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Neues Handbuch für Gebärdensprache  
  Der österreichische Gehörlosenbund hat das "Handbuch ÖGS-Basisgebärden" präsentiert. Das Buch soll die Kommunikation zwischen Menschen im öffentlichen Dienst und ihren gehörlosen Kunden verbessern.  
Basisvokabular plus Fingeralphabet
Der Leitfaden beinhaltet grundlegende Gebärdenvokabeln, sozusagen den Basiswortschatz für den Umgang mit gehörlosen Menschen: die wichtigsten Tätigkeits- und Eigenschaftswörter, Begrüßungsformeln, Fragewörter, Maßeinheiten, Vokabeln zu den Begriffen Zeit und Geld.

Angehängt ist das Fingeralphabet, das gehörlose Menschen verwenden, um Namen, für die es noch keine Gebärde gibt, zu buchstabieren oder um Fremdwörter einzuführen.

"Mit den Fingern zu buchstabieren, ist allerdings keine Kommunikationsform - weil es sehr umständlich ist, so als ob man in einem gesprochenen Satz jeden Laut einzeln sagen würde", heißt es in der Einführung des Handbuches.
Österreichische Gebärdensprache
Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist eine Sprache, die nicht auf Lauten basiert, sondern aus einem manuell-gestischen Code besteht.

Sie ist weltweit überall dort auf natürliche Weise entstanden, wo es Gehörlosengemeinschaften gibt, und ähnelt im Ablauf dem von gesprochenen Sprachen. Das heißt: Gebärdensprachen sind natürliche und nicht erfundene Kunst- oder Plansprachen.
Ein Nachschlagwerk für Behörden
Darüber hinaus bietet das Buch einen Leitfaden für eine reibungslose Kommunikation in wichtigen Lebenssituationen, erklärt Günther Rois vom Österreichischen Gehörlosenbund: "Nach einem Unfall z. B. haben es Gehörlose schwer, sich den Polizisten mitzuteilen, weil diese zumeist keine Gebärdensprache verstehen."

5000 Exemplare des Gebärden-Handbuches wurden vorerst aufgelegt: vor allem Feuerwehrleute, Polizisten, Ärzte sollen oder Angestellte der ÖBB sollen zukünftig darin blättern. Das Handbuch soll gehörlosen Menschen vor allem einen reibungslosen Umgang mit Behörden ermöglichen.
Kein pantomimisches Esperanto
Gebärdensprachen sind Sprachen, die nicht auf Lauten, sondern auf einem manuell-gestischen Code. Sie sind weltweit über all dort auf natürliche Weise entstanden, wo es Gehörlosengemeinschaften gab. Ihr Erwerbsprozess ähnelt im Ablauf dem von gesprochenen Sprachen. Sie unterscheiden sich also wesentlich von erfundenen Kunstsprachen wie z.B. Esperanto.

Gebärdensprachen sind deshalb auch weltweit verschieden, es existieren nationale und regionale Varianten, die sich wie Dialekte voneinander unterscheiden. So kann in dem neuen Handbuch des Gehörlosenbundes auch nur das Basisvokabular der österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) erlernt werden.
In Österreich rechtlich nicht anerkannt
Die Gebärdensprache ist in Österreich nach wie vor nicht als Minderheitensprache anerkannt, weil Gehörlose nicht als Volksgruppe gelten. In Schweden, Dänemark oder Deutschland sei die rechtliche Situation für Gehörlose hingegen viel besser, meint Günther Rois vom ÖGLB.

Mit dem Handbuch möchte der Gehörlosenbund diesen rechtlichen Misstand etwas entschärfen. "Der Leitfaden ersetzt aber keinesfalls einen Gebärdensprachkurs", ergänzt Rois.

Armin Stadler, Ö1-Wissenschaft
->   Österreichischer Gehörlosenbund - ÖGLB
 
 
 
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01.01.2010