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Perfektes Recycling durch neuartiges "Baroplastik"  
  Amerikanische Forscher haben ein neuartiges Material entwickelt, das die Kunststoffindustrie revolutionieren könnte. Das von den Wissenschaftlern "Baroplastik" getaufte Polymer bedarf für beliebige Verformungen lediglich hohen Druck von etwa 300 Atmosphären. Hohe Temperaturen sind - wie sonst üblich - nicht notwendig.  
Wie eine Forschungsgruppe um Anne M. Mayes vom Department of Materials Science and Engineering des MIT berichtet, könnte diese Entwicklung vor allem der Umwelt zugute kommen. Denn das Verfahren ist im Vergleich zur herkömmlichen Produktionsweise nicht nur besonders energiesparend, es ermöglicht auch ein nahezu verlustfreies Recycling.
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Der Artikel "Low-temperature processing of 'baroplastics' by pressure-induced flow" von Juan A. Gonzalez-Leon , Anne M. Mayes et al. erschien in der Fachzeitschrift "Nature" (Band 426, s. 424-8, Ausgabe vom 27.11.03)
->   Zum Originalartikel (kostenpflichitg)
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Konventionelle Plastiken benötigen hohe Temperaturen
Konventionelle Herstellungsverfahren von formbaren Kunststoffen benötigen üblicherweise Temperaturen von über 200 Grad Celsius.

Dieser Prozess verbraucht nicht nur eine Menge Energie, er führt auch zu substanziellem Abbau der Polymer-Bestandteile und Zusatzstoffe (wie etwa Flammungshemmer). Letzteres schränkt wiederum die Wiederverwertbarkeit von Plastik maßgeblich ein.
PS-b-PBMA bei Zimmertemperatur formbar
Wie Anne M. Mayes und ihre Mitarbeiter im aktuellen "Nature" berichten, gibt es eine Stoffklasse, mit der sich diese Nachteile elegant vermeiden lassen:

Auf Nanopartikel basierenden Kunststoffe mit dem Namen Baroplastik (wissenschaftlich auch "Polystyren-block-poly(n-Butyl Methacrylat)" bzw. kurz: "PS-b-PBMA" genannt) lassen sich nämlich auch ohne hohe Temperaturen beliebig verformen.
Druck von 300 Atmosphären notwendig
Einzig dazu notwendig: Hohe Drucke von etwa 300 Atmosphären. Unter diesen Bedingungen bildet sich ein Material, das sich leicht umformen lässt. Der wohl größte Vorteil daran:

Der Prozess ist beliebig wiederholbar. Mayes und ihre Mitarbeiter konnten zeigen, dass die physikalischen Eigenschaften des Kunststoffes selbst nach zehn Schmelzvorgängen unverändert blieben. Auf diese Weise ließe sich viel effektiveres Kunststoff-Recycling betreiben.

 
Bild: Nature

Baroplastik: Das Rohmaterial (links), nach einem Schmelz- und Prägezyklus (mitte) sowie nach 10 durchlaufenen Zyklen (rechts).
->   Arbeitsgruppe von Anne Mayes am MIT
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01.01.2010