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Gehrer: Jede Uni bekommt 2004 mehr Budget  
  Trotz des Protests vor allem der Kunstunis gegen die in den vergangenen Wochen ausverhandelten Budgets der einzelnen Hochschulen bleibt Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) dabei: Jede Hochschule des Landes bekomme 2004 - auch nach Berücksichtigung der so genannten "Autonomieübertragungen" - mehr Budget als heuer. Kritik kommt von SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal, der von einem "finanziellen Hungerjahr" für die Unis spricht und eine Zweijahres-Bilanz der Ministerin fordert.  
Ein Plus zwischen 0,7 und 16 Prozent
Die bereinigte Steigerung beträgt laut Hochschul-Sektionschef Sigurd Höllinger zwischen 0,7 Prozent (Akademie der bildenden Künste, Montanuni Leoben) und 16 Prozent (Wirtschaftsuniversität/WU).

Die Kritik der vergangenen Tage vor allem seitens der Kunstuniversitäten sei durch das "Vergleichen von Äpfeln mit Birnen entstanden", so Höllinger bei einer Pressekonferenz am Freitag.
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Notmaßnahmen der Angewandten
Unterdessen hat die Universität für Angewandte Kunst in Wien ihre angekündigten "Notmaßnahmen" präzisiert. Per 31. Dezember werden zehn Personen gekündigt, betroffen ist das Verwaltungspersonal. Außerdem werde es zu einem Stopp von Lehraufträgen kommen.
->   Statements der Angewandten zum Budget 2004
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Globalbudget von rund 1,66 Mrd. Euro
2004 steht den 21 Unis laut Universitätsgesetz ein Globalbudget von rund 1,66 Mrd. Euro zur Verfügung - inkludiert sind dabei bereits so genannte "Autonomieübertragungen" in der Höhe von rund 330 Mio. Euro, also Beträge, die bisher vom Staat bezahlt wurden und nun von den Unis geleistet werden müssen. Darunter fallen etwa die Mieten für die Uni-Gebäude, Pensionsbeiträge für die Bediensteten sowie die Anschaffung großer Geräte an den Uni-Kliniken.

Dazu kommen noch die 2004 erstmals bei den Unis verbleibenden Studiengebühren in der Höhe von rund 120 Mio. Euro sowie Zusatzposten in der Höhe von etwa 250 Mio. Euro etwa für Hochschulraumschaffung, Bezugserhöhungen, den klinischen Mehraufwand und Implementierungskosten.
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Die Budgetzahlen der einzelnen Unis sind auf der Homepage des Ministeriums veröffentlicht.
->   Die Budgetzahlen (pdf-Datei)
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Größere Unis profitieren mehr, deshalb Solidarbeitrag
Die Erhöhung falle für die einzelnen Unis natürlich unterschiedlich hoch aus, so Gehrer. Hochschulen mit mehr Studierenden wie WU (plus 16 Prozent), Uni Wien (plus elf Prozent) oder die Unis Innsbruck und Graz (plus acht Prozent) verzeichnen auf Grund der Einnahmen aus den Studiengebühren natürlich vergleichsweise höhere Zuwächse als solche mit wenigen Studenten wie etwa die sechs Kunstunis (insg. plus 1,7 Prozent), die Montanuniversität Leoben (plus 0,7 Prozent) und die Veterinärmedizinische Universität (plus 2,7 Prozent).

Durch eine Art Solidarbeitrag der 13 größeren Unis wurden aber rund 3,5 Mio. Euro aus dem "Gebührenkuchen" an die acht kleineren Hochschulen verteilt.
Nicht Geld-Menge, sondern -Effizienz entscheidend
"Dass es immer wieder den Ruf nach mehr Geld gibt, ist immer so", meinte Gehrer. Für die Qualität der Unis entscheidend seien aber nicht nur die finanziellen Mittel an und für sich, sondern der effiziente Einsatz des Gelds.

Proteste hatte es zuletzt vor allem von der Universität für angewandte Kunst gegeben. Gehrer wies aber darauf hin, dass ein Student an der Angewandten auf Grund der individuellen Betreuung den Steuerzahler rund 21.000 Euro pro Jahr koste, ein Student an der Uni Wien hingegen nur rund 7.000 Euro - "und das ist auch gut so".

Wie alle anderen Unis könne die Angewandte aber Projekte einreichen, um zusätzlich Geld aus den vom Forschungsrat zur Verfügung gestellten Sondermitteln zu lukrieren.
->   Kunstsenat sorgt sich um Universitäten (11.12.03)
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Broukal: Gehrer soll Zweijahres-Bilanz vorlegen
In einer ersten Reaktion bezeichnete SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal das vorgestellte Uni-Budget als "ein paar Almosen", die "nach einem Hungerjahr zu wenig" seien. Er betonte, dass sich die Universitäten im laufenden Jahr verschulden mussten, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. "Es mussten Konten überzogen werden, und es wurden Zahlungen an Lieferanten aufgeschoben, um das Jahr finanziell zu überleben", so Broukal. Er forderte die Bildungsministerin auf, eine Bilanz über beide Jahre, 2003 und 2004, vorzulegen.

Die SPÖ bleibt bei ihrer Forderung, die gemeinsam mit den Grünen als Entschließungsantrag im Parlament eingebracht wurde, dass für Universitäten und Forschung ein Sofortpaket von 100 Millionen Euro bereitgestellt wird.
->   100-Millionen-Notprogramm gefordert (10.9.03)
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Kunstunis vergleichen "Äpfel mit Birnen"
Die Proteste der Kunstuniversitäten in den vergangenen Tagen führte Sigurd Höllinger auf das "Vergleichen von Äpfel mit Birnen" zurück. So sei etwa an der Universität für angewandte Kunst heuer der Ausbau des Dachbodens finanziert worden - diese einmalige Unterstützung müsse natürlich für den Vergleich des heurigen Budgets mit dem kommenden Jahr abgezogen werden.

"Wenn man ein Mal für eine gewisse Sache Geld bekommt, kann man das nicht für immer fortschreiben." Das habe nicht nur im Wirtschaftsleben keinen Platz, sondern auch nicht im Familienbudget.

Noch nicht endgültig verteilt wurden laut dem Sektionschef einige "Restdinge" wie der klinische Mehraufwand und die für die Trennung der Medizinischen Universitäten von ihren "Stamm-Unis" nötigen Mittel.
18 Mio. Euro für Forschungs-Infrastruktur
Die von Elisabeth Gehrer bereits angekündigten zusätzlichen 18 Mio. Euro für die Forschungs-Infrastruktur im Jahr 2004 verteilen sich laut der Ministerin folgendermaßen: Jede Uni erhält vorab 50.000 Euro, die restlichen 17 Mio. werden auf Grund von Anträgen vergeben.
Optimismus wegen VfGH-Urteil
Optimistisch zeigte sich Gehrer für das von der SPÖ angestrengte, derzeit laufende Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof (VfGH) über die Uni-Reform.

Sie sei sicher, dass der umstrittene Uni-Rat verfassungskonform konstruiert sei. Selbst wenn es eine Beanstandung gebe, werde nicht das Chaos ausbrechen, da der VfGH üblicherweise eine Reparaturfrist einräume.
->   Uni-Gesetz: Verfassungsrichter vertagen Entscheidung (1.12.03)
Kritik von Grünewald
Kritik an der Pressekonferenz von Gehrer und Höllinger kam mittlerweile auch vom Bildungssprecher der Grünen, Kurt Grünewald. Die Defizite der letzten Jahre würden durch das Budget 2004 nicht ausgeglichen.

Die Auswirkungen des neuen Dienstrechtes und die Mehrkosten der Verwaltung seien wie die Berufungen ausländischer Spitzenforscher kaum bezahlbar, so Grünewald.
->   Bildungsministerium
->   ÖVP
->   SPÖ
->   Die Grünen
 
 
 
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01.01.2010