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Tier-Riesen der Vergangenheit entdeckt  
  Im Vergleich zu ausgestorbenen Tierarten erweist sich die heutige Fauna geradezu als putzig: Nagetiere wie Mäuse oder Beuteltiere wie Koalabären sind eher zum Streicheln als zum Fürchten. Unabhängig voneinander berichten zwei Forscherteams nun von den Überresten eines Nagers so groß wie ein Büffel - meerschweinähnlich und 700 Kilogramm schwer - und von jenen eines Beuteltiers, das gleich zweieinhalb Tonnen auf die Waage gebracht hätte.  
Vor sieben Mio. Jahren: Pelz, kleine Ohren, langer Schwanz
Bild: Science / Illustration: Carin L. Cain
Künstlerische Darstellung des Phoberomys pattersoni
Das größte Nagetier der Geschichte - Phoberomys pattersoni - lebte vor rund sieben Millionen Jahren in Südamerika: Sein Skelett wurde bei Ausgrabungen in Venezuela entdeckt.

Das Tier habe einen Pelz gehabt, kleine Ohren und einen langen Schwanz, um auf den Hinterbeinen die Balance halten zu können, schreibt der Wissenschaftler Marcelo Sanchez-Villagra von der Universität Tübingen in "Science". Das Skelett lege jedoch den Schluss nahe, dass sich das Tier anders bewegt habe als die meisten Nager.
->   Marcelo Sanchez-Villagra, Universität Tübingen
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Die Studie ist unter dem Titel "The Anatomy of the World's Largest Extinct Rodent" in "Science" (Bd. 301, S. 1708, Ausgabe vom 19. September 2003) erschienen.
->   Science
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Südamerika: Ein Paradies für Pflanzenfresser
Vor etlichen Millionen Jahren sei Südamerika ein Paradies für Pflanzenfresser wie das Riesenmeerschwein gewesen, so Sanchez-Villagra. Anders als bei den meisten Pflanzenfressern sei das Gebiss des Tieres kaum abgeschliffen gewesen.
Ursachen für Aussterben unklar
Bild: Science/Marcelo R. Sanchez-Villagra
Fundstelle der Fossilien in der Stadt Urumaco, Venezuela
Bedroht wurde Phoberomys pattersoni von zahlreichen Fleischfressern wie Krokodilen, riesigen Vögeln und Beuteltieren. Wie der Nager ausstarb, ist nach Angaben der Forscher bisher noch unklar.

Vermutlich habe das massige Tier vor rund drei Millionen Jahren seinen Feinden nicht entkommen können: Während sich die meisten kleinen Nagetiere vor Angreifern in Löchern und Höhlen verstecken können, sei der Riesennager auf Flucht angewiesen gewesen.
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Schwerster Nager der Gegenwart: Ein Wasserschwein
Das der ausgestorbenen Riesenratte ähnlichste lebende Tier ist den Wissenschaftlern zufolge wahrscheinlich das Pacarana, ein in den tropischen Wäldern des Amazonas beheimatetes meerschweinartiges Tier, das bis zu 15 Kilogramm schwer werden kann. Das derzeit schwerste Nagetier der Welt ist das Wasserschwein Capybara mit einem Gewicht von 50 Kilogramm. Ratten und Mäuse, die bekanntesten Nagetiere, wiegen zwischen rund 30 und 280 Gramm.
->   Mehr über Capybaras (ZDF.de)
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Größtes Beuteltier: Zweieinhalb Tonnen
Keinen neuen Funden, aber neuen Berechnungen ist die Nachricht vom schwersten Beuteltier aller Zeiten zu verdanken. Das Wombat-ähnliche Diprotodon optatum dürfte an die zweieinhalb Tonnen gewogen haben - und somit mehr als das doppelte bisheriger Annahmen.

Dies meinen jedenfalls australische Wissenschaftler um Stephen Wroe von der Universität Sydney laut BBC, die eine entsprechende Studie in den "Biology Letters" veröffentlichen werden.
Komplettes Skelett lässt Schlüsse zu
 
Bild: BBC

Computer-Bild eines Diprotodon optatum

Die Forscher verglichen das fossile Skelett eines kompletten Exemplars mit den Knochen-Dimensionen sowie dem Gewicht verschiedener Beuteltiere der Gegenwart, schlossen daraus auf die Körpermasse und kamen auf andere Resultate als ihre Vorgänger.
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Diprotodon optatum: Zwei Meter hohe Schultern
Das mit dem Wombat und dem Koalabären verwandte Tier lebte vor 1,6 Millionen bis vor etwa 40.000 Jahren, war an den Schultern rund zwei Meter hoch und wog bis zu 2,8 Tonnen. Damit wäre es schwerer als die größten Nashörner der Gegenwart, bloß Elefanten hätten einen mächtigeren Körper.
->   Mehr über das Diprotodon optatum (BBC)
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Keine Schwergewichtler in Australien?
Australien verfügte während der Eiszeit über eine recht ausgeprägte Tierwelt: darunter ein Krokodil, das auf Bäume klettern konnte (Trilophosuchus rackhami), und einen beuteltierartigen Löwen (Thylacoleo carnifex).

Aufgrund der im Vergleich zu anderen Kontinenten schlechteren Bodenqualität - und damit auch bescheidenerer Vegetation - gingen manche Forscher bisher davon aus, dass Australien in der Steinzeit nicht von ausgesprochenen Schwergewichtlern bevölkert wurde. Dies sei aber falsch, so Wroe.
Aussterben: Menschen- und Klima-Einfluss
Unabhängig von dieser lokalen Frage bleibt eine Gemeinsamkeit: Überall auf der Welt starben die großen Tiere der Steinzeit relativ rasch aus - in etwa bis zum Ende des Pleistozäns vor 10.000 Jahren. Ein Hauptgrund dafür ist ohne Zweifel die Ausbreitung der menschlichen Bevölkerung - und ihrer Jagd auf die Tiere.

Wroe macht aber auch andere Faktoren - wie Klimaveränderungen in Australien - für das Aussterben der Riesen-Beuteltiere verantwortlich.
->   Biology Letters
->   Stephen Wroe, Universität Sydney
->   The Australian megafauna
->   BBC Online
 
 
 
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01.01.2010