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Musik als "Medikament" gegen Schmerzen  
  Schon der Stardirigent Herbert von Karajan wollte in den 60er Jahren herausfinden, was Musik im Detail im Körper auslöst. In dieser Tradition haben Salzburger Forscher jetzt nachgewiesen, dass Musik bei Schmerzpatienten wie ein Medikament wirken und daher so manche Pille ersetzen kann.  
In der Sonderkrankenanstalt der PVA in Saalfelden erhalten Schmerzpatienten zusätzlich zu Unterwassergymnastik, Fango-Packungen oder Elektro-Stimulationen auch einen Walkman mit einer eigens komponierten Entspannungs-Musik auf CD.

Eine Studie am Salzburger "Ludwig-Boltzmann-Institut für Rehabilitation innerer Krankheiten" hat nämlich gezeigt, dass eine begleitende Musiktherapie die Rehabilitation um 40 Prozent verbessert und die Schmerzen um die Hälfte reduziert. Obwohl sich die Ursachen der Schmerzen, etwa Bandscheibenvorfälle, vielfach nicht mehr beheben lassen und die Patienten auch nicht ganz ohne Schmerzpillen auskommen.
Bessere Lebensqualität
"Das Herausragende war, dass der Patient den Schmerz nicht so empfindet, es kommt zu einer deutlichen Verbesserung seiner Lebensqualität, weil er die Schmerzen besser ertragen kann", so Werner Kullich, der mit dem Salzburger Schmerzforscher Günther Bernatzky zusammen die Schmerzstudie verfasst hat.
Erfolge bei chronischen Rückenschmerzen
Es sind vor allem Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, die diese Musik mindestens 25 Minuten täglich in Ruhelage im Bett hören. Die entspannende Musik unterbricht einen Teufelskreis: Schmerz führt zu Verspannungen, und die wiederum steigern den Schmerz.

Als weitere Folge kommt es bei Menschen mit chronischen Schmerzen oft zu Depressionen. Die Musik beeinflusst vor allem die Schmerzempfindung und führt dadurch auch zu einem besseren Schlaf, "aber auch begleitende Symptome wie Angst oder depressive Zustände werden deutlich reduziert", so Schmerzforscher Günther Bernatzky.
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Wenig akzentuiert und geringer Tonhöhenumfang
Die Entspannungsmusik hat indische Anklänge - Robert Kovar entwickelte sie über Jahre durch Versuch und Irrtum, zusammen mit den Schmerzforschern. Als Grundregel für entspannende Musik gilt, dass sie sehr flächig sein muss, wenig akzentuiert und mit geringem Tonhöhenumfang. Lieblingsschlager funktionieren nicht als Entspannungs-Medium - sie sind emotionsbeladen, lösen etwa Jugenderinnerungen aus und entspannen daher nicht.
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Rhythmus: Sprache des Gehirns
Dass Menschen auf Musik so stark reagieren, dürfte daran liegen, dass Rhythmen eine Art Sprache des Gehirns sind. Bei Frühgeborenen regt Musik das Schädelwachstum an und die Verschaltung von Nervenzellen, sodass sie schneller aufholen als Frühchen ohne Musikbehandlung.
Musik zur Operationsvorbereitung
Mit Musik im Krankenhaus hat man auch an der chirurgischen Abteilung in Hallein Erfahrungen gesammelt. Dort hat der Einsatz der Entspannungsmusik zu einer dramatischen Medikamentenersparnis geführt. Patienten bekamen bereits am Vorabend einer Operation die Musik zu hören, ebenso während der Vorbereitung auf die Operation.

Das Resultat: die mit der Musik-Arznei behandelten Patienten brauchten um 54 Prozent weniger Schmerzmittel und um 63 Prozent weniger Schlafmittel als jene, die auf die Musik als Operationsvorbereitung verzichteten.

Franz Zeller, Modern Times Gesundheit
Mehr dazu in "Modern Times Gesundheit" am 26. September 2003 um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
->   Salzburger Schmerzinstitut
->   Hörbeispiel der schmerzlindernden Musik
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Musiktherapie - über die Grenzen der Sprache hinaus
->   Musik macht glücklich
 
 
 
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01.01.2010