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Erste europäische Mond-Mission SMART-1 gestartet  
  Nach den Mondflügen der Amerikaner und der Sowjetunion in den 60er und 70er Jahren gibt der Erdtrabant noch immer Rätsel auf. Seine Anziehungskraft hat jetzt auch die europäische Raumfahrt erfasst: In der Nacht zum Sonntag ist die erste europäische Mond-Mission gestartet.  
16 Monate lange Annäherung
Die Mondsonde SMART-1 hob gemeinsam mit zwei kommerziellen Satelliten um 01.14 Uhr (MESZ) an Bord einer Ariane-5-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ab. Nach Auskunft des Europäischen Weltraumkontrollzentrums (ESOC) in Darmstadt laufen alles Systeme planmäßig.

Nach 16 Monaten wird die Sonde die Umlaufbahn des Mondes erreicht haben und dann ein Jahr lang Daten sammeln.
SMART-1: Der Name ist Programm
Bild: ESA
"Small Missions for Advanced Research in Technology" steht für eine neue Generation von Forschungs-Missionen mit einem relativ geringen Budget und kleinen Raumschiffen. Die gesamte Mission kostet 101, 5 Millionen Euro.

Mit einem Kubikmeter Größe und 350 Kilogramm Gewicht ist die Sonde ein echter Winzling. Aber sie ist mit Instrumenten für zehn Experimente bestückt: SMART-1 soll vor allem nach Wasservorkommen als Hinweis für Leben auf dem Mond suchen. Eine hoch auflösende Kamera wird zudem neue Bilder von Kratern und Ebenen des Mondes liefern.

"Die Sonde ist so klein, dass man das nur mit einem neuartigen Antriebssystem machen kann. In diesem Fall mit einem Ionentriebwerk. Mit einem Raketentriebwerk müsste die Sonde wesentlich größer sein", so Martin Tajmar vom Forschungszentrum Seibersdorf, der an dem Projekt als Physiker beteiligt ist.
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Neue Antriebstechnik
Mit dem europäischen Mond-Flug wird eine solar-elektrische Antriebstechnik getestet: Ein so genannter Ionen-Motor. Die Solarsegel der Sonde haben eine Spannweite von 14 Metern. Sie fangen Lichtstrahlen ein und erzeugen daraus 1,9 Kilowatt Strom.

Dreiviertel dieses Sonnenstroms fließen in das Triebwerk. Dort wird der Treibstoff, das Edelgas Xenon, in elektrisch geladene Teilchen zerschlagen. Diese Ionen werden über elektrische Felder beschleunigt. So baut sich ein Strahl aus geladenen Teilchen auf, der die Schubkraft erzeugt.
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Gemächliche Annäherung
Bild: ESA
Der Ionen-Antrieb erzeugt nur eine schwache Schubkraft. SMART-1 wird sich dem fast 400.000 Kilometer entfernten Mond in einer immer enger gezogenen Spirale gemächlich nähern. Bisherige chemische Raketentriebwerke benötigen bis zum Mond nur ein paar Tage, ihr Treibstoffverbrauch aber ist enorm. Im Vergleich dazu verbraucht der Ionen-Antrieb nur rund ein Zehntel des Treibstoffs.

"Eine Sonde, die zum Mond oder Mars fliegt, besteht normalerweise zu 80 Prozent aus Treibstoff", erklärte Martin Tajmar gegenüber der Zeit im Bild. "Ein elektrisches Antriebssystem verwendet einen Bruchteil des Treibstoffs im Vergleich zum Raketenmotor. Das heißt, die Sonde kann wesentlich kleiner und kostengünstiger in den Weltraum gebracht werden. Deshalb können wir jetzt wesentlich mehr Instrumente mitführen."
Mit dabei - österreichische Technologie
An Bord von SMART-1 ist auch österreichische Technologie: Aus den Triebwerksdüsen verirren sich geladene Teilchen. Diese Ionen können die Sonde beschädigen. Wissenschaftler des Forschungszentrums Seibersdorf haben diese Abweichungen simuliert und Sicherheitsberechnungen gemacht. Und eine niederösterreichische Firma lieferte die Wärme-Isolatoren für die Sonde.

SMART-1 soll weitere Missionen der europäischen Raumfahrtbehörde ESA vorbereiten. So auch "Bepi-Colombo", die Mission zum Merkur, die 2009 starten soll.

Bettina Tasser, ZIB-Wissenschaft
->   ESA - Space Science
->   Austrian Research Centers
->   www.innovatives-oesterreich.at
 
 
 
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01.01.2010