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"Barrierefreiheit" beim Arzt?  
  Medizinische Einrichtungen ohne Rollstuhlrampen, Spitäler ohne Leitsystem für blinde oder sehschwache Personen, das sind nur einige Beispiele für Hürden, die Menschen mit Behinderungen täglich zu bewältigen haben. Anlässlich des Europäischen Jahres der Menschen mit Behinderung hat sich nun auch die Österreichische Sozialversicherung dieser unerfreulichen Situation in Österreich intensiv angenommen und veranstaltet am 16. Oktober ein Symposium mit dem Titel "Arzt ohne Hindernisse". Der Ö1-Radiodoktor berichtet im Vorfeld der Veranstaltung über mögliche Lösungsansätze.  
"Arzt ohne Hindernisse"
Beim Symposium am 16. Oktober im Festsaal der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (1200 Wien, Adalbert-Stifter-Str. 65-67) referieren und diskutieren Vertreter aus Politik, den Sozialversicherungsanstalten und dem Bundesministerium, Betroffene sowie Ärzte über die derzeitige Situation in Österreich und über mögliche Zukunftsperspektiven.

Interessierte können zwischen 11.00 und 16.30 kostenlos an dieser Veranstaltung teilnehmen.
Anmeldungen unter: projekt@bizeps.or.at
Eine erschreckende Bestandsaufnahme
Bereits im Mai startete das BIZEPS-Projekt "Behinderte Menschen im Krankenhaus und in anderen Gesundheitseinrichtungen". "Das Ziel war, eine Verbesserung der derzeitigen Situation für behinderte Menschen im Gesundheitswesen in Wien herbeizuführen und einen besseren Zugang zur Akutversorgung sicherzustellen", erklärte die Leiterin des Projekts Annemarie Srb-Rössler.

Umfragen im Rahmen dieses Projekts ergaben u.a. jedoch, dass von 1.000 Gesundheitsadressen wie z. B. Arztpraxen, Instituten, Ambulatorien etc. zwar 100 mit dem Vermerk "behindertengerecht" versehen, davon aber nur 41 stufenlos erreichbar waren.
Das weiterführende Projekt
Aufgrund der Ergebnisse aus dem Jahr 2001, die in der Broschüre "krank, behindert, ungehindert" zusammengefasst wurden, gibt es nun seit 1. September ein Folgeprojekt mit dem Titel "Behinderte Menschen in Wiener Gesundheitseinrichtungen".

"Auf Basis der Broschüre sollen nun Schulungen mit Ärzten und medizinischem Personal durchgeführt werden", erklärte Srb-Rössler. "Denn das Vorgängerprojekt hat gezeigt, dass viele Missstände wider besseres Wissen passieren. Dies liegt in erster Linie daran, dass nicht behinderte Menschen, also auch Ärzte oder Pflegepersonal, zu wenig über den Alltag von behinderten Menschen wissen."

Es sei also der Versuch ein anderes Bild von behinderten Menschen zu vermitteln, wobei es hier nicht um Almosen, sondern um ein Menschenrecht ginge.
->   Näheres zu der Broschüre "krank, behindert, ungehindert" bei BIZEPS
Viele Bemühungen - viele Rückschläge
Seit Jahren bemühen sich Behindertenorganisationen und Interessensvertretungen, die Situation in Österreich für Menschen mit Behinderungen zu verbessern.

"Denn was habe ich davon, einen guten Arzt empfohlen zu bekommen, wenn ich ihn dann gar nicht aufsuchen kann", beschrieb Srb-Rössler die Problematik. Seit Jahren werden auch politische Diskussionen auf Bundesebene hinsichtlich eines barrierefreien Zugangs zu Arztpraxen geführt.
Kompetenzen - Dschungel
Selbst Bemühungen seitens des Hauptverbandes scheinen oftmals an der Aufsplitterung der Kompetenzen zu scheitern. "Die Forderung von Seiten der Betroffenen, wonach Ärzte ohne barrierefreie Praxis keinen Kassenvertrag bekommen sollen, sind nur dann durchzuführen, wenn dies im ASVG verankert ist oder wenn es mit den Vertragspartnern bzw. Ärztekammern ein vertragliches Übereinkommen gibt", erklärte Johannes Gregoritsch vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger. "Außerdem haben wir keinen Einfluss auf das Baurecht. Dies liegt bei den Ländern."
Der erste Schritt?
Einen ersten Schritt in die richtige Richtung erhofften sich Betroffene, als im August 2001 ein Gesetz in Kraft getreten ist, das einen "behindertengerechten Zugang" zu Arztordinationen - allerdings nur für den Bereich der Gruppenpraxen - vorschreibt.

Darin heißt es u.a., dass Gruppenpraxen "...spezielle Baulichkeiten für behinderte und alte Menschen zu enthalten haben..". Außerdem "...haben die Vertragspartner Sorge zu treffen, dass die Mindeststandards der ÖNORM B 1600 "Barrierefreies Bauen" sowie der ÖNORM B 1601 "Spezielle Baulichkeiten für behinderte und alte Menschen" umgesetzt werden."
Verwässerte Lösung
"Leider ist dieses Gesetz jedoch ziemlich verwässert worden", meinte Srb-Rössler. "So haben z.B. bereits bestehende Praxen jahrelang Zeit Adaptionen vorzunehmen."

Weiters heißt es in dieser Rahmenvereinbarung, dass "die Sicherstellung eines behindertengerechten Zugangs zu den Vertrags-Gruppenpraxen" vorhanden sein muss. "Doch in der Praxis reicht es aus, einen Antrag bei der zuständigen Behörde zu stellen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dann auch wirklich ein Parkplatz zur Verfügung steht", kritisierte Johannes Gregoritsch.

Martina Weigl, Ö1- Radiodoktor
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Infomappe zur Sendung
Eine kostenlose Infomappe zur Sendung vom 29. September 2003 kann bestellt werden unter: ORF Redaktion Radiodoktor, Postfach 1000, Kennwort: Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung, 1040 Wien oder E-Mail: radiodoktor@orf.at
->   Ö1
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->   Integration:Österreich - Elterninitiative für gemeinsames Leben behinderter und nichtbehinderter Menschen
->   BIZEPS Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
->   Forum Gleichstellung
->   Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR)
->   Ethikkommission FÜR die österreichische Bundesregierung
 
 
 
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01.01.2010