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Winzige Schwarze Löcher in der Erdatmosphäre?  
  Das Szenario klingt mehr als exotisch: Winzige Schwarze Löcher, die in der Erdatmosphäre durch Kollisionen von kosmischen Strahlungspartikeln mit irdischen Molekülen entstehen. Nach Ansicht eines griechisch-russischen Physikerteams ist dies aber durchaus möglich - und könnte somit eine Reihe mysteriöser Beobachtungen erklären, die die Wissenschaft seit etwa 30 Jahren vor bislang unbeantwortete Fragen stellt.  
Seit 1972 kennt man die so genannten "Centauro-Ereignisse" - ungewöhnliche Erscheinungen, die durch kosmische Strahlung ausgelöst werden. Ob sich diese möglicherweise durch jene Miniatur-Löcher erklären lassen, haben die Physiker um Theodore Tomaras von der Universität Kreta in Heraklion untersucht.
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Die Berechungen von Theodore Tomaras, Andrei Mironov und Alexei Morozov sind derzeit im E-Print-Archiv arXiv.org abrufbar: "Can Centauros or Chirons be the first observations of evaporating mini black holes?"
->   Der Originalartikel in arXiv.org
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Mysteriöse Schwarze Löcher im Kosmos
Schwarze Löcher gehören an sich schon zu den eher geheimnisvolleren Objekten des Universums: Die "kosmischen Staubsauger" schlucken dank ihrer immensen Dichte alles, was in ihre Nähe kommt - selbst Licht wird eingesaugt. Das macht ihre Beobachtung vergleichsweise schwer.
->   Ausführliche Informationen zu Schwarzen Löchern (BUBL Information Scervice)
Wie nah kommen uns diese Phänomene?
Dennoch weiß man mittlerweile einiges über die Phänomene, die sich - so die bisherige Annahme - etwa durch die Explosion besonders massereicher Sterne bilden. In aller Regel also ein Ereignis, das in relativer Entfernung zur Erde stattfindet.

Wie das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" nun berichtet, könnten Schwarze Löcher uns allerdings sehr viel näher sein, als man bislang geglaubt hat. Zumindest in einer Art Miniaturausgabe sollten sie innerhalb der Erdatmosphäre entstehen können, so die (bereits bekannte) Theorie.
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Schwarze Löcher und Zusatzdimensionen
Dazu müssten dort hochenergetische kosmische Strahlungspartikel - pro Sekunde und Quadratmeter "bombardieren" etwa 1.000 dieser Teilchen die Erde - mit Molekülen kollidieren. Hinzu kommt allerdings noch die umstrittene Annahme von zusätzlichen Dimensionen, erst dann könnten laut "New Scientist" die winzigen Schwarzen Löcher ganz in unserer Nähe auftreten.
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Winzig, instabil und kurzlebig
Diese Miniaturausgaben würden sich allerdings deutlich von ihren größeren kosmischen Verwandten unterscheiden.

Sie wären mehr oder minder unsichtbar, weil extrem klein und ihre Masse betrüge nicht mehr als etwa zehn Mikrogramm. Zudem wären die Winzlinge so instabil, dass sie innerhalb von Millionstel Bruchteilen einer Sekunde in einer Teilchen-Explosion vergehen würden.
Eine Erklärung für "Centauro-Ereignisse"?
Das Physikerteam um Theodore Tomaras ging nun einfach von der Existenz jener winzigen Schwarzen Löcher aus - und übertrug die Theorie auf ein Problem, das die Wissenschaft seit 1972 kennt: Damals nämlich wurde erstmals ein so genanntes "Centauro-Ereignis" beobachtet.

Ein hoch in den bolivianischen Anden platzierter Detektor für kosmische Strahlung registrierte ein seltsames Signal:

Die durch die Wechselwirkung von hochenergetischen kosmischen Partikeln mit der Erdatmosphäre entstandene Teilchen-Kaskade zeigte eine - für diese bekannten Ereignisse - ungewöhnlich große Menge geladener Teilchen in seltsamer Verteilung.
->   Mehr zu "Centauro-Events" in "Cern Courier"
Bislang keine Erklärung gefunden
Seitdem haben die Detektoren in Bolivien sowie auf einem Berg in Tadjikistan etwa 40 dieser "Centauro-Ereignis" genannten Phänomene registriert. Und die Wissenschaft hat natürlich längst einige (rein theoretische) Erklärungen parat - doch bis heute handelt es sich dabei um unbewiesene Hypothesen.
Physiker: Erklärbar durch "Minatur-Löcher"
Tomaras und Kollegen haben nun - ebenso theoretisch - die Signale in Verbindung mit den winzigen Schwarzen Löchern gesetzt. Sie untersuchten, was genau ein Detektor wohl wahrnehmen würde, entstünde und explodierte eines dieser Objekte in seiner Nähe.

Ihre Vorhersage ist konsistent mit den "Centauro-Ereignissen", berichtet der "New Scientist" - und zitiert Tomaras gleichzeitig mit den durchaus selbstkritischen Worten: "Wir könnten falsch liegen, aber uns erscheint das sehr viel natürlicher, als alle anderen existierenden Erklärungen."
Neue Ausblicke für CERN-Teilchenbeschleuniger
Wenn die Forscher recht haben, dann könnten sich bald auch die Wissenschaftler am europäischen Teilchenphysik-Zentrum CERN wie geplant über Tausende solcher winzigen Schwarze Löcher pro Tag freuen.

Der dort entstehende "Large Hadron Collider" (LHC) soll als weltgrößter Teilchenbeschleuniger 2007 in Betrieb gehen - und dann genau diese vergänglichen Phänomene erzeugen.
->   Physics Department der University of Crete
->   CERN Particle Physics Laboratory
->   "New Scientist": Exploding black holes rain down on Earth
Mehr zu Schwarzen Löchern in science.ORF.at:
->   Lichtblitze aus dem Schwarzen Loch in der Milchstraße (30.10.03)
->   Die "Sphärenmusik" eines Schwarzen Lochs (11.09.03)
->   Der "Survival Guide" für Schwarze Löcher (04.09.03)
->   Neues zum Schwarzen Loch im Milchstraßen-Zentrum (18.02.03)
->   Schwarzes Loch der Milchstraße ist hochexplosiv (07.01.03)
 
 
 
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01.01.2010