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WIFO: Stagnierende Forschungsquote trotz Sondermittel  
  Mit der für das Jahr 2006 von der Regierung angepeilten Forschungsquote, den Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen am Bruttoinlandsprodukt, von 2,5 Prozent könnte es schwierig werden. Denn trotz geplanter Sondermittel in Höhe von 600 Millionen Euro werde die Forschungsquote "auf dem unbefriedigenden Niveau von zwei Prozent" stagnieren, prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).  
Vorgeschlagen wird unter anderem auch ein zusätzlicher Betrag von 100 Millionen Euro für Forschungsfonds, Fachhochschulen und Universitäten - wie schon vergangene Woche führende Wissenschaftler sowie die Opposition forderten.
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Die Prognose des WIFO: Stagnation
Die Prognose des WIFO auf Basis der Budgets für 2003 und 2004 sowie der Fortschreibung der privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) bis 2006: Zwar werden die Forschungsausgaben um 3,9 Prozent ansteigen - wobei die Ausgaben des Bundes um 1,1 Prozent pro Jahr wachsen werden.

Dabei handelt es sich allerdings um ein deutlich geringeres Wachstum der Bundesausgaben als im Zeitraum 1998 bis 2002 (plus sieben Prozent pro Jahr), was dazu führen wird, dass trotz des Einsatzes von F&E-Sondermitteln in Höhe von 600 Mio. Euro in den Jahren 2004 bis 2006 "die Forschungsquote auf dem unbefriedigenden Niveau von zwei Prozent stagnieren würde".
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2,5 Prozent Forschungsquote: "Anspruchsvolles Ziel"
Die von der Regierung für das Jahr 2006 angepeilte Forschungsquote von 2,5 Prozent (2003: 1,96 Prozent) "ist aus heutiger Sicht ein anspruchsvolles Ziel", schreiben Hannes Leo, Karl Aiginger und Helmut Kramer in der Studie "Wirtschaftspolitik zur Steigerung des Wirtschaftswachstums", die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Zusätzlich eine Mrd. Euro pro Jahr erforderlich
Denn "seine Erreichung würde zusätzliche private und öffentliche Ausgaben von zusammen etwa einer Milliarde Euro pro Jahr erfordern", begründen die Autoren ihre Einschätzung.
Forderung: Mehr Geld und organisatorische Veränderung
"Die für 2003 und 2004 budgetierten Ausgaben tragen zur Zielerreichung nicht genügend bei", heißt es weiter in der Studie. Darin fordern die Wirtschaftsforscher "quantitativ höhere Forschungsmittel und eine tiefgreifende organisatorische Veränderung".
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Entscheidende Schwächen: Keine Strategie
"Entscheidende Schwächen" orten die Experten bei der Organisation der direkten Forschungsförderung. So gebe es keinerlei Strategie. "Das einzige Ziel ist eine Forschungsquote von 2,5 Prozent, wie man dorthin will, ist nirgends festgelegt", erklärte Hannes Leo gegenüber der APA. Es gebe zwar ein Strategiepapier des Forschungsrates, doch dies sei ein Vorschlag und nicht verbindlich.
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Defizite in der Steuerung
Durch die Zuständigkeit für Forschung von mindestens drei Ressorts und die Zersplitterung in unzählige Programme und Initiativen gebe es Defizite in der Steuerung, so Hannes Leo.

Und auch die Wirkung der direkten Forschungsförderung sei durch fehlende Schwerpunktbildung, geringe Chancen für Klein- und Mittelbetriebe sowie ein ungünstiges Verhältnis von bürokratischem Aufwand zu finanziellem Ertrag mangelhaft.
Zusammenführung in vier bis fünf Programmlinien
Aus diesem Grund halten die WIFO-Experten "die Zusammenführung der Forschungsförderung in vier bis fünf Programmlinien für unbedingt nötig." Dies will Leo aber nicht als Unterstützung für die Pläne einer Dachorganisation für die Forschungsförderungsfonds verstanden wissen.

Mehr zur Debatte um die Reform der Forschungsförderung:
->   Forschungs-Fonds gegen "überhastete" Förder-Reform (22.8.03)
->   Schon im Herbst: Neuorganisation der Forschungsförderung (21.8.03)
->   Forschungsförderung: Streit um Umstrukturierung (25.6.03)
Anstieg staatlicher Förderung notwendig
Neben der Beseitigung dieser Schwächen muss nach Ansicht Leos bei der direkten Forschungsförderung die mittelfristige Finanzierung gesichert werden. Dazu wäre ein kontinuierlicher Anstieg der staatlichen Förderung etwa um zehn Prozent pro Jahr festzuschreiben.
100 Mio. Euro für Forschungsfonds, FHs und Unis
Außerdem müsste die derzeitige Lücke in den Forschungsfonds, bei den Fachhochschulen und im Universitätsbereich mit einem zusätzlichen Betrag von etwa 100 Millionen Euro abgedeckt werden.
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Anhaltende Debatte um Finanzierung der Wissenschaft
Nachdem am vergangenen Mittwoch (10.9.03) die Opposition vehement ein "100-Millionen-Notprogramm" für Universitäten und Forschung gefordert hatte, meldeten sich am Donnerstag (11.9.03) heimische Top-Forscher wie der Physiker Anton Zeilinger und der Molekularbiologe Josef Penninger zu Wort: "Österreichs Wissenschaft ist in Gefahr", lautete ihre eindringliche Warnung. Auf den Plan gerufen hatte die Forscher die 20-prozentige Budgetkürzung des Wissenschaftsfonds FWF.

Mehr dazu in science.ORF.at:
Topforscher: "Österreichs Wissenschaft in Gefahr" (11.9.03)
100-Millionen-Notprogramm für Unis und Forschung gefordert (10.9.03)
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Steuerliche Forschungsförderung: "Unnötig komplex"
Die steuerliche Forschungsförderung halten die WIFO-Experten für "nicht unerheblich", derzeit allerdings für "unnötig komplex". Sie schlagen deshalb vor, "ein Paket zu schnüren, das Österreich zu einem der attraktivsten Länder für Forschung in bestehenden Unternehmen und die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen internationaler Unternehmen macht".

Dazu sollte der steuerliche Forschungsfreibetrag einheitlich mit 25 Prozent festgesetzt werden. Für Firmen, die von einem Freibetrag nicht profitieren können, weil sie etwa als Start-Up noch keinen Gewinn machen, sollte es alternativ eine Forschungsprämie von zwölf Prozent geben.

Für Leo sollten diese steuerlichen Begünstigungen die Basisförderung für alle forschungstreibenden Unternehmen darstellen. Darauf aufsetzend könnte dann die direkte Forschungsförderung etwa über die Fonds zur Schwerpunktsetzung dienen.
->   Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO)
->   Alles zum Stichwort Forschungsquote in science.ORF.at
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   TU Wien-Dekane: "Katastrophale Budgetsituation" (16.9.03)
->   Immer mehr Unis klagen über Budgetlage 2003 (27.6.03)
->   Bildungsbudget 2003/04: Rein nomineller Anstieg (18.6.03)
->   Rektoren warnen vor "dramatischer Budgetsituation" (13.6.03)
->   Gehrer: Rektoren sollen Forschung u. Lehre sichern (4.6.03)
->   Wissenschafts- und Bildungsbudget: 2003 hartes Jahr für die Unis (7.5.03)
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Enquete: "Forschung in/für Europa"
Am 1. Oktober 2003 findet ab 16.3o Uhr in Wien die Enquete: "Forschung in\für Europa. Österreichs Chancen\Perspektiven" statt. Veranstalter sind die Österreichische Akademie der Wissenschaften, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie Radio Österreich 1.

Ort: RadioKulturhaus, Großer Sendesaal,
Argentinierstraße 30a, 1040 Wien
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.
Information und Anmeldung: symposien@orf.at
->   Radio Österreich 1
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01.01.2010