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Europas letzte wilde Rentiere in Bedrängnis  
  Während der Eiszeiten zogen Rentiere noch in ganz Mitteleuropa umher. Heute kennt man sie vor allem als die treuen Helfer des Weihnachtsmanns, die laut Legende jedes Jahr den mit Geschenken beladenen Schlitten ziehen. Tatsächlich gibt es noch einige letzte frei lebende Rentierherden in Europas Norden - die aber sind nun in Gefahr, meint ein Experte der UNO.  
Neu gebaute Dämme, Berghütten, Stromleitungen und Straßen engten die Lebensräume der Tiere im Süden Norwegens stetig mehr ein, berichtet Christian Nellemann vom UN-Umweltprogramm UNEP im norwegischen Arendal.
Hälfte des Lebensraumes verloren
"Die Situation hier ist kritisch. Die Rentiere haben in den vergangenen 50 Jahren die Hälfte ihres Lebensraums verloren", wird der Biologe im Wissenschaftsmagazin "New Scientist" zitiert.

Derzeit gebe es noch 30.000 Rentiere, die in 24 isolierte Gruppen zerfallen seien. Wenn das Land in derselben Geschwindigkeit weiter zugebaut werden, bleibe im Jahr 2020 nur noch Platz für 15.000 Tiere.
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Rentiere: Einst wichtige Jagdbeute in Mitteleuropa
Rentiere mit dem lateinischen Namen Rangifer tarandus gehören zu den so genannten Trughirschen. Rund 20 Unterarten kommen in den nördlichen Waldgebieten und Tundren von Europa, Asien und Amerika vor.

Während der Eiszeiten waren die Tiere in Mitteleuropa weit verbreitet - und stellten damals eine wichtige Jagdbeute der Menschen dar. Heute existieren in Europa neben dem in Herden gehaltenen Nordeuropäischen Rentier (Rangifer tarandus tarandus) lediglich in Norwegen noch wild lebende Rentiere.
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Zu viele Tiere auf zu engem Raum
"In den am stärksten betroffenen Gegenden bringt nur noch eines von drei Rentier-Weibchen ein lebendes Kalb zur Welt", sagt Nellemann. Dort liege die Populationsdichte der Tiere bei 217 Prozent im Vergleich zu den 60er Jahren - die Flechten, die den Rentieren als Nahrung dienen, werden knapp.

Als ersten Schritt müsse Norwegen deshalb die wild wuchernden Bautätigkeiten stoppen. Denn jede Stromleitung oder Straße sei wie eine Grenze, die die Tiere nicht überschritten.
Bald alle Rentiere weltweit in Gefahr?
"2050 werden nach UNEP-Schätzungen 70 bis 80 Prozent der Arktis infrastrukturell entwickelt sein, so dass auch die Rentiere in Grönland, Kanada, USA und Russland bedroht sind", warnt Nellemann weiter.
->   "New Scientist"
->   United Nations Environment Programme (UNEP)
 
 
 
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01.01.2010