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EU-Kandidatenländer fast alle auf Kyoto-Kurs - EU nicht  
  Neun der zehn EU-Beitritts- und -Kandidatenländer Mittel- und Osteuropas liegen nach einer am Dienstag veröffentlichten Analyse der Europäischen Umweltagentur in Kopenhagen voll auf "Kyoto-Kurs" - und damit deutlich besser als die EU-Staaten selbst.  
Die Emissionen an Treibhausgasen befanden sich (Stand 2001) in den Ländern der so genannten CEE-Region zum Teil sehr deutlich unter dem "Fahrplan" zur Erreichung der im Kyoto-Protokoll festgeschriebenen Reduktionsziele.

Im Schnitt der Staaten waren sie um rund 36 Prozent niedriger als im Basisberechnungsjahr 1990.
EU-Staaten: Weit von Kyoto entfernt
Grafik: APA
Die EU-Staaten selbst können von solchen Reduktionszahlen nur träumen, sie werden das Kyoto-Ziel laut Umweltagentur kaum erreichen: Österreich lag 2001 um 9,6 Prozent über dem Wert von 1990, ist also von seinem ein Reduktionsziel von minus 13 Prozent im Zeitraum 2008 bis 2012 weit entfernt.

Die gesamte EU hat sich zu einer Reduktion von acht Prozent verpflichtet, dürfte aber laut Prognose gerade ein Minus von 0,2 bis 0,5 Prozent erreichen. 2001 waren es EU-weit noch wenigstens minus 2,3 Prozent.

Grafik rechts: Prognose zur Veränderung der Treibhausgas-Emmisionen von den 90er Jahren bis 2010. Osteuropäische Beitrittsländer, Vergleich EU-Schnitt und Österreich.
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Ausreißer Slowenien
Unter den EU-Neulingen ist laut Umweltagentur nur Slowenien ein Ausreißer, also quasi im negativen Sinn auf "EU-Kurs": 2001 war der Treibhausgas-Ausstoß um 1,4 Prozent "über Plan", das Land dürfte laut Hochrechnungen der Agentur sein Reduktionsziel für 2008 bis 2012 von minus acht Prozent deutlich verfehlen.
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CEE-Region: Gesamtemissionen rückläufig
Die Gesamtemissionen der sechs für das Kyoto-Protokoll relevanten Treibhausgase - CO2, Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O) sowie die drei fluorierten Industriegase Fluorkohlenwasserstoff (H-FKW), Perfluorkohlenwasserstoff (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6) - sind in den meisten Ländern der CEE-Region in den neunziger Jahren der Statistik zufolge bedeutend zurückgegangen.

Dies sei im Wesentlichen auf die Einführung marktwirtschaftlicher Systeme und die konsequente Neuordnung bzw. Schließung "schmutziger" und energieintensiver Industrien zurückzuführen.
Verkehr auch in Osteuropa zunehmend ein Problem
Die durch den Verkehr verursachten Treibhausgasemissionen geben jedoch, genau wie in der Europäischen Union selbst, mehr und mehr Anlass zu Besorgnis, so die Umweltagentur.

Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts haben diese Emissionen in Mittel- und Osteuropa stark zugenommen, nachdem sie Anfang der neunziger Jahre zurückgegangen waren.
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Kyoto-Protokoll: Reduktion um acht Prozent
Nach dem Kyoto-Protokoll müssen Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei, Slowenien und Tschechien bis zum Zeitraum 2008 bis 2012 ihre nationalen Treibhausgasemissionen - wie die EU-15 - auf acht Prozent unter den Stand eines gewählten Bezugsjahrs reduzieren.

Ungarn und Polen haben Reduktionsziele von sechs Prozent im Verhältnis zu ihren jeweiligen Bezugsjahren, die zu den gleichen Terminen erreicht werden müssen.
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Aktuelle Daten: CEE-Länder um 36 Prozent unter Vorgabe
Im aktuellsten Jahr, für das vollständige Daten vorliegen - in den meisten Fällen ist dies 2001 - lagen die Treibhausgasemissionen der zehn CEE-Länder zusammengenommen schätzungsweise 36 Prozent unter dem Stand des jeweiligen Bezugsjahres. Die Reduzierungen reichten von 60,8 Prozent in Lettland bis zu 17,8 Prozent in Ungarn.
EU verfehlt Kyoto-Ziel
Zurück zur derzeitigen EU: "Auf Basis der bisher national umgesetzten bzw. geplanten Programme und Maßnahmen werden die Europäische Union und viele ihrer Mitgliedstaaten die Ziele des Kyoto-Protokolls zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen verfehlen", so der Befund der Europäischen Umweltagentur.

Der Hauptgrund hierfür sei die "galoppierende Zunahme" der durch den Verkehr und insbesondere den Straßenverkehr verursachten Emissionen.
Quantifizierung des Scheiterns
Die neuesten Hochrechnungen zeigen, dass die aktuellen nationalen Programme und Maßnahmen - auf EU- bzw. nationaler Ebene bereits getroffene Initiativen - die Gesamtemissionen der EU im Jahr 2010 lediglich bis auf 0,5 Prozent unter den Stand von 1990 zurückführen werden, wodurch das Kyoto-Ziel um 7,5 Prozentpunkte verfehlt werde.

Die Hochrechnungen erfassen allerdings nicht die Auswirkungen mehrerer der nationalen Programme und Maßnahmen, die im Rahmen des Europäischen Programms zur Klimaänderung (ECCP) entwickelt werden.

Dazu gehört der Handel mit Emissionsrechten, welches eine Initiative mit dem Potenzial für substanzielle zusätzliche Emissionsreduzierungen darstelle (geplanter Start 2005).
->   Europäische Umweltagentur EEA
->   Details zur Emmissions-Prognose bei der EEA
->   Europäisches Programm zur Klimaänderung (ECCP)
->   Alles zum Kyoto-Protokoll im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010