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Galileos spektakuläres Ende: Raumsonde ist verglüht  
  Mit der Zerstörung der deutsch-amerikanischen Raumsonde Galileo in der Atmosphäre des Jupiter ist eine der erfolgreichsten Missionen in der Geschichte der Raumfahrt zu Ende gegangen. Nach 14-jährigem Flug durchs All tauchte Galileo am Sonntag (21.9.03) wie geplant in die Atmosphäre des größten Planeten im Sonnensystem ein und verglühte, wie die US-Raumfahrtbehörde NASA mitteilte. Die Sonde lieferte bis zuletzt teilweise sensationelle Erkenntnisse über den Jupiter und dessen Monde.  
Höchst erfolgreiche Mission
Die rund 1,4 Tonnen schwere Sonde raste nach Angaben der NASA mit einer Geschwindigkeit von 172.800 Kilometern pro Stunde südlich des Äquator von Jupiter in dessen Atmosphäre. Das Raumfahrt-Forschungszentrum im kalifornischen Pasadena verlor den Kontakt zu Galileo gegen 21.40 Uhr (MESZ), zwei Minuten und 36 Sekunden früher als geplant.

Galileo war eine der erfolgreichsten Missionen in der Geschichte der unbemannten Raumfahrt. Die Sonde erforschte Jupiter, den größten Planeten des Sonnensystems, und seine Monde.

Benannt wurde die Mission nach dem italienischen Astronomen Galileo Galilei. Dieser hatte im Jahre 1610 bei ersten Beobachtungen durch sein Teleskop die vier größten Trabanten des Jupiter entdeckt.
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"Weite Reise durch das Sonnensystem"
Die amerikanisch-europäische Sonde wurde am 18. Oktober 1989 von Bord des Space Shuttle Atlantis aus der Umlaufbahn gestartet. Je nach Stellung der Planeten ist Jupiter jedoch selbst im günstigsten Fall mehr als 600 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Um dorthin gelangen zu können, reichen herkömmliche Raumfahrtantriebe nicht aus.

Daher wurde Galileo auf eine komplizierte Flugbahn geschickt - die Sonde absolvierte exakt geplante Vorbeiflüge: einmal an der Venus und zweimal an der Erde. Erst dank dieses "planetaren Ping-Pong-Manövers" bekam Galileo den notwendigen Schwung für die Reise in die äußeren Regionen des Sonnensystems.
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Sensationelle Bilder
Bild: NASA/JPL
Der Asteroid Ida und sein Mond Dactyl
Beim Durchqueren des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter - einer Art "Schottergrube" des Sonnensystems - fotografierte Galileo erstmals die Kleinplaneten Gaspra und Ida aus nächster Nähe.

Damit nicht genug: Bei der Auswertung der Bilder entdeckten die Forscher unerwartet einen winzigen "Mond", der den Asteroiden Ida umkreist. Sie tauften ihn auf den Namen Dactyl.

Im Juli 1994 gelangen Galileo weitere sensationelle Aufnahmen. Während sich die Sonde dem Jupiter näherte, wurde sie Zeuge des spektakulären Einschlags des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf dem Gasriesen. Anfang Dezember 1995 war es schließlich soweit: Galileo schwenkte in eine Umlaufbahn um den Jupiter ein.
"Kamikaze-Kapsel" sammelte Daten
Bild: NASA/JPL
Galileo-Aufnahmen von Kallisto
Zuvor hatte die Hauptsonde eine kleine Forschungskapsel abgekoppelt, die sie an Bord mitgeführt hatte - und die nun gezielt in Richtung des Riesenplaneten stürzte. Mit einer Geschwindigkeit von rund 170.000 Kilometern pro Stunde tauchte die Kapsel in die Jupiteratmosphäre ein.

Etwa eine Stunde lang sendete sie Daten über Druck, Temperatur und chemische Zusammensetzung der obersten Schichten der "Jupiterluft". Rund zehn Stunden nach dem Eintritt - bei Temperaturen von mehr als 1.600 Grad und einem Druck von mehr als 2.000 Bar - dürften sich dann auch die letzten Reste der kleinen "Kamikaze-Kapsel" in ihre Moleküle und Atome aufgelöst haben.
Erste Nahaufnahmen der Jupitermonde
Bei ihrer Forschungsreise durch das Jupitersystem lieferte die Galileo-Hauptsonde erste Nahaufnahmen der vier großen Monde Ganymed, Kallisto, Europa und Io. Die faszinierenden Bilder enthüllten Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
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Kraterwelt Kallisto und Gigant Ganymed
Kallisto etwa, der äußerste der Galileischen Monde, ist deutlich größer als der Erdmond. Er besteht aus einem Gemisch von Eis und Gestein. Galileos Bilder zeigen eine Oberfläche, die von Kratern geradezu übersät ist: Im Laufe der Jahrmilliarden schlugen unzählige Meteoriten auf Kallisto ein - stumme Zeugen einer bewegten Vergangenheit. Da der Mond geologisch gesehen sehr ruhig ist, blieben die Krater erhalten.

Ganymed ist der größte Mond im Sonnensystem, er übertrifft sogar den sonnennächsten Planeten Merkur. Galileo registrierte ein eigenes Magnetfeld um Ganymed, hervorgerufen offenbar durch die Bewegung von flüssigem, elektrisch leitendem Material im Inneren des Mondes - ähnlich wie dies beim Erdmagnetfeld der Fall ist.
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Ozean unter Europas Eis?
Bild: NASA/JPL
Europas Eisdecke
Der Jupitermond Europa ist nur wenig kleiner als der Erdmond und besteht ähnlich wie dieser hauptsächlich aus festem Gestein - allerdings mit einer Eisschicht an der Oberfläche. Auf Galileos Nahaufnahmen ist zu erkennen, dass die Eisschicht kreuz und quer von zahlreichen Rissen und Spalten durchzogen wird.

Damit erinnert Europa an die Packeisfelder in den Polregionen der Erde. Wissenschafter vermuten daher, dass sich unter dem viele Kilometer dicken Eis ein Ozean verbergen könnte.

Wasser ist jedoch die wichtigste Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Daher gilt Europa als einer der wenigen Orte im Sonnensystem, an denen theoretisch außerirdisches Leben existieren könnte.
->   Mehr dazu: Die dicke Eisdecke des Jupitermondes Europa (23.5.02)
Gewaltiges Inferno auf Io
 
Bilder: NASA/JPL/EPA

Der Jupitermond Io sowie vulkanische Eruptionen auf seiner Oberfläche in Detailaufnahmen.

Der innerste der Galileischen Monde ist zugleich auch der spektakulärste. Io erwies sich als vulkanisch aktivster Himmelskörper im gesamten Sonnensystem. Auf ihm tobt ein wahres Inferno - immer wieder brechen Vulkane aus, und schwefelhaltige Lavaströme dringen an die Oberfläche.

Die Ursache dafür ist die gewaltige Gravitation des Jupiter und der anderen Monde: Hin- und hergerissen wird Io förmlich "durchgeknetet", was sein Inneres heiß und flüssig hält.
->   Mehr dazu: Der heiße Atem des Jupitermondes Io (8.10.01)
Dauerbrenner Galileo übertraf alle Erwartungen
Galileo übertraf bei weitem alle Erwartungen der Projektverantwortlichen. Ursprünglich war die Dauer der Mission in der Umlaufbahn um den Jupiter auf zwei Jahre veranschlagt - am Ende werden es nun beinahe acht Jahre sein.

Der Grund: die Sonde erwies sich unerwartet widerstandsfähig gegen die kosmische Strahlung und das dauernde Bombardement durch Staubteilchen. Zudem funktionierte die Energieversorgung sehr viel länger als geplant. Daher wurde das Unternehmen insgesamt dreimal verlängert.
"Sternschnuppe" auf dem Jupiter
Nun ist Galileos Treibstoff jedoch unwiderruflich zur Neige gegangen. Daher hatten die Flugingenieure der NASA die Sonde bereits vor Monaten auf Kollisionskurs mit dem Jupiter gesteuert.

Selbst Galileos Ende war allerdings noch von wissenschaftlichem Nutzen. Als die Sonde in die Atmosphäre des Riesenplaneten eintauchte, hat sie zum letzten Mal Daten zur Erde gefunkt, solange es ihr möglich war. Und am Ende schloss sich der Kreis: Galileo verglühte auf dem Jupiter - so wie die kleine Forschungskapsel, beinahe acht Jahre zuvor.

Ivo Filatsch, "Modern Times"
->   "Modern Times"
->   Die Galileo-Website der NASA
->   Infos zu Galileo (Deutsche Forschungsgesellschaft für Luft- und Raumfahrt)
Mehr zu Galileo in science.ORF.at:
->   Jupitermond Amalthea: Kosmischer "Geröllhaufen" (10.12.02)
->   Raumsonde Galileo: Letzte Mission erfüllt (6.11.02)
->   Faszinierende Magnetosphäre des Jupiter (28.2.02)
 
 
 
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01.01.2010