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Fischart: Geschlecht je nach Bedarf  
  Eine an Korallenriffen lebende Fischart, die Meergrundel, kann den Zeitpunkt ihrer Geschlechtsreife wie auch das Geschlecht selbstständig bestimmen. Wahl und Zeitpunkt sind dabei von sozialen Bedingungen abhängig.  
Bei Untersuchungen am Great-Barrier-Riff fand J. P. Hobbs von der australischen James Cook University in Townsville heraus, dass die jugendlichen Meergrundeln vor allem dann geschlechtsreif werden, wenn sie einen erwachsenen Fisch ihrer Art treffen.

Handelt es sich dabei um ein Weibchen, so wird aus den Heranwachsenden ein Männchen. Treffen sie dagegen auf ein Männchen, so wählen sie das weibliche Geschlecht.
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J. P. Hobbs veröffentlichte die Ergebnisse seiner Arbeit in "Fresh Science", einer nationalen Initiative, die junge australische Wissenschaftler bei der Publikation ihrer Forschungsergebnisse unterstützt.
->   Fresh Science 2003 - Puberty blues: goby fish choose their sex to find a mate
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Lebensart bestimmt das Geschlecht
"Bisher wussten wir nur, dass es mehrere Fischarten gibt, die ihr Geschlecht ändern können, um die Population zu erhalten", sagt Hobbs. "Jetzt wissen wir auch, dass es anscheinend möglich ist auch den Zeitpunkt der Geschlechtsreife zu bestimmen."

Dieses Verhalten hängt laut Hobbs unmittelbar mit dem Lebensstil der an Korallenriffen lebenden Meergrundel zusammen: Die ausgewachsenen Tiere besetzen große Korallen als Lebensraum, in denen sie ein Brutpaar bilden.
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Die Meergrundeln
Grundeln 1. (Meergrundeln; Gobiidae), Fischfamilie mit über 400 Arten; meist 5-10 cm lang, mit zwei Rückenflossen und trichterförmigem Saugnapf, der durch Verwachsung der Bauchflossen entsteht; Kopf und Augen groß; Bodenbewohner, hauptsächlich im Meer.
Kleinste Art die Zwerggrundel (Pandaka pygmaea), 11 mm, Philippinen. Coryphopterus nicholsii ist eine bis 12 cm lange Grundel der Pazifikküste von Südkalifornien bis Britisch-Kolumbien, Grundfisch der Küstenzone (bis 35 m Tiefe); Lebensweise unbekannt.
2. (Gründling; Gobio gobio), etwa 15 cm langer Karpfenfisch mit zwei kurzen Barteln; Grundfisch besonders fließender Gewässer.
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Warten auf einen freien Platz
"Denn jugendliche Tieren wird es nicht erlaubt mit den Erwachsenen zusammen zu leben. Die Jungen müssen in kleineren Korallen Unterschlupf finden, die nicht genug Platz für ein Brutpaar bieten," erklärt Hobbs.

Die Jungtiere warten darauf, dass einer der erwachsenen Fische stirbt oder gefressen wird, um dann in die größere Koralle einzudringen und mit dem verbliebenen Erwachsenen ein neues Brutpaar zu bilden.

"Wenn alle größeren Korallen besetzt sind, gibt es nur sehr wenige Möglichkeiten für eine jugendliche Meergrundel um 'glücklich' zu werden", meint Hobbs. "Daher scheint es durchaus Sinn zu machen, die Geschlechtsreife zu verschieben und das Geschlecht an den zukünftigen Partner anzupassen."
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Korallen und Korallenriffe
Korallen sind so genannte Blumentiere. Mit mehr als 6.500 Arten bilden sie die umfangreichste Klasse der Hohltiere und sind ein wesentlicher Bestandteil des globalen, marinen Ökosystems. Sie besiedeln über 50 Prozent der Meeresfläche, gedeihen am besten in nährstoffarmen Wasser und schaffen so einen Lebensraum für zahlreiche Meeresbewohner.

Korallenriffe gelten heute neben dem tropischen Regenwald als artenreichster Lebensraum der Erde. Über 400.000 Arten vermuten Wissenschaftler in den Riffen, die meisten davon sind Kleinlebewesen, die sich in den Kalk der Riffe bohren oder in den engen Spalten leben. Bekannt sind bis jetzt nur rund 60.000 Arten. Korallenriffe gibt es nicht nur - wie weithin bekannt - in den tropischen Ozeanen, sondern auch im Nordatlantik an Europas Küste.
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Zum Schutz der Art
Hobbs glaubt, dass auch andere Fischarten, die an Korallenriffen leben, die Fähigkeit haben ihr Geschlecht zu wählen und den Zeitpunkt ihrer Geschlechtsreife zu verschieben. Denn diese Fähigkeiten könnten für die Arterhaltung von Bedeutung sein.

"Es ist für uns sehr wichtig zu verstehen, was mit diesen Fischen passiert, da sie durch ihre Lebensweise wiederum andere Dinge beeinflussen, wie z. B. die Erhaltung des Riffes", sagt Hobbs.
->   James Cook University
->   Mehr über Korallenriffe in science.ORF.at
->   Mehr zum Thema "Fisch" in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010