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WHO: Wachsende Kluft zwischen Arm und Reich  
  Weltweit vertieft sich die gesundheitliche Kluft zwischen Arm und Reich. Das zeigt der 130 Seiten starke Weltgesundheitsbericht 2003 der WHO, der am Donnerstag in Genf präsentiert wurde. Die Europäische Region der WHO mit ihren 52 Mitgliedstaaten bildet dabei keine Ausnahme: So breitet sich etwa die HIV-Epidemie dort im weltweiten Vergleich am schnellsten aus.  
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gebe es alarmierende Anzeichen für wachsende Ungleichheiten im Gesundheitsbereich.
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Beispiel SARS zeigt Relevanz der primären Versorgung
So zeigt der Bericht anhand des Beispiels der lebensgefährlichen Lungenkrankheit SARS, dass man für die erfolgreiche Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten unbedingt die primäre Versorgung stärken muss. Ein schwaches Gesundheitswesen mache die Ausbreitung wahrscheinlicher. Besonders wichtig sei deshalb, dass alle Fälle von potenziell grenzüberschreitenden Krankheiten offen und umgehend gemeldet werden.
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Politische Handlungsbereitschaft, sinnvolle Info-politik
Der Fall SARS beweise, dass eine erfolgreiche Eindämmung nicht nur funktioniert, wenn man Impfstoffe oder kurative Arzneimittel zur Verfügung hat. In den betroffenen Ländern muss vor allem politische Handlungsbereitschaft bestehen und eine sinnvolle Informationspolitik betrieben werden.

"Gesundheitliche Fortschritte und erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung gehen Hand in Hand. Wir sollten begreifen, dass Gesundheit für alles, was wir als 'Fortschritt' bezeichnen, ein entscheidender Faktor ist", erklärte Marc Danzon, der WHO-Regionaldirektor für Europa.

Die bei SARS gewonnenen Erfahrungen können für die Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten genutzt werden.
Herz-Kreislauferkrankungen und Co
Nicht übertragbare Krankheiten gelten in vielen Ländern immer noch als die Folge der wohlhabenden Lebensweise. Man meine, sie ließen sich durch individuelle Verhaltensänderungen eindämmen.

Dabei zeigen sie nicht nur in Industriestaaten zunehmend Auswirkungen. In einigen Entwicklungsländern sind beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen die Haupttodesursache und fordern weltweit unter jungen Menschen und Erwachsenen der mittleren Altersgruppen ebenso viele Opfer wie HIV/Aids.
Weltweite Trends in manchen Regionen Europas
In manchen europäischen Region treten die weltweiten Trends besonders stark zu Tage: Die Lebenserwartung sinkt, HIV/Aids und nicht übertragbare Krankheiten verbreiten sich in epidemischem Ausmaß. Und diese schaden den Armen am meisten, erklärte die WHO.
Rückgang der Lebenserwartung in Osteuropa
So ging in Osteuropa, vor allem in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die Lebenserwartung zwischen 1980 und 2002 bei Männern um 4,2 Jahre und bei Frauen um 1,6 Jahre zurück.

In einigen dieser Länder laufen Männer gegenüber ihren Geschlechtsgenossen in anderen industrialisierten Regionen ein drei- bis vierfach höheres Risiko, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden.

Außerdem sei die Sterblichkeit unter männlichen Erwachsenen in den östlichen Ländern der Europäischen Region sehr viel höher als in Entwicklungsländern der WHO-Regionen Gesamtamerika, Asien oder östlicher Mittelmeerraum. Die Hauptursachen seien nicht übertragbare Krankheiten - vor allem Herz-Kreislauf- und alkoholbedingte Erkrankungen sowie Verletzungen.
Europäische Region: HIV breitet sich am schnellsten aus
Die WHO wies in ihrer Untersuchung auch darauf hin, dass sich die HIV-Epidemie in der Europäischen Region im weltweiten Vergleich am schnellsten ausgebreitet hat und wahrscheinlich noch erheblich zunehmen wird.

Zwischen 1995 und 2003 hat sich die Zahl der neu gemeldeten Infektionen in Westeuropa auf fast 170.000 verdoppelt und ist in Mittel- und Osteuropa sowie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion sogar noch drastischer in die Höhe geschnellt - nämlich von 27.000 auf 320.000.
Keine Vorsorge, kaum Zugang zu Behandlung
Nach Schätzungen sind in der Region mindestens 1,7 Millionen Menschen HIV-infiziert. Grund für die Ausbreitung ist die Tatsache, dass häufig keine Vorsorge angeboten wird und viele Menschen kaum Zugang zu Behandlung und Betreuung haben.

Schätzungsweise 80.000 HIV-Infizierte brauchen nach den Kriterien der WHO in diesen Ländern heute eine antiretrovirale Behandlung, doch nur 6.500 (d. h. unter neun Prozent) werden tatsächlich behandelt.
->   World Health Organisation (WHO)
 
 
 
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01.01.2010