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Gesunde "Mittelmeer-Diät" - Mythos oder Wirklichkeit?  
  Angesichts immer mehr Menschen mit Übergewicht propagieren Ernährungsexperten und Mediziner gerne die "Mittelmeer-Diät" - traditionelle mediterrane Kost, bestehend aus viel Obst, Gemüse, Fisch und Olivenöl. Doch selbst in ihren Ursprungsländern zeigen sich mittlerweile zunehmend Probleme wie Dickleibigkeit und Fettsucht. Der Grund: Die "Mittelmeer-Diät" von heute nähert sich den Ernährungsgewohnheiten anderer Länder immer stärker an.  
Über die Ergebnisse von auf Kreta durchgeführten Studien berichtete der Ernährungswissenschaftler Anthony Kafatos von der Universität Kreta in Heraklion am Wochenende auf einem Symposion am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch.
Anderer Lebensstil - andere Essgewohnheiten
Mit der rapiden Änderung des Lebensstils haben sich gleichzeitig auch die Essgewohnheiten geändert.

Die Menschen bewegen sich zu wenig und essen zu fett. Die Folge davon ist, dass weltweit mehr als 250 Millionen Menschen übergewichtig oder gar extrem übergewichtig (adipös) sind, und Epidemiologen bereits von einer Epidemie sprechen.
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Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen
Übergewicht und Adipositas sind die Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. "Ärzte geben ihren Patienten deshalb dringend den Rat, abzunehmen, sich mehr zu bewegen und sich mit der traditionellen mediterranen Kost gesünder zu ernähren", so Anthony Kafatos.

Das heißt: "Obst, Gemüse, Reis, Nudeln, Brot, Hülsenfrüchte, Olivenöl, Käse, Milch, Eier, Fisch und etwas Rotwein."

Unter Ernährungsexperten gilt als gesichert, dass sich die mediterrane Kost positiv auf Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Gefäße und in der Folge auf das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko sowie auf Diabetes auswirkt.
Heute: Dramatisch verschiedene Ernährungsweise
"Allerdings ist die für die Gesundheit vorteilhafte mediterrane Kost von der Ernährungsweise der Menschen, die heute in der Mittelmeerregion leben, dramatisch verschieden", betonte Kafatos.

Auf Kreta, der größten griechischen Insel mit über 500.00 Einwohnern, ist nach seinen Worten bereits ein Drittel der Kinder und mehr als die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig oder adipös.
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Gesundheitliche Probleme als Folge
Wog ein Mann im mittleren Lebensalter in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Schnitt rund 68 Kilogramm, so wiege ein Mann heute rund 80 Kilogramm. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass fast fünf Prozent der Kinder auf Kreta und 18 bis 44 Prozent der Erwachsenen mittleren Alters als Folge des Übergewichts eine Reihe von gesundheitlichen Problemen haben, die zusammen mit einer Insulinresistenz als Stoffwechselsyndrom bezeichnet werden", erklärte Kafatos im Rahmen des Symposions.
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Ursache: Mehr Fleisch und tierische Produkte
Der Mediziner führt den dramatischen Anstieg dieser Gesundheitsprobleme auf Kreta vor allem auf den vermehrten Konsum an Fleisch und anderen tierischen Produkten zurück. "Machten die gesättigten Fettsäuren in den Sechzigern noch etwa acht Prozent der Gesamtenergieaufnahme aus, sind es heute bereits 15 bis 16 Prozent".
Weniger gesättigte Fettsäuren
Gleichzeitig hat die Aufnahme einfach gesättigter Fettsäure, zumeist also Olivenöl, nach Angaben von Kafatos abgenommen.

Gerade diese "gesunden Fette" - wie etwa die Omega-3 Fettsäuren, die sich vor allem in Fisch finden - sind aber nach Expertenmeinung der Grund für die positive Wirkung der mediterranen Kost. Neben anderen Faktoren wie vermehrtem Verzehr von Obst, Gemüse und Ballaststoffen.

Die Schlussfolgerung des Ernährungsexperten Kafatos: "Die gesundheitlichen Vorteile der traditionellen mediterranen Ernährungsweise gibt es, sie werden aber zum Mythos, wenn man sie auf die derzeit vorherrschende Kost im Mittelmeer bezieht."
->   Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
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01.01.2010