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Einsamkeit: Gefühl, das um Weihnachten "boomt"  
  Das Gefühl der Einsamkeit erlebt gerade um Weihnachten einen alljährlichen "Boom". Dabei ist dies kein Schicksal, sondern vielfach Folge von Barrieren, die man zwischen sich und anderen errichtet hat, meint der Soziologe Leopold Rosenmayr.  
Angehörige der Mittel- und Unterschicht fühlen sich häufiger einsamer als dies in der Oberschicht der Fall ist. Je niedriger Schulbildung und Einkommen sind, desto größer ist das Vereinsamungsrisiko. Dies zeigen eine Reihe von Untersuchungen.

Doch die Möglichkeiten aus der Einsamkeit werden vielfach nicht gesehen, sagt der Soziologe Leopold Rosenmayr.
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Weihnachten: Fest der Einsamkeit
Dass gerade vor und um Weihnachten bei vielen Menschen das Gefühl von Einsamkeit aufkomme, hat für den Soziologen Leopold Rosenmayr damit zu tun, dass die meisten Menschen Weihnachten aus ihrer Kindheit und Jugend als Fest der Familie und der Gemeinschaft erlebt haben und dies tiefe Erinnerungsspuren in uns gezeichnet hat.
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Ursachen: Keine Ziele, keine Perspektiven
Einsamkeit hänge nicht allein davon ab, ob und wie viele soziale Kontakte wir haben, meint der Soziologe. Das Gefühl von Einsamkeit entsteht, wie Untersuchungen zeigen, wenn Menschen keine inneren Ziele und keine Perspektiven für ihre Lebensgestaltung haben.

Wenn man sich einsam fühlt, ist es verlockend, sich in Ablenkungsmanöver zu flüchten - und die heutige Konsum- und Spaßgesellschaft biete diesbezüglich einiges an, so Rosenmayr. Wichtiger wäre es, das Gefühl als Botschaft zu sehen und sich die Zeit zu nehmen, zu sich selbst zu finden.
Kein unabwendbares Schicksal
Einsamkeit ist aber kein unabwendbares Schicksal. Die Weihnachtszeit eignet sich laut Leopold Rosenmayr in besonderem Maße, Barrieren, die man zwischen sich und anderen Menschen errichtet hat, aus dem Weg zu räumen und so den ersten Schritt aus der Einsamkeit zu tun.

Das sei sicher nicht immer leicht, wenn man vielleicht schon längere Zeit keinen Kontakt mehr mit dem einen oder anderen Familienmitglied, mit dem einen oder anderen Freund gehabt habe, weil es einen Streit, Unstimmigkeiten oder dergleichen gegeben hat.
Was kann man selber tun gegen die Einsamkeit?
"Es ist sicherlich nicht leicht über gewisse Gräben oder Hürden zu springen und sich zu sagen: Mit diesem oder jenem Freund, mit diesem oder jenem Familienmitglied habe ich in der letzten Zeit überhaupt nicht können, jetzt versuche ich es wieder", erläutert der Soziologe.

"Aber es ist möglich sich zu fragen: Was kann ich an Hürden, was kann ich an Schwierigkeiten wegräumen, wo kann ich mich selber dazu bringen und in welcher Form, dass ich doch jemanden aufsuche oder dass ich doch soweit komme, dass jemand anderer das Bedürfnis bekommt, bei mir oder an mir anzudocken?"

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010