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Uni-Reform: Kunstunis kritisieren Budgetverteilung  
  Österreichs Kunstuniversitäten melden sich zu Wort und kritisieren die derzeit vom Bildungsministerium geplante Budgetverteilung für 2004 auf die einzelnen Hochschulen. Die Kunstunis würden benachteiligt, heißt es.  
"Dieses Budget kann für die Kunstunis tödlich sein" - Mit diesen Aufklebern begrüßt die Universität für angewandte Kunst in Wien derzeit ihre Besucher. Mit ähnlichen Worten kritisieren die Rektoren der Kunstunis die geplante Budgetverteilung.

"Der Verteilungsschlüssel ist so gewählt, dass die Kunstunis wegen ihrer Größe benachteiligt werden", meinte Angewandte-Rektor Gerald Bast bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Man komme maximal auf das Niveau des "Katastrophenjahres 2003" (Musik-Uni-Wien-Vizerektor Rudolf Hofstötter).
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Uni-Reform: Hochschulen erhalten eigenes Budget
Die Unis erhalten im kommenden Jahr erstmals die Erträge aus den Studiengebühren für ihr eigenes Budget.

Dies komme aber ausschließlich den großen Unis zugute, während die "kleinen Zubrote" durch die vorgesehenen Ausgleichszahlungen für die traditionell kleinen Kunstunis nicht ausreichten, kritisierte Bast. Es habe seitens des Ministeriums immer geheißen, dass das Budget 2003 eng sei, aber 2004 dann üppiger werde: "Aber es wird nicht besser." Besonders betroffen seien die Angewandte sowie die Kunstuni Linz.
->   Das science.ORF.at-Archiv zum Stichwort Uni-Reform
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Niedrige Studentenzahlen: Fachliche Gründe
"Der Verteilungsschlüssel funktioniert so nicht", betonte auch Mozarteum-Rektor Roland Haas. Die Kunstunis müssten die Studentenzahlen aus fachlichen Gründen niedrig halten und etwa Einzelunterricht anbieten: "Man lernt Geige nicht im 25-er-Verbund."

Der Rektor der Akademie der Bildenden Künste, Stephan Schmidt-Wulffen, ortete in der Ausgliederung der Unis überhaupt ein "verstecktes Sparmodell": "Das neue Gesetz versucht die Universitätslandschaft unter Rationalisierungsaspekten zu strukturieren."

Was die Rektoren schockiere, sei, dass man ihnen immer wieder sage, dass mit den Mitteln effektiv umgegangen werden solle - gleichzeitig wisse man im Bildungsministerium aber offenbar nicht, dass die Umstrukturierungen zunächst einmal kostenintensiv seien.
Budget-Basis 2003 - mit Abzügen
Als Basis des Budgets 2004 dient laut Bast das Grundbudget von 2003 - abgezogen würden davon für 2004 aber die (bisher beim Finanzminister verbliebenen, Anm.) fiktiven Einnahmen aus den Studiengebühren sowie Einmalzahlungen wie die im Herbst überwiesenen Mittel für die Implementierung des neuen Universitätsgesetzes.

Hinzu kämen neben Durchlaufposten wie die Pensions- und Mietaufwendungen aber nur die nunmehr realen Einnahmen aus den Studiengebühren samt Ausgleichszahlungen. Teurer würde der Uni-Betrieb aber durch automatische Gehaltsvorrückungen, die Aufwendungen für Versicherungen und etwa für die Bezahlung der Uni-Räte.

Selbst die theoretische Möglichkeit von Kündigungen wegen interner Umstrukturierungen oder Bedarfsmangels stehe laut Gesetz nur mehr bis Ende Dezember offen - anschließend würde dies für zwei Jahre verboten sein.
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"Zeche für Herauslösung der medizinischen Fakultäten"
Bast rechnet damit, dass "wir die Zeche für die Herauslösung der medizinischen Fakultäten aus den Unis" zahlen. Die Kosten dafür seien offenbar viel höher als im Ministerium angenommen. Bereits heuer habe man an den Kunstunis die Investitionen sowie die Ankäufe für die Bibliotheken gestoppt und keine Nachbesetzungen durchgeführt. "Das kann man ein Mal machen, aber nicht auf Dauer", ergänzte Haas.

Weitere Befürchtung Basts: Wenn die Unis 2007 über Leistungsvereinbarungen verhandeln, werde man ihnen dann die durch die Sparbudgets verursachten Einschränkungen des Ausstellungs- und Publikationsbetriebs vorhalten.
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Ministerium: Keine Benachteiligung
Ausgeschlossen wird eine Benachteiligung kleinerer Universitäten wie der Kunstunis vom Bildungsministerium. Genau dieser Umstand werde durch den Verteilungsschlüssel und die darin enthaltenen Ausgleichszahlungen verhindert, hieß es auf APA-Anfrage.

Vor allem könne der Fall nicht eintreten, dass eine Uni im Jahr 2004 weniger Mittel zur Verfügung habe als heuer. Die Kunstunis könnten aber - auf Grund der geringeren Studentenzahlen - nur weniger Zuwächse als andere, größere Unis haben.
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Ministerium weist Vorwürfe zurück
Im Zuge der Umstellung auf das neue Universitätsgesetz würden auch die Kosten für Versicherungen und Gehaltsvorrückungen zur Verfügung gestellt, hieß es weiter. Bei den Verhandlungen über die Leistungsvereinbarungen wiederum würden die vergangenen Jahre ebenfalls nicht zählen - die Vereinbarungen seien "nicht vergangenheitsorientiert, sondern zukunftsgerichtet".

Ein "Mythos" wäre auch die Annahme, dass die Kunstuniversitäten die Zeche für die Schaffung eigener medizinischer Universitäten zahlen müssten. Wenn schon überhaupt jemand dabei Einbußen haben könne, dann seien das jene Unis, aus denen die medizinischen Fakultäten herausgelöst werden, betont man im Bildungsministerium.
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Weitere Gespräche in den kommenden Tagen
Mit den Kunstuniversitäten finden in den kommenden Tagen noch Gespräche statt. Diese hätten laut Ministerium den Zweck, bisher fehlendes Zahlenmaterial zu ergänzen. Dabei werde man auch sehen, in wie weit die von den Unis geltend gemachten Zusatzkosten nachvollzogen werden können.
->   Universität für angewandte Kunst Wien
->   Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
->   Kunstuniversität Linz
->   Universität Mozarteum Salzburg
->   Akademie der Bildenden Künste Wien
->   Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
 
 
 
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01.01.2010