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Post per Pferd kam im Schnitt mit 16 km/h  
  Ob im Perserreich, in China oder später in den USA - der Postexpress per Pferd funktionierte in allen Teilen der Welt nach einem ähnlichen Schema. Streckenplanung und Tempo der "berittenen Post" wurden laut einer Studie immer so gewählt, dass die Strecke schnellstmöglich zurückgelegt werden konnte, die Tiere sich dabei aber nicht überanstrengten oder gar erkrankten.  
Das berichtet der Wissenschaftler Alberto Minetti von der britischen Manchester Metropolitan University in Cheshire im Fachblatt "Nature".

Der Forscher hatte den Pferde-Express über mehr als zwei Jahrtausende - von 540 vor Christus im Perserreich bis zum Overland Pony Express im Jahr 1861 in den USA - untersucht.
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Der Artikel "Physiology: Efficiency of equine express postal systems" ist erschienen in "Nature", Bd. 426, Seite 785-786, vom 18. Dezember 2003 (doi:10.1038/426785a).
->   Abstract des Artikels in "Nature"
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Stationen alle 20 bis 25 Kilometer
Doch trotz großer Zeitspanne und unterschiedlichster Geografie fanden sich erstaunliche Ähnlichkeiten bei den untersuchten Systemen: Entlang der Strecken waren etwa Versorgungsstationen eingerichtet, an der die Pferde wie bei einem Staffellauf gewechselt werden konnten.

Auf allen von Minetti untersuchten Strecken - ob vor 2.500 Jahren in Persien oder um 1861 in den USA - betrug der Abstand zwischen den einzelnen Stationen jeweils etwa 20 bis 25 Kilometer. Jeder Reiter habe im Schnitt vier bis sechs dieser Stationen "abgeritten".

Die durchschnittliche Geschwindigkeit des Pferd-Reiter-Gespanns betrug etwa 16 Stundenkilometer, unterschied sich jedoch in den einzelnen Postdiensten etwas.
Optimale Planung ohne wissenschaftliche Infos
Bild: Alberto Minetti/ Nature
Angesichts der unterschiedlichen geographischen Lage und der verschiedenen Zivilisationen seien die gefundenen Ähnlichkeit erstaunlich, schreibt Minetti.

Anhand von Berechnungen des Energieverbrauchs und der maximalen Stoffwechselleistung der Pferde zeigte er nun, dass die Streckenplaner auch ohne wissenschaftliche Kenntnis der Physiologie der Pferde die Routen optimal geplant hatten.

Bild rechts: Persische Nachrichtenroute (etwa 540 vor Christus) - die älteste Pferdepost-Route der Welt, eingerichtet von König Cyrus dem Großen. Sie erstreckte sich nach Angaben von Alberto Minetti über 2.750 Kilometer und wurde in insgesamt sieben Tagen und Nächten von den verschiedenen berittenen Kurieren zurückgelegt.
Pferde hätten auch schneller und weiter laufen können
So hätten die Pferde zum Beispiel zwar schneller und weiter laufen können, auf längeren Strecken auf Grund der produzierten Wärme dann aber "Kühlprobleme" und Kreislaufbeschwerden bekommen oder angefangen zu lahmen.

Die generelle körperliche Leistungsfähigkeit der Pferde sei in allen Regionen ähnlich hoch gewesen.
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Minetti zitiert dabei auch den Geschichtsschreiber Xenophon, demzufolge der persische Herrscher Cyrus offenbar "experimentierte um herauszufinden, welche Distanz ein Pferd in einem Tag zurücklegen könnte, wenn es hart geritten wurde - aber so, dass es nicht zusammenbreche, und dann errichtete er Post-Stationen in genau solchen Entfernungen."
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Moderne Ausdauerrennen: Abstände wie bei Poststationen
Dass der Abstand zwischen den Versorgungsstationen bestens gewählt war, zeigt sich im Übrigen bis heute, wie der Forscher weiter ausführt: In modernen Ausdauerrennen entsprächen die Abstände zwischen den tierärztlichen Kontrollstellen mit 20 bis 30 Kilometern ziemlich genau denen damaliger Versorgungsstationen.
->   Manchester Metropolitan University
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01.01.2010