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Fehlendes Licht: Auslöser der Winter-Depressionen  
  Die einen trifft es mäßig, die anderen härter: aber wenn so ab November ein grauer und feuchter Tag dem anderen folgt, dann schlägt sich das doch vielen Menschen mehr oder weniger aufs Gemüt. Es ist das Licht, das uns fehlt, denn Licht ist für eine Reihe von Prozessen, die in unserem Körper ablaufen, extrem wichtig.  
Studien weisen nach: Tage ohne Sonne fördern Depression
Wir Menschen reagieren unterschiedlich auf veränderte Witterungsbedingungen, Lichtverhältnisse. Aber es gibt - wie in mehreren Studien nachgewiesen worden ist - eine Untergruppe von Menschen, die auf so dunkle, düstere Herbstage nicht einfach nur mit einer etwas schlechteren Befindlichkeit reagieren, sondern mit deutlichen depressiven Symptomen und Symptomen, die sogar über eine "normale" Depression hinausgehen, so Hans-Peter Kapfhammer von der Universitätsklinik für Psychiatrie in Graz.

So führt eine Winterdepression zu verstärkter Schlafneigung, ständiger Müdigkeit trotz ausreichenden Schlafs, aber auch - ganz anders als sonst bei einer Depression - zu gesteigertem Appetit und Heißhunger auf Süßigkeiten.
Zuwenig Licht - zuviel Melatonin
Das in der Epiphyse in Abhängigkeit vom Hell-Dunkel-Rhythmus gebildete Melatonin ist ein sehr wesentlicher Stimmungsregulator im Gehirn. Melatonin wird bei Dunkelheit vermehrt gebildet. Erhöhte Konzentrationen führen zu Bauchkrämpfen, Müdigkeit und eben Depressionen.

Es erhärten sich darüber hinaus die Hinweise, dass Melatonin eine wachstumsfördernde Wirkung auf Melanome und auch andere Tumorarten haben kann. Jedenfalls drückt es auf die Stimmung.
->   Mehr über Melatonin
Lichttherapie gegen Depression
Sich täglich eine halbe Stunde einer besonders intensiven Lichtquelle (2.500 bis 10.000 Lux) aussetzen, nicht ständig direkt in diese Lichtquelle schauen, aber immer wieder einmal für 20 bis 30 Sekunden und es lässt sich selbst eine "richtige" saisonalbedingte Depression mit all ihren Symptomen bedeutend lindern, erklärte der Psychiater Hans-Peter Kapfhammer im ORF-Radio.
Keine voreilige Pathologisierung
Neben dieser Gruppe, die mit deutlichen Symptomen auf das Grau der Zeit reagieren, gibt es die weitaus größere Gruppe, deren Befindlichkeit etwas leidet. Auch solchen leichten Tiefs kann man - so Kapfhammer - mit Ablenkung (soziale Kontakte und Events, stimulierende Musik oder Literatur, körperliche Aktivität etc.) etwas entgegensetzen.

Hat das Ganze nicht den Charakter einer tatsächlichen Depression, sondern eher nur einer depressiven Verstimmung, sollte es nicht pathologisiert werden, weil das "auf die Stimmung Drückende" dieser Jahreszeit schlicht und einfach zum Jahreszyklus dazugehöre und es nicht nur nachteilig sein müsse, wenn wir jetzt so um diese Zeit ein bisschen nachdenklicher werden.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Universitätsklinik für Psychiatrie, Graz
->   Mehr zum Thema Depressionen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010