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Entscheidung über ITER-Standort am Samstag  
  Die Entscheidung über den Standort des geplanten internationalen Kernfusions-Forschungsreaktors ITER soll am kommenden Samstag in Washington fallen. Nur noch Frankreich und Japan sind im Rennen.  
Mit dem 4,6 Milliarden Euro teuren Projekt ITER soll die Erforschung der Kernfusion mit dem Ziel vorangetrieben werden, die in der Sonne ablaufenden Prozesse für die Energiegewinnung auf der Erde zu nutzen.
ITER bereits 1988 beschlossen
Das Projekt ITER war bereits 1988 von den sieben führenden Industrienationen (G7) beschlossen worden.

Heute sind daran die EU, Japan, die USA, Russland, Kanada, China und Südkorea beteiligt. Vertreter dieser Länder und der EU werden am Samstag bei einer Ministersitzung in Washington über den Standort und möglicherweise auch über die endgültige Aufteilung der Kosten entscheiden.
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Details zur geplanten Aufteilung der Kosten
Klar ist bisher nur, dass die USA, Russland, Südkorea und China jeweils zehn Prozent der gigantischen Errichtungskosten tragen, wie der aus Österreich stammende Physiker Karl Lackner vom Max Planck Institut für Plasmaphysik in Garching bei München, der bis vor kurzem Leiter der europäischen Fusionsforschungsaktivitäten (EFDA) war, im Gespräch mit der APA erklärte. Die verbleibenden 60 Prozent werden nicht gleichmäßig zwischen der EU und Japan aufgeteilt, das Sitzland werde sicher einen höheren Beitrag zahlen müssen. Ob dies nun Japan oder Frankreich sein wird, scheint völlig offen.
->   Der französische Standortvorschlag (www-fusion-magnetique.fr)
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Zwei Standorte konkurrieren um Zuschlag
Die Europäer hatten sich Ende November, nachdem Spanien seine Bewerbung zurück gezogen hatte, auf den Standortvorschlag Frankreichs - das Atom-Areal Cadarache - geeinigt.

Auf dem Gelände der französischen Atomenergiebehörde CEA nordöstlich von Aix-en-Provence arbeiten heute schon 4.300 Wissenschaftler und Techniker in einem Nuklearkomplex, mit ITER würden rund 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Japan will dagegen mit seinem Standort Rokkasho-Mura den Fusionsreaktor praktisch auf die grüne Wiese stellen.
Kernfusion: Des Energierätsels Lösung?
ITER soll keinen Strom produzieren, sondern den Wissenschaftlern rund 15 Jahre Zeit geben, alle noch offenen Fragen zu klären, wie man das Sonnenfeuer für die Energiegewinnung auf der Erde zähmen kann.

Gelingt es, die wichtigsten Fragen zu klären, könnte frühestens Ende der dreißiger Jahre ein Prototyp eines Fusionskraftwerks Strom liefern.
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ITER im Vergleich mit JET
Das bisher größte und erfolgreichste Fusionsexperiment der Welt ist die europäische Anlage "Joint European Torus" (JET) in Culham/Großbitannien, die seit 1983 arbeitet und 1997 die Rekordfusionsleistung von zwölf Megawatt (MW) erzielte.

ITER soll dagegen eine Fusionsleistung von 500 MW liefern. Ein "echtes" Kraftwerk würde man dagegen laut dem österreichischen Physiker Karl Lackner mit einer Fusionsleistung von 2.000 bis 3.000 MW betreiben.
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Kernfusion kontra Kernspaltung
Die Kernfusion ist nach Darstellung ihrer Verfechter mit weit geringeren Sicherheitsrisiken verknüpft als die Kernspaltung. Bei der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium bei mehr als 100 Millionen Grad Celsius werden enorme Energiemengen freigesetzt.

Atommüll entsteht dabei nur durch die Verstrahlung der Bauteile des Reaktors. Dieser Müll hat aber nach Angaben der Wissenschaftler eine deutlich kleinere Halbwertzeit als jener aus der Kernspaltung. Nach 100 Jahren könnte ein Großteil des Abfalls wieder freigegeben werden.
Keine Begeisterung bei Umweltorganisationen
Dennoch sind Umweltorganisationen wie Greenpeace nicht gerade begeistert über den erwarteten neuen Schub für die Atomenergie.

"Die Wissenschaftler wollen sich einen nuklearen Traum erfüllen", sagt der Pariser Greenpeace-Sprecher Michael Luze. "Dafür werden Milliarden ausgegeben, für die erneuerbaren Energien bleibt fast nichts."
->   ITER
->   Mehr Informationen zur Fusionsforschung (Forschungszentrum Karlsruhe)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   ITER: Der Traum von der unerschöpflichen Energiequelle (27.11.03)
->   Kernfusion: Zwischen Hoffnung und Skepsis (5.3.02)
->   Fusionskraftwerke als Energiequelle der Zukunft? (27.2.02)
 
 
 
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01.01.2010