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MS: Frühere Diagnose, bessere Lebensqualität  
  Frühere und genauere Diagnose, mehr Lebensqualität durch eine optimale Betreuung: In den vergangenen Jahren hat sich die Situation der rund 8.500 Österreicher mit Multipler Sklerose (MS) verbessert.  
Das belegt eine neue Umfrage, die am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt wurde.
Österreich: 100 von 100.000 betroffen
"Die Multiple Sklerose betrifft in Österreich etwa 100 von 100.000 Einwohnern. Es ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung von jungen Erwachsenen", erklärte der Leiter der Abteilung für Neurologie am Krankenhaus St. Pölten, Ulf Baumhackl.

Die Lebenserwartung habe sich "Gott sei Dank" so verbessert, dass sie der übrigen Bevölkerung entspreche, so der Experte weiter. Und: "Die Therapie hat sich gerade in den vergangenen fünf Jahren messbar verbessert" - auch durch neue Behandlungsstrategien mit Immunmodulatoren.
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Entzündungsreaktionen im Zentralnervensystem
Die MS bricht zumeist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren aus. Sie verläuft über Jahrzehnte hinweg. 85 Prozent der Betroffenen haben eine zunächst schubförmige Erkrankungsform. Doch mit jeder akuten Phase können sich die auftretenden Behinderungen - vor allem Lähmungserscheinungen - summieren.

Die in den vergangenen Jahren breit in die Behandlung der Patienten eingeführten Beta-Interferone und ein Copolymer (Glatirameracetat) sollen vor allem diese Schübe verhindern. Diese basieren auf Entzündungsreaktionen im Zentralnervensystem (Gehirn, Rückenmark), bei denen aggressive Immunzellen die "Isolierschicht" der Nervenzell-Fortsätze schädigen und sozusagen zu "Kurzschlüssen" führen. Nach etwa einem Dutzend Jahren Krankheit kann das bereits zu einer Invalidität führen, bei der die Betroffenen auf den Rollstuhl angewiesen sind.
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Die Ergebnisse der Umfrage
Im Sommer dieses Jahres hat die Österreichische MS-Gesellschaft eine Umfrage unter ihren 3.400 Mitgliedern durchgeführt. Es gab mehr als 1.200 Rückmeldungen. Ein Hauptergebnis: 69 Prozent der MS-Patienten fühlten sich weder "wirklich" krank, noch "wirklich" gesund.

Während sich noch 50 Prozent der 30-jährigen Patienten de facto gesund fühlten, fühlte sich die Mehrzahl der 60-Jährigen schon eher krank. Zwei Drittel wurden medikamentös behandelt, 36 Prozent mit den Immunmodulatoren (Interferon, Copolymer).

Ein sehr gute Ergebnis: Vier Fünftel der Patienten waren mit ihrer Behandlung zufrieden, sogar 87 Prozent der mit den Beta-Interferonen bzw. Copolymer Behandelten.
Forschungen an der Uniklinik Innsbruck
Einen wesentlichen Fortschritt könnten auch wissenschaftliche Arbeiten bedeuten, welche in den vergangenen Jahren an der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck durchgeführt wurden.
Antikörper im Blut - Fortschreiten von MS
Oberarzt Thomas Berger und sein Team haben in einer erst im vergangenen Juli im "New England Journal of Medicine" erschienen wissenschaftlichen Arbeit belegen können, dass das Vorhandensein von so genannten MOG- bzw. MBP-Antikörpern im Blutserum zu einer hohen Wahrscheinlichkeit mit einem Fortschreiten in Richtung einer echten MS verbunden ist.

Diese Antikörper sind offenbar Teil der krankhaften Reaktion des Immunsystems auf jene körpereigenen Myelin-Proteine, welche die Isolierschicht der Nervenzell-Fortsätze bilden.

Nach Angaben von Berger erlitten nur 23 Prozent der Patienten ohne diese Antikörper einen weiteren Krankheitsschub in einem mittleren Zeitpunkt von 45 Monaten. Hingegen kam es dazu bei 95 Prozent mit beiden Antikörpern binnen sieben bzw. 14 Monate.
Frühere Diagnose - erfolgreichere Behandlung?
Dies könnte in Zukunft dazu verhelfen, die besonders gefährdeten Menschen nach möglichen Erstsymptomen zu identifizieren und möglichst frühzeitig zu behandeln.

Wie Ulf Baumhackl erklärte, gebe es Studien, die gezeigt haben, dass man mit einer Behandlung nach dem ersten Krankheitsschub einen zweiten und somit den Ausbruch der MS hinausschieben könne. In einer Studie konnte demnach auch gezeigt werden, dass Patienten, welche sehr früh eine Therapie erhielten, auch nach fünf Jahren ein besseres Ergebnis hatten.
->   Österreichische MS-Gesellschaft
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01.01.2010