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Des Pudels Kern: Hunde-Erbgut grob entziffert  
  Des Pudels Kern ist zumindest in genetischer Hinsicht dingfest gemacht: Craig Venter und andere US-Forscher legen in einer aktuellen Publikation die grobe Erbgutskizze eines Königspudels vor. Das Erbgut von Hund und Mensch weist zu mehr als 25 Prozent überlappende - d.h. idente - Sequenzen auf.  
Zudem fanden die Wissenschaftler mehr Übereinstimmungen zwischen Mensch und Hund als zwischen Mensch und Maus oder Hund und Maus.
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Der Artikel "The Dog Genome: Survey Sequencing and Comparative Analysis," by E.F. Kirkness, J.C. Venter und Mitarbeitern erschien im Wissenschaftsmagazin "Science" (Band 301, S.1898-1903, Ausgabe vom 26.9.03).
->   Science
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Geruchssinn der Hunde genetisch ersichtlich
Bei etwa drei Viertel aller bekannten menschlichen Gene finden sich auch entsprechende Gene im Erbgut des Hundes, schreiben die Forscher um Ewen Kirkness vom Institute for Genomic Research (TIGR) und um Craig Venter vom Center for Advancement of Genomics (TCAG) in Rockville.

Mehrere hundert Genfamilien unterscheiden sich jedoch. So liefere das Pudelgenom mehr Baupläne für Geruchsrezeptoren als das menschliche Genom, dies sei ein Hinweis auf den guten Geruchssinn der Tiere.

Das Hundegenom ist laut der neuen Studie 2,31 bis 2,47 Gigabasen (Gb) groß. Zum Vergleich: Jenes der Maus beträgt 2,5 Gb; jenes des Menschen 2,9 Gb.
->   Institute for Genomic Research
->   Center for Advancement of Genomics
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Die Methode mit dem "Schrotgewehr"
Dabei verwendeten die Forscher die so genannte partielle Schrotschussmethode zur Sequenzierung des genetischen Materials ("partial shotgun sequencing"). Bei diesem Verfahren, auch Shotgun-Klonierung genannt, wird das zu analysierende Genom in ähnlich große Fragmente gespalten und in so genannte Klonierungsvektoren eingebracht, wobei die vielen unterschiedlichen Fragmente im Idealfall das gesamte Genom abdecken. Mit leistungsfähigen Computern werden dann überlappende Abschnitte der einzelnen Fragmente bestimmt, sodass die Sequenz stückweise zusammengesetzt werden kann. In dieser Untersuchung wurde das Hundegenom 1,5 Mal sequenziert, was im Vergleich zu anderen Genomstudien relativ wenig ist.
->   Das Prinzip des Schrotschussverfahrens (Nembase)
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Anwendungen im Bereich der Medizin
"Für Hunde gibt es medizinische Versorgung und klinische Literatur wie sonst nur für Menschen, mehr als 360 genetische Erkrankungen mit Pendants beim Menschen sind bekannt. Außerdem spielen die Tiere eine wichtige Rolle bei pharmazeutischen Tests und in der Grundlagenforschung zur Gentherapie", erläutert Stephen O'Brien vom National Cancer Institute (Frederick/US-Staat Maryland) in einem Kommentar.
->   National Cancer Institute
Bereits 150 Genome entschlüsselt
"In weniger als einem Jahrzehnt hat die Genomforschung großartige Fortschritte gemacht", erläutert Craig Venter die Studienergebnisse in einer Aussendung:

"Mittlerweile stehen etwa 150 komplette Genome (Gesamtheit aller Erbanlagen eines Organismus, Anm.) für die Öffentlichkeit zur Verfügung, darunter jenes vom Menschen, der Maus und der Fruchtfliege."
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Siehe hierzu in science.ORF.at:

'Meilenstein': Entzifferung des menschlichen Erbguts (14.4.03)
Entzifferung des menschlichen Erbguts abgeschlossen (10.4.03)
Erstes Schimpansen-Chromosom entziffert (2.7.03)
Maus-Genom nahezu komplett entziffert (4.12.02)
Malaria: Erreger und Überträger genetisch entschlüsselt (2.10.02)
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"Informationen von unschätzbarem Wert"
"Mit jedem weiteren sequenzierten Genom erhöht sich der Informationsstand der vergleichenden Genomforschung, was für das Verständnis der Humanbiologie, Evolution und der Grundlagenwissenschaft von unschätzbarem Wert ist", so Venter mit dem hemdsärmeligen Optimismus der Genomforscher:

"Unsere Methode ist ein leistungsfähige und effektive Art der Sequenzbestimmung und wird die Analyse von mehr Organismen ermöglichen - und zugleich aussagekräftige Informationen bereitstellen."
Weitere Artikel zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Genom-Vergleich: 13 Wirbeltiere sollen Aufschluss geben (13.8.03)
->   Erfolge und Aussichten der Genomforschung (1.8.03)
->   Ikone Doppelhelix: Imagepolitur für Human-Genomprojekt? (23.4.03)
->   ENCODE - Zeitalter des genetischen Enzyklopädismus (10.3.03)
 
 
 
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01.01.2010