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Klima-Konferenz: Kyoto-Ziele in weiter Ferne  
  Eine Ratifizierung des Kyoto-Protokolls ist auf der Klima-Konferenz, die derzeit in Mailand stattfindet, so unwahrscheinlich wie nie zuvor. Während sich die USA und Russland von den Zielen der Treibhausgas-Reduktion bereits verabschiedet haben, ist auch die EU von ihren ambitionierten Zielen weit entfernt. Alleine in Österreich müssten in den nächsten Jahren 22 Prozent CO2 eingespart werden.  
Am Mittwoch begann in Mailand die Ministerrunde der neunten Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Eine Mammutkonferenz (COP 9), an der seit 1. Dezember rund 4.000 Delegierte aus 188 Staaten teilnehmen.
->   COP 9
Treibhausgase steigen
In Mailand sollte eigentlich schon die zweite Phase der Umsetzung des Kyoto-Protokolls aus dem Jahr 1997 starten. Die Industriestaaten sollten ab 2008 durchschnittlich um 5,2 Prozent weniger Emissionen als 1990 ausstoßen.

Stattdessen steigen die Treibhausgase unermüdlich weiter. Amerika - das das Protokoll verweigert - hat seit 1990 um 13 Prozent mehr emittiert. Russland will das Wirtschaftswachstum nicht bremsen. Damit ist eine Ratifizierung des Kyoto-Protokolls beinahe unmöglich.
->   Russland ratifiziert Kyoto-Protokoll nicht (3.10.03)
Österreich macht weiter
Das Papier ist nur gültig, wenn es 55 Prozent der weltweiten Treibhausgase abdeckt. Aktueller und damit auch alter Stand: 47 Prozent. Was auch immer Russland zu dieser Entscheidung gebracht hat, ob wahltaktische Gründe oder der Druck der USA, Österreich muss "dranbleiben", meint Umweltminister Josef Pröll (ÖVP).

"Unabhängig von der Frage Russland ist es so, dass die EU den Rechtsrahmen festgelegt und eine europäische Richtlinie zur Umsetzung vorgegeben hat. Wir wissen dadurch klar, was jedes Land zu erfüllen hat", so Pröll im ORF-Radio.
EU: Ziel verfehlt
Doch auch die EU wird ihr Ziel deutlich verfehlen. Statt der acht Prozent weniger Treibhausgase, wird sich das Minus im Nullkomma-Bereich abspielen. Dabei gehen Klimaexperten davon aus, dass sich die Erde schneller als ursprünglich erwartet, erwärmen wird.

Das würde aber auch heißen, dass die 1997 getroffenen Vereinbarungen gar nicht ausreichen, Katastrophen abzuwenden. Wissenschaftler des IPCC rechnen damit, dass 50 bis 100 Millionen Menschen zusätzlich von Hungerkatastrophen bedroht sein werden.
->   Forscher warnen vor Folgen der Klimaveränderung (3.12.03)
Stand derzeit: Minus 22 Prozent nötig
Österreich sollte laut Klimastrategie im Zeitraum 2008 bis 2012 die CO2-Emissionen um 13 Prozent senken - im Vergleich zu 1990. "Wir haben derzeit gegenüber 1990 plus 9 Prozent, sagt Pröll, "d.h. wir müssen minus 22 Prozent realisieren, das ist doch sehr hoch. In Zahlen heißt das, von 86 Millionen Tonnen auf 68 Millionen Tonnen CO2 zu reduzieren."
Kritik: "Buchhalterischer" Klimaschutz
In Mailand geht jetzt darum, was als Klimaschutzmaßnahme angerechnet werden kann, wenn es nicht gelingt, im Verkehr, bei der Raumwärme und in der Industrie genug einzusparen. Wie viel sind Wälder wert, die als CO2-Senken dienen und den Kohlenstoff binden, was bringt es an Pluspunkten, wenn ein österreichisches Unternehmen eine umweltfreundliche Anlage in einem anderen Land errichtet. Umweltschutzorganisationen kritisieren das als "buchhalterischen Klimaschutz".
"Clean Development Mechanismen" wesentlich
Österreich will allerdings auf diese Clean Development Mechanismen (CDM) setzen. "Das ist nicht die alleinige Strategie, sondern nur ein Teil des Mixes, aber ein wesentlicher. Das stärkt auch den Wirtschaftsstandort Österreich und ermöglicht Investitionen im Ausland." Ohne Maßnahmen im Verkehr, ohne Alternativtreibstoffe, mehr Energieeffizienz und dem Emissionshandel in der Industrie wird es nicht gehen, meint Umweltminister Pröll.
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CO2-Senken: Einsatz von Gentech-Pflanzen erlaubt
Eine der Möglichkeiten zur Reduktion von Treibhausgasen unter dem Kyoto-Protokoll sind so genannte CO2-Senken
- Wälder und Felder, die Kohlenstoff binden und somit aus der Atmosphäre entfernen. Bei der Festlegung der Spielregeln für die praktische Umsetzung dieser Maßnahme bei der UNO-Klimakonferenz in Mailand ist nun beschlossen worden, dass dafür auch gentechnisch veränderte Pflanzen eingesetzt werden dürfen.
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Vorzeichen: Hochwasser
"Es ist auch hochnotwendig, wenn Sie sich die Ereignisse in Frankreich ansehen, wenn Sie sich Studien ansehen, nach denen der Wintertourismus in Österreich nachhaltig gefährdet ist. Das sind Vorzeichen, die zu beantworten sind," so Pröll.

In Mailand jedenfalls rechnet niemand damit, dass das Kyoto-Protokoll ratifiziert und damit für alle Staaten gültig wird.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
science.ORF.at
->   Mehr zum Kyoto-Protokoll im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010