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Amazonas-Urwald vor Kolumbus teils dicht besiedelt  
  Der Amazonas-Urwald war entgegen früherer Ansichten bereits vor Kolumbus Ankunft in der "Neuen Welt" zum Teil dicht besiedelt - und zwar alles andere als primitiv: Neue entdeckte Siedlungen korrigieren jetzt das Bild.  
Manche Dörfer seien mit öffentlichen Einrichtungen wie Plätzen, Straßen, Brücken und Kanälen sehr gut erschlossen gewesen, berichten Forscher aus Brasilien und den USA im Fachjournal "Science" vom Freitag.

Das Team um Michael J. Heckenberger von der Universität von Florida (Gainesville) hatte entsprechende Siedlungen im Gebiet Alto Xingu im heutigen brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso entdeckt.
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Der Artikel "Amazonia 1492: Pristine Forest or Cultural Parkland?" von M. J. Heckenberger und Kollegen erscheint in "Science", 1710-1714, Bd. 301, vom 19. September 2003.
->   "Science"
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Unerwartet komplexe Systeme
Bild: Heckenberger/Jim Railey
Rekonstruktion eines Dorfes
Obwohl die Dörfer vor 400 Jahren verlassen worden seien, würden einige dieser Einrichtungen noch heute benutzt.

Die Forscher berichten von "unerwartet komplexen Systemen von Ansiedlungen". Es seien mindestens 19 verschiedene Dörfer entdeckt worden, die jeweils drei bis fünf Kilometer voneinander entfernt gelegen und von bis zu 50 Meter breiten Straßen miteinander verbunden worden seien.
Auch Anzeichen landwirtschaftlicher Nutzung
Die Wissenschaftler entdeckten bei ihren Ausgrabungen auch Indizien dafür, dass Teile des Regenwalds landwirtschaftlich genutzt oder anderweitig bewirtschaftet wurden. Die Folgen dieser Bewirtschaftung seien noch heute auf Satellitenbildern zu erkennen.

Die Spuren stammten vor allem aus der Zeit zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert. Die Siedlungen seien im Laufe des 17. Jahrhunderts auf Grund eines "katastrophalen Bevölkerungsrückgangs" verlassen worden.
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Archäologische Beweise fehlten bislang
Während die einst vorherrschende Vorstellung des vor Kolumbus nahezu unbewohnten und "unberührten" Amazonas-Dschungels bereits seit vielen Jahren schwindet, fehlten laut Heckenberger bislang gut dokumentierte archäologische Beweise über die Region aus der Zeit vor Kolumbus' Ankunft in der "Neuen Welt" im Jahr 1492. Das Forscher-Team wurde bei den Ausgrabungen und den kartographischen Arbeiten von Indianern vom Stamm der Kuikuro unterstützt.
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Der "Parque Indigena do Xingu"
Bild: Heckenberger
Das Satellitenbild zeigt mindestens vier Siedlungsgebiete. Straßen aus der Zeit vor Kolumbus sind rot gekennzeichnet, heutige Pfade blau.
In der Region Alto Xingu am Oberlauf des in den Amazonas mündenden Xingu-Flusses liegt das 1961 gegründete Reservat "Parque Indigena do Xingu". In dem 22.000 Quadratkilometer großen Territorium leben 16 Indiostämme.

Obwohl die Region in den 70er Jahren durch einige Straßen erschlossen wurde, haben sich die Xinguanos bis heute ihre Stammesorganisation bewahrt, weil ihr Kontakt zur Zivilisation immer noch sehr begrenzt ist.

Auf Grund von Epidemien war ihre Bevölkerung Mitte des 20. Jahrhunderts auf weniger als 1000 Menschen gesunken. Inzwischen schätzen die Xinguanos selbst die Reservatsbewohner auf rund 4.000 Menschen.
->   University of Florida Department of Anthropology
 
 
 
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01.01.2010