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Antikrebs-Moleküle in Tumorzellen eingeschleust  
  Krebs gezielt bekämpfen, ohne gesundes Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen - diesem Ziel sind deutsche Forscher nun einen Schritt näher gekommen: Sie haben spezielle Moleküle in Tumorzellen eingeschleust.  
Die Strategie der Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Heidelberger Universitätsklinik erinnert an den Trick mit dem Trojanischen Pferd:

Maßgeschneiderte Moleküle werden dabei huckepack mit krebshemmenden Substanzen beladen und gezielt in Tumorzellen eingeschleust. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in der Fachzeitschrift "Angewandte Chemie" veröffentlicht.
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Der Artikel "Peptide-PNA Conjugates. Targeted Transport of Antisense Therapeutics into Tumors" von Walter Mier, Ramon Eritja, Ashour Mohammed, Uwe Haberkorn und Michael Eisenhut ist erschienen in "Angewandte Chemie" Int. Ed., Bd. 42, Seiten 1968-1971.
->   "Angewandte Chemie"
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Nebenwirkungen der Chemotherapie
Nach wie vor sind die Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie eines der größten Hindernisse in der Krebsbehandlung. Die eingesetzten Wirkstoffe unterscheiden nämlich nicht zwischen Freund und Feind:

Sie bekämpfen alle sich teilenden Zellen, aggressive Metastasen genauso wie gesunde Zellen, etwa in der Kopfhaut. Haarausfall ist dabei noch eine der eher harmlosen Nebenwirkungen.
Entartete Zellen gezielt bekämpfen
Ein vordringliches Ziel der Krebsmediziner ist es daher, entartete Zellen gezielt zu bekämpfen, möglichst bevor sie zu einem Tumor herangewuchert sind. So nehmen die Wissenschaftler zum Beispiel übermäßig aktive Gene ins Visier, die Krebszellen gegen Chemotherapeutika resistent machen, und unterdrücken sie mit so genannten Antisense-Oligonukleotiden.

Allerdings sind diese Gen-Blocker an molekularen Maßstäben gemessen recht groß und haben es schwer, in die Zellen einzudringen. Zudem greifen auch sie entartete und normale Zellen gleichermaßen an - Nachteile, die einer klinischen Anwendung der Antisense-Oligonukleotide bisher im Weg stehen.
Moleküle reisen huckepack mit künstlicher Substanz
Dem Team vom DKFZ sowie von der Universitätsklinik Heidelberg gelang es nun, Antisense-Oligonukleotide gezielt in Tumorzellen einzuschleusen, wie die Wissenschaftler in einer Aussendung mitteilten.

Dazu koppelten die Mediziner ihre krebshemmenden Moleküle an eine künstliche Substanz, die wie ein molekularer Schlüssel in das Schloss eines bestimmten Rezeptors passt, der sich vermehrt auf der Hülle von Tumorzellen befindet.

Auf diese Weise als "molekulare Trojanische Pferde" getarnt, ließen sich die Antisense-Oligonukleotide von den Rezeptoren ins Innere der Tumorzellen verfrachten.
Methode auch für größere Moleküle anwendbar
Bisher war es mit dieser Methode nur möglich gewesen, kleine Moleküle in Zellen zu bugsieren, etwa Zytostatika, welche die Zellteilung unterdrücken, oder Radioisotope zur inneren Bestrahlung.

"Unsere Methode zeigt, dass es möglich ist, auch größere Moleküle gezielt im Tumorgewebe anzureichern", sagt Eisenhut. "Als nächstes untersuchen wir in Tierversuchen, ob die molekularen Trojaner die Therapie mit Zytostatika verbessern könnten."
->   Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
->   Universitätsklinikum Heidelberg
->   Alles zum Stichwort Krebs in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010