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China genehmigt weltweit erste Gentherapie  
  Als erstes Land der Welt hat China ein Medikament für die kommerzielle Anwendung genehmigt, das eine krankhafte genetische Veränderung beim Menschen heilen soll - und zwar bei einer bestimmten Krebsart.  
Die chinesischen Gesundheitsbehörden lizensierten bereits im Oktober eine Therapie zur Behandlung bestimmter Tumore im Kopf- und Halsbereich, wie das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" am Mittwoch berichtete.
->   "New Scientist"
"p53" entscheidend bei Tumoren im Kopf- und Halsbereich
Diese Tumorarten lassen sich dem Bericht zufolge in 60 Prozent der Fälle auf eine Veränderung des Gens p53 zurückführen, das ein unkontrolliertes Zellwachstum auslöst.

Das Biotech-Unternehmen SiBiono aus der südchinesischen Wirtschaftsmetropole Shenzhen in der Provinz Guangdong soll ab Jänner kommenden Jahres das Präparat Gendicine kommerziell vertreiben dürfen, das diesen Gendefekt beheben soll.
->   SiBiono (Chinesisch)
Viren als Vehikel, Kosten: 300 Euro
Bei der Behandlung mit Gendicine wird dem Patienten ein therapeutisches Virus gespritzt, in das ein gesundes p53-Gen geschleust wurde, wie "New Scientist" weiter berichtete. Mit Hilfe der Viren als Vehikel lassen sich die Gene dann an die erkrankten Zellen transportieren.

Eine Behandlungsdosis soll 3.000 Yuan (rund 300 Euro) kosten und könne von jedem Arzt leicht verabreicht werden, heißt es in dem Bericht.
->   Mehr über Gendicine (PDF-Datei; New Brunswick Scientific Co.)
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Studie: Dreimal höhere Heilungsquote - repräsentativ?
In der größten klinischen Studie mit Gendicine wurden 120 Patienten mit Tumoren an Nase oder im Rachenbereich in zwei Gruppen behandelt, berichtete "New Scientist" weiter. Die eine erhielt eine reine Strahlentherapie, der zweiten Gruppe wurde zusätzlich das Gentherapie-Präparat verabreicht. Nach der Behandlung zeigten die Patienten der zweiten Gruppe eine dreimal höhere Heilungsquote. Nach westlichen Standards gilt diese Studie aber als nicht repräsentativ.

Das Magazin aber zitierte den US-GentherapiespezialistenFrench Anderson, der nach eigenen Woten unentgeltlich für SiBiono als Berater tätig ist, mit den Worten: "Dies war keine leichtfertige Genehmigung. Dem ging eine ernsthafte und gründliche Analyse voraus."
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Bisher eher bescheidene Erfolge
In Nordamerika und Europa ist die Anwendung von Gentherapien ausgesprochen umstritten. Bisherige klinische Versuche wurden nur an kleinen Patientengruppen gestattet und führten bisweilen zu schweren Misserfolgen.

In den USA etwa starb 1999 der 18-Jährige Jesse Gelsinger nach einer Gentherapiean Organversagen. 2002 wurde in Frankreich die Gentherapieeines so genannten schweren kombinierten Immundefekts (SCID) bei Babys gestoppt, nachdem sich bei zwei der kleinen Patienten eine Leukämie-ähnliche Erkrankung gezeigt hatte.
->   Mehr zum Thema Gentherapie in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010