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Hormonersatz: Einigung auf Empfehlungen  
  Die Hormonersatz-Therapie bei Wechselbeschwerden ist seit dem Sommer in Verruf geraten, nachdem internationale Studien ein erhöhtes Brustkrebsrisiko der Frauen festgestellt hatten. Österreichische Experten halten von diesen Studien wenig. Sie stehen weiter zu der Therapieform und haben nun neue Empfehlungen für ihren Einsatz vorgestellt.  
Als Hauptindikation seien (mittel-)schwere Wechselbeschwerden anzusehen. Grundsätzlich müsse gelten: "So niedrig dosiert und so kurz wie möglich", heißt es in dem Papier, das am Dienstag im Gesundheitsministerium präsentiert wurde.
"Einzige wirksame Möglichkeit"
Neue Richtlinien und Qualitätskontrolle sollen "den Frauen die unnötige Angst nehmen", hofft Gesundheits- und Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP).

Denn in dem von den führenden Medizinern auf diesem Gebiet und der Österreichischen Krebshilfe ausgearbeiteten "Konsensuspapier" ist zu lesen: "Hormonersatztherapie ist die einzige wirksame Möglichkeit zur Behandlung des mittels alternativer Strategien nicht behandelbaren, mittelschweren bzw. schweren Klimakterischen Syndroms."
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"Lancet"-Studie bewies Brustkrebs-Risiko
Im Zuge einer im August in "The Lancet" vorgestellten Studie von Wissenschaftlern des Krebsforschungszentrums in Oxford wurde etwa eine Millionen Frauen im Alter zwischen 50 und 64 Jahren untersucht. Das Ergebnis: Die Gestagen-Östrogen-Therapie birgt ein vier Mal größeres Risko, an Brustkrebs zu erkranken, als die Behandlung mit dem Hormon Östrogen allein.
->   Kombinierte Hormontherapie erhöht Brustkrebsrisiko (8.8.03)
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Nur bei Beschwerden, keine Prophylaxe
Die Medikation solle "nur bei Beschwerden und nicht prophylaktisch" erfolgen, betonte die Ressortchefin. Die heimischen Ärzte erhalten entsprechende Aufklärung. Für die Patientinnen wird es ein Informationsblatt in den Ordinationen geben.
Indikation: Einschränkung der Lebensqualität
Leidet eine Frau in einem Ausmaß unter Wallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen etc., die mit der Menopause einhergehen, dass ihre Lebensqualität eingeschränkt ist, gilt das als Indikation, sagte Sepp Leodolter, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Nur zur Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose oder für die kardiovaskuläre Prävention sei der Hormonersatz nicht geeignet.
Individuelle Risikoevaluation und Kontrollen
"Eine individuelle Risikoevaluation hat stattzufinden", betonte Leodolter. Risikofaktoren sind eine Hormon-abhängige Krebserkrankung, thromboembolische Prozesse, schwere Herz-, Nieren- oder Leberkrankungen sowie nicht abgeklärte, abnorme Genitalblutungen; ebenso erhöhter Alkoholkonsum, krankhaftes Übergewicht, Diabetes mellitus, Gallenwegserkrankungen und Hochdruck. Die Patientin müsse nach umfassender Aufklärung selbst entscheiden können.

Wichtig während der Therapie seien ein Mal pro Jahr ein Arztgespräch sowie Kontrolluntersuchungen: "Die Befindlichkeit der Patientin ist jährlich zu erfragen, die Indikationen zur Hormonersatztherapie jährlich zu überprüfen."
Die Verteidiger des Hormonersatzes
Die kritischen Untersuchungen - jene der amerikanischen Women's Health Initiative (WHI-Studie) und die britische Million Woman Study - würden die "Hysterie" um den Hormonersatz nicht rechtfertigen, kritisierte Johannes Huber, Leiter der Abteilung für gynäkologische Endokrinologie am AKH Wien.

Leodolter sprach von einem "marginal erhöhten Brustkrebsrisiko". Auch die Internationale Menopausegesellschaft empfehle, "die bisher weltweit übliche Praxis (der HET, Anm.) beizubehalten und keinen plötzlichen Abbruch (der Therapie, Anm.) durchzuführen", sagte der Präsident dieser Vereinigung, Hermann Schneider.
->   Hormone und Krebs (Österreichische Krebshilfe)
->   Gesundheitsministerium
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Hormonersatz: Fachleute bezweifeln britische Studie (18.11.03)
->   Hormonersatz: Politik reagiert auf warnende Studien (19.08.03)
 
 
 
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01.01.2010