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"Läufer-Gen" mit zwei Varianten entdeckt  
  In Paris messen sich derzeit die internationalen Spitzensportler bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft - nun könnte eine aktuelle Studie die Debatte um deren genetische Ausstattung eröffnen: Australische Forscher haben demnach ein "Leichtathletik-Gen" entdeckt, das viele Sprinter und Langstreckenläufer - in jeweils verschiedenen Varianten - besitzen.  
Das so genannte Alpha-actinin-3 (ACTN3) produziert in einer Gen-Version (R) das Protein Actinin, das nur in den schnellen, für kraftvollen Kurzzeiteinsatz zuständigen Muskelfasern vorkommt.

In der anderen Version (X) hingegen wird Actinin nicht produziert, heißt es im britischen Fachjournal "New Scientist".
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Der Artikel "Elite athletes are born to run" von Andy Coghlan erscheint im aktuellen "New Scientist" vom 30. August 2003 (Nr. 2410, S. 4).
->   "New Scientist"
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Gen-Profile von mehr als 300 Top-Athleten
Ein Team um Kathryn North vom Neuromuskulären Forschungsinstitut der Kinderklinik in Westmead (Sydney) untersuchte dazu die genetischen Profile von mehr als 300 australischen Top-Athleten und verglich sie mit dem Erbgut einer Kontrollgruppe.

Das Ergebnis: 95 Prozent der Spitzen-Sprinter hatten zumindest eine R-Kopie, 50 Prozent sogar zwei - von jedem Elternteil eine. Die Ausdauersportler hingegen lagen mit 76 beziehungsweise 31 Prozent kaum über den Werten der Kontrollgruppe (72 und 30 Prozent).

Andererseits besaßen 24 Prozent der Langstreckler zwei X-Varianten - deutlich mehr als der Durchschnitt der Kontrollgruppe (18 Prozent). Bei den Sprintern hingegen wiesen lediglich fünf Prozent zwei X-Kopien in ihrem Erbgut auf.
Exakte Funktion von Actinin noch unklar
"Nach meiner Auffassung bedeutet die Abwesenheit von ACTN3, dass die Muskeln dieser Person besser für Ausdauerbelastungen geeignet sind", wird Kathryn North im "New Scientist" zitiert.

Die exakte Funktion des Proteins ist derzeit aber noch unklar. "Es könnte eine größere Leistung für die Absorption oder Übertragung von Kraft während schneller, kräftiger (Muskel)Kontraktionen verleihen", spekuliert North. Ihr Team führt derzeit Labor- und Tierstudien zur Klärung dieser Frage durch.
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Die Originalstudie wurde unter dem Titel "ACTN3 Genotype Is Associated with Human Elite Athletic Performance" im "American Journal of Human Genetics" (AJHG) S. 627 ff. veröffentlicht.
->   "American Journal of Human Genetics"
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Fitness: 73 Gen-Regionen bekannt
Insgesamt sind nach Angaben von North bislang rund 73 Gen-Regionen bekannt, die in weitestem Sinn mit Fitness zu tun haben. Mit Leichtathletik wird vor allem das so genannte ACE zusammengebracht, das die Sauerstoffverbrennung und den Muskelaufbau beeinflusst.

ACE-Entdecker Hugh Montgomery vom University College London hat laut "New Scientist" zudem noch unveröffentlichte Ergebnisse, die auf ein drittes Gen hindeuten, welches seine Träger für gesteigerte physische Leistungen prädisponiert.
Talent-Suche via Gen-Screening?
Montgomery hält eine Lauftalent-Suche via Gen-Screening dennoch für Unsinn: Es sei sehr unwahrscheinlich, dass es ein Gen geben werde, welches als Hauptindikator für sportliche Leistungen dienen könne.

Schließlich kämen viele Faktoren hinzu - etwa der Einfluss von Körperbau, Lungenvolumen, Herzleistung, Stoffwechsel-Effizienz und nicht zuletzt Persönlichkeit.
->   Institute of Neuromuscular Research
->   Alles zum Stichwort Sport in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010