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"Biomedizin-Studie 2003" über Gen-Differenzen  
  Eine schlechte Nachricht für Rassisten: die genetischen Unterschiede zwischen Individuen der selben Volksgruppe sind weit größer als zwischen verschiedenen Volksgruppen. Das ist nicht unbedingt neu - eine entsprechende Studie wurde aber nun von der amerikanischen Medizinzeitschrift "The Lancet" zur besten des Jahres 2003 gewählt.  
Zu dieser Entscheidung gelangte das 24-köpfige Advisory Board des Journals, nachdem es zwölf Monate die Publikationen der eigenen, aber auch aller anderen wichtigen Zeitungen im Blick behalten hatte.
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Der Artikel ist unter dem Titel "The Lancet's Paper of the Year, 2003" in "Lancet" (Bd. 362, S. 2101, Ausgabe vom 20./27. Dezember 2003) erschienen.
->   Zum Original-Artikel (Gratis-Registrierung nötig)
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"Zusammenarbeit wichtiger als Individualleistung"
Die Kriterien, nach denen die Experten die "Studie des Jahres" ausgewählt haben, waren andere als bei vergleichbaren Unternehmungen. Im Gegensatz zum Nobelpreis oder zum Albert Lasker Medical Research Award, die vor allem herausragende Leistungen einzelner Forscher würdigen, ging es ihnen eher um Teamarbeit.

Denn: "Multidisziplinarität und internationale Zusammenarbeit" werden immer wichtiger, schreibt der "Lancet"-Herausgeber Richard Horton.
Genvarianz von Individuen und Ethnien
Gewinner wurde so eine Studie eines Teams um den Molekularbiologen Noah Rosenberg von der University of Southern California, die sich mit der genetischen Varianz zwischen Individuen und zwischen Bevölkerungsgruppen beschäftigte.

Dabei untersuchten sie ausgewählte DNA-Stellen von mehr als 1.000 Menschen aus 52 verschiedenen Volksgruppen. Es stellte sich heraus, dass die durchschnittliche genetische Varianz zwischen Individuen ein und derselben Bevölkerung weit größer war als jene zwischen den Bevölkerungsgruppen.
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Die Studie von Noah Rosenberg und seinem Team ist unter dem Titel "Genetic structure of human populations" in "Science" (Bd. 298, S. 2381, Ausgabe vom 20. Dezember 2002) erschienen.
->   Zum Original-Abstract (kostenpflichtig)
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Begründung: Biologisch, humanistisch, methodologisch
Ihre Wahl begründet der "Lancet"-Herausgeber Richard Horton mit zwei Botschaften der Studie - "eine biologische, geradezu humanistische, und eine methodologische".

Zum einen stelle die Studie ganz klar fest, dass die überwältigende Mehrheit genetischer Unterschiede beim Menschen zwischen Individuen und nicht zwischen ethnischen Gruppen bestehe.

Zum anderen sei die Studie auch methodologisch innovativ gewesen: für die Einschätzung genetischer Risiken können sich Biomediziner in Zukunft auf die üblichen Studien-Designs der Epidemiologie verlassen. Die Selbstbeschreibung der ethnischen Herkunft der Studienteilnehmer reiche zur Einschätzung aus, eventuelle genetische Zusätze seien zu vernachlässigen.
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Mehr zu Ethno-Genetik in science.ORF.at:
Bakterium liefert Hinweise auf Völkerwanderung (6.3.03)
Kann die Wahrnehmung von "Rasse" verschwinden? (21.8.02)
Ethno-Genetik zwischen Hoffnung und Missbrauch (16.4.02)
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Hoffnung auf Medizin gegen Gen-Krankheiten
In einer Reaktion auf die "Lancet"-Wahl strich Noah Rosenberg die "hervorragende Sammlung an Gen-Proben" hervor, die ihm aus allen Teilen der Welt für seine Studien zur Verfügung stand.

Seine Arbeit sieht er als Anfang eines langen Wegs, der einmal die Verbindungen zwischen Genetik und Anthropologie klären - und zu neuer Medizin gegen genetische Erkrankungen führen soll.
Knapp geschlagen: Identifizierung des SARS-Erregers ...
Rosenbergs Arbeit setzte sich gegen eine Reihe relevanter und spektakulärer Veröffentlichungen im Bereich der Biomedizin im Jahr 2003 durch. Darunter die Identifizierung eines bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Coronavirus als Auslöser der Lungenkrankheit SARS, die ab März für einige Monate die Welt in Atem gehalten hatte.
->   WHO identifiziert eindeutig SARS-Erreger (16.4.03)
... und Warnung vor Hormonersatztherapie
Ebenso für Aufregung sorgte ein weiterer "Runners up" der "Lancet"-Wahl: die "Million Women Study" vom August, der zu Folge die Hormonersatztherapie gegen Wechseljahr-Beschwerden bei Frauen das Brustkrebsrisiko beträchtlich erhöht. Auch die Österreichische Krebshilfe sprach sich danach gegen diese Therapieform aus.
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Zur Debatte um die Hormonersatztherapie:
Kombinierte Hormontherapie erhöht Brustkrebsrisiko (8.8.03)
Österreichische Krebshilfe warnt vor Hormonersatz (18.8.03)
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->   Noah Rosenberg, University of Southern California
->   "The Lancet"
 
 
 
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01.01.2010