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Erwin Schrödinger Institut erweitert Aktivitäten  
  2003 feierte es sein zehnjähriges Bestehen, zugleich musste es eine Budgetkürzung um 14 Prozent hinnehmen: Im kommenden Jahr möchte das Erwin Schrödinger Institut für Mathematische Physik (ESI) in Wien unter neuer Führung seine Aktivitäten erweitern.  
Mittel für neue "Junior Fellows" bewilligt
Das ESI hat bisher rein programmorientiert mit internationalen Gastwissenschaftlern gearbeitet. Nun planen die beiden neuen Direktoren Jakob Yngvason und Joachim Schwermer ein "Junior Research Fellows"-Programm, das sich speziell an junge Doktoranden und Postdocs wendet.

Die notwendigen Mittel dafür wurden kürzlich vom Forschungsrat bewilligt, erklärten die neuen Direktoren im Gespräch mit der APA. Beim Grundbudget machen dem weltweit zu den führenden Einrichtungen in seinem Fachbereich zählenden Institut allerdings Kürzungen zu schaffen.
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Arbeit auf freiwilliger Basis
Schwermer vom Institut für Mathematik und Yngvason vom Institut für Theoretische Physik (beide Uni Wien) wurden vor kurzem als wissenschaftliche Direktoren vom Vorstand des Vereins bestellt, der das ESI trägt. Sie folgen in dieser Funktion Peter Michor und Klaus Schmidt, wobei Schmidt zum Präsidenten des Instituts bestellt wurde. Das ESI hat kein eigenständiges wissenschaftliches Personal, alle österreichischen Wissenschaftler - auch die beiden Direktoren - arbeiten auf freiwilliger Basis. In dieser Freiwilligkeit und der Vereinsstruktur sehen Schwermer und Yngvason das "Erfolgsrezept" des ESI.
->   Erwin Schrödinger Institut für Mathematische Physik
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Erste Ausschreibung im Jänner 2004
Durch das "Junior Research Fellows"-Programm soll jungen Doktoranden und Postdocs aus ganz Österreich ermöglicht werden, für ein Semester ans ESI zu kommen. Die erste Ausschreibung dafür wird im Jänner 2004 erfolgen.

Mit diesem neuen Programm wollen die neuen ESI-Direktoren eine "kritische Masse an Teilnehmern in der richtigen Mischung aus jungen Leuten und gestandenen Wissenschaftlern" erzeugen.
ESI: Ein Grund, um nach Wien zu kommen
Für beide Wissenschaftler wie auch für den neuen Präsidenten Schmidt war das ESI ausschlaggebend, als Professoren den Ruf aus dem Ausland an die Universität Wien anzunehmen. "Bereits zwei, drei Jahre nach der Gründung des Instituts hat sich Wien auf der Weltlandkarte der mathematischen Physik etabliert", so die beiden Direktoren.
Budgetkürzung von 14 Prozent
Allerdings hätten vergleichbare Institute im Ausland um den Faktor zwei bis fünf mehr Geld. Rund 780.000 Euro jährlich hat das ESI seit der Gründung vor zehn Jahren vom Bund erhalten, ohne Inflationsabgeltung.

Doch heuer wurde das Budget - so wie jenes vieler anderer wissenschaftlicher Einrichtungen - um mehr als 14 Prozent auf 670.000 Euro gekürzt, wie hoch es 2004 sein wird, wissen Schwermer und Yngvason noch nicht. "Wenn das ein, zwei Jahre mit diesem verringerten Budget weitergeht, können wir die Qualität nicht mehr halten."
Warnung vor "Austrocknung" der Institute
Diese schwierige Budgetlage hat sich mittlerweile auch schon international herumgesprochen. Vor kurzem hatte der aus Österreich stammende, renommierte Mathematik- und Biologieprofessor Martin Nowak von der Harvard University vor einer "Austrocknung" von Spitzeninstituten in Österreich gewarnt und dabei explizit das ESI genannt.

Die beiden ESI-Direktoren sind in ihrer Kritik sehr zurückhaltend, verweisen allerdings auf die Schwierigkeiten bei der notwendigen längerfristigen Planung: "Wenn man die besten Leute einladen will, muss man oft jahrelang voraus planen, das ist wie bei Opernsängern."
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400 Gastforscher pro Jahr im "Center of Excellence"
1993 wurde das ESI als reines Forschungsinstitut gegründet. Es versteht sich als Center of Excellence, das sich jährlich auf fünf bis sechs internationale Forschungsprogramme mit wechselnden Organisatoren und Themen konzentriert.

Zu den einzelnen Programmen werden in- und ausländische Wissenschaftler an das Institut eingeladen, um für einige Wochen bis Monate mit Kollegen zusammenzuarbeiten. Zwischen drei- und vierhundert Gastwissenschaftler kommen so jährlich an das ESI, mehr als 3.000 Besucher haben seit der Gründung des Instituts in Wien gearbeitet. Resultat dieser internationalen Zusammenarbeit sind bisher ca. 1.500 wissenschaftliche Arbeiten, die in den renommiertesten Fachzeitschriften publiziert wurden.
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Hoffen auf höhere Förderungen

Als notwendig erachten sie zumindest eine Förderung wie in den vergangenen Jahren, wünschenswert wäre eine Steigerung um etwa zehn Prozent, damit das ESI seinen erweiterten Aufgaben auch wirklich nachkommen kann.

"Schließlich ist ein Großteil dessen, was hier passiert, auch Kulturproduktion, und Wien als Forschungsstandort könnte mit dem ESI auf eine Tradition aufsetzen, die mit Namen wie Schrödinger, Boltzmann, Loschmidt oder Doppler verbunden ist", so Schwermer und Yngvason.
->   www.innovatives-oesterreich.at
 
 
 
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01.01.2010