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Der bürokratische Alltag Österreichs  
  Die Literaturwissenschaftlerin Sabine Zelger hat - gefördert vom Wissenschaftsfonds (FWF) - anhand ausgewählter literarischer Werke des 20. Jahrhunderts ein Bild der bürokratischen Kultur Österreichs skizziert.  
Hypothesen zur Wahrnehmung bürokratischer Kultur
Im Rahmen ihrer Arbeit konnte Sabine Zingler Strukturen und Bedingungen der österreichischen Bürokratie des letzten Jahrhunderts dokumentieren, die zum Teil bis heute noch geltend sind.

"Ausgegangen bin ich von aktuellen Medienbeiträgen, Witzen und Parteiprogrammen, die sich mit bürokratischen Phänomenen beschäftigen", erklärt die Wissenschaftlerin.

"Die daraus resultierenden Meinungen wie beispielsweise die "Macht der Beamten und die Ohnmacht der Behördengänger" oder die "Utopie der Entbürokratisierung" haben mir dann als Hypothesen für die Wahrnehmung der bürokratischen Kultur gedient, denen ich durch die Analyse von literarischen Texten von Schriftstellern wie Fritz Herzmanovsky-Orlando oder Alois Brandstetter nachgegangen bin."
Bilder und Mythen, Wünsche und Ängste
Ausgehend von Beamten und Bürgern, den Protagonisten dieser bürokratischen Prozesse, deckt Zelger Bilder und Mythen, Wünsche und Ängste ebenso, wie die verschiedenen historischen Bedingungen und Ideologien auf, die sich seit Ende der österreichischen Monarchie in der gesellschaftlichen Wahrnehmung manifestiert haben.

Die Ergebnisse bestätigen: In vielen literarischen Texten wird Bürokratisierung als Ausgleichsstrategie gegen Herrschaftsdefizite entlarvt. Immobilität und Kontinuität werden als - oftmals österreichspezifische - Wesenszüge der bürokratischen Kultur ausgemacht.
Zusammenfassung in Buchform
Das gestörte Verhältnis zwischen Beamten und Behördengängern wird meist nur indirekt über die Ausgestaltung der amtlichen Eigengesetzlichkeiten sichtbar gemacht. Allfällige Forderungen nach rigorosem Bürokratieabbau stellen sich im literarischen Diskurs als kaum realisierbare Utopien dar. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Forschungserkenntnisse soll 2004 in Buchform erscheinen.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Institut für Germanistik, Universität Wien
->   Wissenschaftsfonds - FWF
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010