westeuropa sind 31 Millionen Immigranten (fast acht Prozent); diesen stehen 284 Millionen US-Amerikaner gegenüber, von denen ebenfalls 31 Millionen nicht im Land geboren wurden (fast elf Prozent).
->   Beiträge von Rainer Münz für science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010