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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Leben 
 
Donau-Vegetation im gesamten Flussverlauf untersucht  
  Mit einer Länge von 2.850 Kilometern ist die Donau - nach der Wolga - der zweitlängste Fluss Europas. Ihr Einzugsgebiet ist 817.000 Quadratkilometer groß. Sie bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren - wobei Pflanzen erst die Struktur für ein funktionierendes Ökosystem schaffen: Wo Wasserpflanzen vorhanden sind, steigt die Zahl der Organismen im Gewässer um das Drei- bis Vierfache an. Die Gewässervegetation der Donau wird nun erstmals im gesamten Flussverlauf genau untersucht.  
Am Institut für Ökologie und Naturschutz, Abteilung Hydrobotanik der Universität Wien wird eine quantifizierende Beschreibung der Gewässervegetation (Makrophyten) der Donau erarbeitet.

Die Ergebnisse der Feldforschung werden in Form einer für die statistische Absicherung der Aussagen ausreichend großen Datenbasis für die Donauländer und in Form von übersichtlichen thematischen Karten vorliegen.
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Projekt MIDCC gemeinsam mit Donau-Anliegerstaaten
An dem Projekt "Multifunctional Integrated Study Danube Corridor and Catchment", das vom Wissenschaftsministerium finanziert wird, sind Forschungsinstitute aus den Donau-Anliegerstaaten Deutschland, Ungarn, Slowenien, der Slowakei, Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien beteiligt. Projektabschluss ist im Mai 2005. Das auf einem geografischen Informationssystem basierende Konzept soll die Daten auch für Nutzer aus anderen Fachbereichen zugänglich machen.
->   MIDCC
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Untersuchungseinheit: Jeder einzelne Flusskilometer
Mit den Feldkampagnen 2002 und 2003 wurden bisher etwas mehr als zwei Drittel der Gesamtlänge der Donau untersucht und kartiert.

Untersuchungseinheit ist der Flusskilometer - wobei dort, wo die Donau zu tief ist, um in der Mitte einen Pflanzenbewuchs zuzulassen, die beiden Ufer getrennt aufgenommen werden.
Algen, Wassermoose, Farne ...
Die gesammelten Makrophyten - große Algen wie die Armleuchteralgen, Wassermoose, Schachtelhalme und Farne - werden nach Artenzahl und Menge dokumentiert:

- als digitales Bild, um auch die unterschiedlichen Lebensräume festzuhalten (eine Bilddatenbank ist im Aufbau);

- bei einzelnen Arten als Herbar, um Vergleiche anstellen zu können (das Herbarium soll in Bukarest und in Novi Sad entstehen);

- und in Alkohol konserviert, um die Pflanzen in ihrer ursprünglichen Form aufzubewahren (das Archiv soll zentral in Novi Sad eingerichtet werden).
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Weitere Faktoren wie Wassertrübung
Zusätzlich werden an den Untersuchungsstellen Habitatfaktoren (z. B. Bezug zum Sediment, Wassertrübung, Fließgeschwindigkeit, Vernetzung mit Hauptstrom, Seitenarmen etc) erfasst.
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Auch die Ufer werden kartiert
Kartiert werden auch die Ufer - nach Typus, Material etc. - unter Berücksichtigung der angrenzenden Landnutzung.

Bei den bisherigen Feldarbeiten zeigte sich ein interessantes Phänomen: Linkes und rechtes Ufer sind oft unterschiedlich stark bewachsen, sowohl was die Artenzahl wie die Menge betrifft. Die genauen Gründe dafür hoffen die Wissenschaftler mit Hilfe der statistischen Auswertung des gesamten Datenmaterials eruieren zu können.
Bisher rund 90 Arten von Wasserpflanzen nachgewiesen
Bisher wurden rund 90 unterschiedliche Wasser- und Gewässerrandpflanzenarten nachgewiesen. Die häufigste Pflanze im Hauptstrom ist das Hornkraut, eine Pflanze ohne Wurzeln, die mit speziellen Blättern im Sediment verankert ist. In Augewässern wie z. B. in der Lobau und der Alten Donau finden sich Armleuchteralgen.

Die systematischen und genauen Untersuchungen liefern jede Menge wertvoller und teils auch überraschender Aufschlüsse zur Biodiversität im Donaustrom. So kommen in Deutschland und Österreich Moose vor, die es sonst nirgends gibt. In Ungarn wiederum finden sich längere Strecken im Hauptstrom, die gänzlich ohne Bewuchs sind.
Zwei Neufunde zu Wasser und zu Land
In Bulgarien machten die Forscher im höhergelegenen Uferbereich einen Neufund: Bei der terrestrischen Pflanzenart handelt es sich höchstwahrscheinlich um die bei uns nicht heimische Ballota tenuifolia ("Schmalblättrige Nessel").

Auf eine neue Wasserpflanzenart - Cabomba caroliniana, die "Nordamerikanische Haarnixe" - stießen die Wissenschaftler in dem ausgedehnten Be- und Entwässerungsgrabensystem beim Nationalpark Kiskunsag am linken Donauufer zwischen Donau und Theiß wie auch im Bereich der natürlichen Donau-Altwässer des Gemenc-Nationalparkgebietes in Ungarn.
Aussagen zu Biodiversität, Seltenheit und Gefährdung

Das Inventar der Gewässervegetation und seine Darstellung in Karten (im Maßstab 1:50.000) ermöglichen genaue Aussagen zur Biodiversität, zur Seltenheit und der daraus abgeleiteten Schutzwürdigkeit, aber auch zur Gefährdung bestimmter Wasserpflanzenarten.

Solche Aussagen sind für Konzepte zur nachhaltigen Nutzung der Flusslandschaft und für überregionale Naturschutzanliegen - im Sinne der United Nations Convention on Biological Diversity - von Bedeutung.
->   Abteilung Hydrobotanik am Institut für Ökologie und Naturschutz
->   www.innovatives-oesterreich.at
->   International Commission for the Protection of the Danube River
->   United Nations Convention on Biological Diversity
 
 
 
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01.01.2010