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Haus-, Hof- und Staatsarchiv vor Wiedereröffnung  
  Am kommenden Dienstag wird das Österreichische Staatsarchiv am Wiener Minoritenplatz nach zweijähriger Renovierung feierlich wiedereröffnet. Es beherbergt die Archive des Hauses Habsburg, der Hof-Behörden der Monarchie und des Staates Österreich.  
Der Architekt und Revitalisierungsspezialist Manfred Wehdorn zeichnete für die Generalsanierung des Gebäudes an der Rückseite des Bundeskanzleramtes verantwortlich. Leopold Auer, der Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchives, einer der fünf Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, gewährte heute, Freitag, der APA bei einem Rundgang einen ersten Einblick.
75.000 Urkunden, 150.000 archivalische Einheiten
Bild: Oesterreichisches Staatsarchiv
Sultan Mustafa II. ratifiziert den mit Kaiser Leopold I. geschlossenen Frieden von Karlowitz im Jahr 1699. Urkunde auf Papier) in Goldschrift und Urkundensack aus Silberstoff.
Die meisten der auf insgesamt elf Stockwerken untergebrachten schier endlosen Regal-Reihen sind noch leer. Die Rückholung der für den Umbau in den Kellern der Hofburg, in Speichern der Österreichischen Nationalbibliothek und im neuen Haupthaus des Staatsarchivs in Wien-Erdberg ausgelagerten Bestände "wird sicher noch bis ins nächste Jahr dauern", meint Direktor Auer.

Immerhin handelt es sich um rund 75.000 Urkunden und 150.000 archivalische Einheiten, die von dem 1749 von Kaiserin Maria Theresia gegründeten Archiv beherbergt und verwaltet werden.
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Schlussakte des Wr. Kongress, Westälischer Frieden
Das älteste Stück des Hauses ist eine Pergamenturkunde Kaiser Ludwigs des Frommen aus dem Jahr 816, aber auch wertvollste Urkunden wie die Schlussakte des Wiener Kongresses von 1815, Maria Theresias eigenhändig geschriebenen so genannter Brautbrief aus 1736 (Auer: "Eines der ganz seltenen auf Deutsch verfassten Dokumente Maria Theresias, da die Korrespondenz vorwiegend in Französisch abgefasst wurde") oder eines von nur mehr drei erhaltenen Primärexemplaren des Westfälischen Friedens von 1648 hat der Direktor rasch zur Hand.
->   Österreichisches Staatsarchiv
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Modernste Brandmeldeanlage
Bild: Oesterreichisches Staatsarchiv
Der österreichische Erzherzogshut 1764, der von Joseph II. vor seiner Wahl und Krönung zum Römischen König in Frankfurt am Main getragen wurde.
Was am meisten überrascht: Auch einzigartige Dokumente wie jene des Wiener Kongresses ruhen nicht ausgelagert im Hochsicherheits-Safe, sondern in den normalen Beständen des Archivs.

Dafür ist nicht nur die mangelnde Luftzirkulation in herkömmlichen Tresoren, sondern vor allem der Umbau verantwortlich, den man dem 1899 bis 1902 errichteten Haus kaum ansieht. Wehdorn hat minimale architektonische Eingriffe (wie einen neuen gläsernen Lift) vorgenommen, doch modernste Installationen und vor allem eine auf dem neuesten Stand der Technik beruhende Brandmeldeanlage einbauen lassen.

"Ihre Justierung ist eine ziemlich mühsame Sache", meint Auer, doch einen neuen Hofburgbrand will man hier, wo der gesamte Aktenausgang der kaiserlichen Kanzleien bis zurück in das Jahr 1400 lagert, keinesfalls riskieren.
Historisches und aktuelles Archiv
Der Begriff "Haus-, Hof- und Staatsarchiv" leite sich aus den Beständen ab, erläutert der Direktor, er stehe für die Archive des Hauses Habsburg (in das private Archiv von Franz Ferdinand, das hinter verzierten Gitterstäben lagert, könne man etwa nur mit Zustimmung der Erben Einsicht nehmen), der Hof-Behörden der Monarchie und des Staates Österreich.

Heute jedoch ist es ein historisches Archiv, das mit der Auflösung der habsburgischen Behörden nach dem Ersten Weltkrieg endet. Einlagerungen aktuell zuwachsender Bestände etwa aus der diplomatischen Korrespondenz werden im Neubau des Staatsarchivs übernommen.
Internationale Tagung zur Wiedereröffnung
Die Bestände sind nicht nur für wissenschaftliche Zwecke zugänglich. Für Kleingruppen werden Führungen veranstaltet, auch an Tage der Offenen Tür ist gedacht.

Im neuen Veranstaltungssaal im Dachfoyer findet aus Anlass der Wiedereröffnung am 24. und 25. September eine internationale Tagung statt, die sich mit den Beständen des Hauses und deren Bedeutung für die Geschichtswissenschaften beschäftigt.
->   Architekt Manfred Wehdorn
 
 
 
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01.01.2010