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Fußball: Familiengröße entscheidet Spielposition  
  England ist das Mutterland des Fußballs. Kein Wunder, dass er hier mit einer wissenschaftlichen Akribie untersucht wird, die manchmal an Kauzigkeit grenzt. So hat ein britischer Kindermediziner nun herausgefunden, dass die Familiengröße eine entscheidende Rolle dabei spielt, ob aus dem Sprössling später einmal ein Tormann, ein Verteidiger oder ein Stürmer wird.  
Muss, wer sich nicht wehren kann, ins Tor?
Man(n) kennt das aus der Kindheit: Im Normalfall sind es immer die jüngsten, die dicksten - kurz gesagt: jene, die sich am schlechtesten wehren können -, die "ins Tor gestellt werden". Sich den mächtigen Schüssen des Gegners auszusetzen, ist nicht nur eine gefährliche Aufgabe, auch mit Ruhm ist im Vergleich zu Goalgettern kaum zu rechnen.

Michael Perkin von der Abteilung für Kindermedizin an der St. George¿s Hospital Medical School in London hat diese Ungerechtigkeit nun hinsichtlich der Größe von Familien untersucht. Torhüter, so sein Schluss im "British Medical Journal", haben tendenziell weniger Geschwister als Stürmer oder Mittelfeldspieler.
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Die Studie ist unter dem Titel "Football position and atopy: both subject to the birth order effect?" im "British Medical Journal" (Bd. 327, S. 1473, Ausgabe vom 20./27. Dezember) erschienen.
->   Die Studie im BMJ
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Familiengröße: Von Allergieanfälligkeit zum Fußball
Ausgangspunkt seiner Überlegungen war für Perkin ein Feld, das ihm als Kindermediziner rein fachlich näher stand (aber nicht persönlich, er ist Vater dreier Kinder): die so genannte Hygiene-Hypothese bei Allergikern. Ihr zu Folge variiert die Anfälligkeit etwa für Heuschnupfen nach der Größe der Familie.

Kurz gesagt: Je mehr Kinder in einer Familie sind, desto "unhygienischer" sind die Verhältnisse, desto früher erfolgen mögliche Ansteckungen, desto früher wird aber auch das Immunsystem des Körpers aktiviert.

Nicht nur die Familiengröße ist entscheidend, sondern auch die Reihenfolge der Geburt: Jüngere Kinder sind weniger Allergie-gefährdet als ihre älteren Geschwister.
232 Fußballspieler aus der dritten Division
Diese Theorie, die in der Medizin durchaus umstritten ist, hat Perkin nun auf ein Phänomen angewandt, das zumindest in sozialer Hinsicht als "ansteckend" bezeichnet werden kann: den Fußball.

Nachdem die überwiegende Zahl der Teams der Premier League die Mitarbeit verweigerten, beruht seine Studie auf den Daten von 14 Vereinen der dritten britischen Division. Insgesamt standen ihm Informationen von 232 Fußballspielern (23 Torhüter, 72 Verteidiger , 68 Mittelfeldspieler und 69 Stürmer) zur Verfügung.
Stürmer haben doppelt so viele Geschwister wie Torhüter
Das Resultat: die Familiengröße erwies sich je nach Spielerposition als signifikant unterschiedlich. So hatten die Torhüter durchschnittlich nur 1,1 Geschwister, Verteidiger 1,8, Mittelfeldspieler 2,4 und Stürmer exakt 2,0.

Überraschend war für Perkin aber das andere Ergebnis: Angriffsspieler zählen entgegen den Erwartungen tendenziell eher zu den jüngeren Geschwistern als zu den älteren.
Versuche von Erklärungen
Obwohl Michael Perkin letztlich keine genaue Erklärung für seine Studienresultate geben kann, so hat er doch einige Vermutungen: Torhüter dürften als Kinder kleinerer Familien tendenziell länger im Tor gestanden haben, während Kinder aus größeren Familien eher die Chance hatten, in ihren Positionen zu wechseln.

In einer Sache ist sich Perkin jedenfalls sicher: Die Kinder sollten nicht davon abgehalten werden, jene Positionen auf dem Fußballfeld einzunehmen, die sie besonders reizen.
->   St. George¿s Hospital Medical School
->   Mehr zum Thema Fußball in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010