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Starb Alexander der Große am West-Nil-Virus?  
  Der Eroberer Alexander der Große (356 bis 323 v. Chr.) ist möglicherweise am West-Nil-Virus gestorben. Zu diesem Schluss sind zumindest zwei US-Forscher über eine Computerdiagnose gekommen.  
Das berichtete die britische Fachzeitschrift "Nature" am Freitag auf ihrer Internetseite. Alexander war nach kurzer Krankheit in Babylon, nahe dem heutigen Bagdad, gestorben. Seit Jahren rätseln Geschichtswissenschaftler über die Todesursache.
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Der Artikel "West Nile Virus may have felled Alexander the Great" im Online-Dienst "Nature Science Update" bezieht sich auf eine aktuelle Publikation im Fachjournal "Emerging Infectious Diseases", Bd. 9, Seiten 1599 - 1603 (2003).
Der Artikel in "Nature Science Update"
Die Originalpublikation im Fachjournal
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Plutarch-Zitat als neue Spur
Der Epidemiologe John Marr von der Gesundheitsbehörde des US-Bundesstaates Virginia in Richmond und Charles Calisher von der Universität von Colorado in Fort Collins kamen über ein Zitat des griechischen Philosophen Plutarch auf die Spur des Erregers, der sich in diesem Sommer auch in den USA ausgebreitet hatte:

"Als Alexander die Tore Babylons erreichte, sah er über sich eine große Anzahl Raben fliegen, die sich gegenseitig hackten, und einige von diesen fielen tot zu seinen Füßen." Das West-Nil-Virus wird tatsächlich von Vögeln verbreitet - und von Moskitos auf Menschen übertragen, für die es allerdings nur in Ausnahmefällen tödlich ist.
Diagnoseprogramm ergab West-Nil-Virus
Die Wissenschaftler nahmen an, dass diese Raben mit dem Virus infiziert waren und gaben diese Hypothese samt der bekannten Krankheitssymptome Alexander des Großen - Infektion der Atemwege, Leberbeschwerden, Ausschlag - in ein computergestütztes Diagnoseprogramm ein:

"Die Antwort war West-Nil, 100 Prozent", zitiert "Nature" Charles Calisher. Für die Sicherheit der Ergebnisse wollte er allerdings nicht bürgen.
Seuchenexperte hält dies für unwahrscheinlich
Der Seuchenexperte Thomas Mather von der Rhode-Island-Universität in Kingston beurteilte die Resultate skeptisch.

Das West-Nil-Virus töte normalerweise nur Ältere oder Patienten mit geschwächtem Immunsystem, aber nicht jemanden wie Alexander den Großen. "Wenn er wirklich so groß war, dann hätte ihn diese Krankheit doch nicht umgehauen", sagte Mather.
->   Virginia Department of Health
->   Colorado State University
->   Informationen zu Alexander dem Großen
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01.01.2010