Helmut O. Rucker
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Abteilung für Physik des erdnahen Weltraums
 
ORF ON Science :  Helmut Rucker :  Kosmos 
 
Hexenküche und Wüstenplanet
Planetare Exobiologie in Österreich
 
  Primitive Lebensformen im All zu finden - lebend oder als Fossil - ist einer der Schwerpunkte zukünftiger ESA- und NASA- Missionen. Die Suche konzentriert sich auf den Mars - den Roten Planeten, der unserer Erde in seiner Frühzeit am ähnlichsten von allen Planeten des Sonnensystems war - sowie auf den Saturnmond Titan und den Jupitermond Europa.  
Frühere Funde wie die seltsamen wurmartigen Strukturen im Inneren eines im Eis der Antarktis gefundenen Mars-Meteoriten werden heiß diskutiert, doch sie lieferten keine ausreichenden Beweise. Nur Forschung und Erkundung mittels Raumsonden kann diese Fragen klären.
2003 wird der Titan erreicht

Wissenschaftler des Institutes für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erforschen Blitze in der dichten Atmosphäre des Titan. Dies geschieht im Rahmen des CASSINI /HUYGENS Projektes, einer Kombination aus Orbiter- und Landesonde, die 2003 den Mond Titan erreichen wird.
->   Cassini-Website der amerikanischen Luftfahrtbehörde (NASA)
->   Huygens-Website der European Space Agency (ESA)
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Hexenküche Titan
Europa und Österreich sind an dieser Mission entscheidend beteiligt. Die Atmosphäre des Titan, die noch deutlich dichter als die der Erde ist, gleicht einer "Hexenküche". Komplexe Prozesse der organischen Chemie finden statt, trotz der dort herrschenden eisigen Temperaturen.
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Blitze - Grundbausteine des Lebe
Mit Blitzen als Energiequelle allerdings würden sich Moleküle bilden, aus denen auf der Erde die Grundbausteine des Lebens entstanden sind. In Zusammenarbeit mit internationalen Partnern aus Spanien, Deutschland und Japan wurde ein Modell von Wolken auf dem Titan und darin entstehenden Blitzen erstellt.

Diese Blitze senden Radiowellen aus, die man mit Geräten an Bord des CASSINI Orbiters messen kann. Weiters ermöglichen diese Arbeiten Vergleiche mit der Physik der Blitze auf unserem Planeten, der Aerosol-Chemie als auch der Evolution von Planetenatmosphären im Allgemeinen.
->   Mehr über den Titan auf der NASA-Website
Leben auf dem Mars?

Die Wirkung extraterrestrischer UV- und kosmischer Strahlung auf Moleküle, die für Mikroorganismen lebenswichtig sind, wird gemeinsam mit ungarischen Forschern untersucht.

Neben theoretischen Studien gehören Bestrahlungsversuche in Vakuumkammern und Experimente auf der internationalen Raumstation ISS zu diesem Projekt. Weiters ist die Ausweitung dieser Experimente auf großräumige Mars-Simulationskammern in Planung.
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Die Forscher interessieren sich dabei ganz besonders für die Überlebens-Chancen primitiver Organismen unter Bedingungen, die denen auf dem frühen Mars gleichen. Laut neuesten Ergebnissen der Mars Global Surveyor Mission, an der ebenfalls österreichische Wissenschaftler mitgearbeitet haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass der frühe Mars der Erde recht ähnlich war: höhere Temperaturen, Ozeane, ein beachtliches schützendes Magnetfeld und eine dichte Atmosphäre.
->   Mars Global Surveyor Mission der NASA
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Überprüfung der Panspermia-Theorie
Wie anders ist doch das heutige Erscheinungsbild dieses rostigen "Wüstenplaneten". Ebenfalls möchte man die sogenannten "Panspermia"-Theorie überprüfen: ob sich Spuren des Lebens von einem Planeten zum anderen durch die Tiefe des Alls ausbreiten können, eingeschlossen in Meteoriten.

Durch gewaltige Kräfte von den Planeten weggeschleudert - der Einschlag eines Asteroiden könnte der Grund gewesen sein - driften diese Brocken durch das Sonnensystem, bis sie dereinst von einem Himmelskörper wie der Erde eingefangen werden. Ob sich Leben im "Winterschlaf" über so lange Zeiten unter solchen extremen Umweltbedingungen halten kann, ist eines der Ziele dieses Projektes.

Aber auch Erkenntnisse über die Chemie der Mars-Oberfläche und -Atmosphäre, des Verbleibs des Wassers auf dem Roten Planeten und die Auswirkungen des Ozonslochs auf das irdische Leben sind zu erwarten.
Suche nach Europas Ursuppe ...
 


Ein Tauchroboter soll in den kommenden Jahren auf dem Jupitermond Europa landen, sich durch die dort vorhandene dicke Eisschicht bis zum darunter vermuteten Ozean durchschmelzen und vor Ort Messungen durchführen.

Auch Europa gilt - in Analogie zur "Ursuppe", den Ozeanen der frühen Erde, in denen das Leben entstand - als einer der vielversprechenden Plätze für die Suche nach außerirdischem primitiven Leben.
->   Mehr über Europa auf der NASA-Website
... mit Hilfe der Antarktisforschung
Resultate irdischer Antarktisforschung dienen zur Planung dieser Mission, an der sich auch österreichische Wissenschaftler beteiligen wollen und dementsprechende Kontakte geknüpft haben.

Als Generalprobe für so eine Mission wird ein Plan angesehen, einen Tauchroboter zum unter der Antarktis gelegenen "Lake Vostok" durchschmelzen zu lassen: eine Region der Erde, die noch nie zuvor eines Menschen Auge erblickt hat und in der Experten eine Vielzahl unbekannter, ausgestorben geglaubter (primitiver) Lebensformen vermuten.

Durch diese Fächer- und Ländergrenzen übergreifende, das ganze Sonnensystem umfassende Forschungen werden Resultate erwartet, die wichtige Erkenntnisse über die Entstehung des Lebens auf der Erde liefern könnten.

Helmut Lammer
->   Institut für Weltraumforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften
->   Der Jupiter auf der NASA-Website
->   Der Saturn auf der NASA-Website
 
 
 
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