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Ernst Dorfi
Institut für Astronomie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ernst Dorfi :  Kosmos 
 
Astronomischer Jahresrückblick (I): Dunkle Materie und die ersten Galaxien  
  Eine lang gehegte These konnte heuer wissenschaftlich untermauert werden: Am Mars wurden deutliche Hinweise auf Wasser gefunden. Das Wissenschaftsmagazin "Science" wertete dieses Ergebnis als den größten Durchbruch des Jahres 2004. Aber auch bei anderen Fragen gelangten Astronomen zu neuen Einsichten: So legte ein tiefer Blick ins All die ersten Galaxien 400.000 Jahre nach dem Urknall frei. Und auch das dunkle Herz unserer Milchstraße wurde vermessen.  
Ernst Dorfi hat für science.ORF.at einen Blick zurück geworfen und die wichtigsten astronomischen Ereignisse des Jahres 2004 zusammengefasst.
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Astronomischer Jahresrückblick 2004: Erstellt von Ernst Dorfi
unter Verwendung der Sammlungen der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA). Der zweite Teil des Texts erscheint in den kommenden Tagen in science.ORF.at.
->   Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA)
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Dunkles Universum bleibt rätselhaft
 
Bild: NASA/CXC/IoA/S.Allen et al.

Supernova-Explosionen aus den Tiefen des Alls, aufgenommen mit dem Hubble-Space-Telescope, und Röntgen-Daten von Galaxien und Galaxienhaufen belegen die Dominanz von Dunkler Materie und Dunkler Energie.

Ihre Natur bleibt weiterhin rätselhaft, solange nur etwa fünf Prozent des Universums einer direkten Beobachtung zugänglich sind. Wir sind damit Teil eines Universums, das sich immer schneller ausdehnt und in dem der Schwerkraft in ferner Zukunft keine wesentliche Rolle mehr zukommen wird.

Bild oben: Bilder von den Gasen in den Galaxien haben neue Erkenntnisse zu den energetischen Zuständen im All ermöglicht.
->   Hubble-Website
Stripping einmal anders
 
Bild: H.Crowl (Yale University) and WIYN/NOAO/AURA/NSF

Keine Galaxie kommt ungeschoren davon, wenn sie sich mit 2,5 Millionen Kilometern pro Stunde durch einen Galaxienhaufen bewegt.

Wie Beobachtungen in zahlreichen Wellenlängen aber auch numerische Simulationen zeigen, verlieren Spiralgalaxien (siehe Bild) durch den Staudruck viel von ihrem interstellaren Medium und können in der Folge keine Spiralarme mehr bilden.
->   National Optical Astronomy Observatory
Galaxien im Wandel der Zeit
 
Bild: NASA/ESA

Wie, wann und warum entstehen Galaxien und die Sterne in ihnen?

Viele offene Fragen ergeben sich aus detaillierten Untersuchungen von extrem lichtschwachen und kompakten Galaxien. Der tiefste Blick ins All, das sog. Hubble Ultra Deep Field (HUDF), zeigt die ersten Galaxien 400.000 Jahre nach dem Urknall.

Doch die Entstehung von neuen Galaxien bleibt nicht auf die Frühzeit des Universums beschränkt.

Bild oben: Aufnahmen von den am weitesten entfernten Objekten im All, die bisher gemacht wurden.
->   Subaru Telescope
Neues von Schwarzen Löchern
Wie sieht es in der Umgebung eines Schwarzen Loches aus? Der Fortschritt in der optischen Interferometrie, d.h. das Zusammenschalten räumlich getrennter Teleskope, führt zu noch schärferen Bildern, so geschehen im Zentrum der Spiralgalaxie NGC 1068.
->   European Southern Observatory
"Unser" schwarzes Loch
 
Bild: NRAO/AUI/NSF, Jun-Hui Zhao, W.M. Goss

Im Zentrum unserer eigenen Milchstraße begibt sich die Radioastronomie auf dieselbe Spur. Unser zentrales Schwarzes Loch hat eine Ausdehnung kleiner als die Erdbahn um die Sonne.

Mit Beobachungen bei kürzen Frequenzen (und damit höherer Auflösung) sollte in naher Zukunft der Schatten des Schwarzen Loches direkt zu beobachten sein. Davon abgesehen ist das Zentrum unserer Galaxie durch heftige Aktivitäten ausgezeichnet.

Bild oben: Der helle Punkt in der Mitte ist das "dunkle Herz" unserer Milchstraße.
->   National Radio Astronomy Observatory
Schwarze Löcher verschlucken Sterne
 
Bild: NASA/CXC/M.Weiss

Lange vermutet, aber nicht bislang direkt beobachtet, haben Astronomen, dass die gigantischen Schwarzen Löcher im Zentrum von Galaxien ihre hohe Röntgenleuchtkraft durch das Verschlucken ganzer Sonnen decken.

Das Beispiel der Galaxienquelle RX J1242-11 zeigt, wie ein Stern durch die Gezeitenkräfte zerrissen und vom Schwarzen Loch einverleibt wird.
->   Chandra X-Ray Observatory
Sterbende Sterne, schwingende Sterne
Bild: NASA/ESA
Ein Bild des Kepler-Supernova-Remnant
Massereiche Sterne beenden ihr Leben in einer eindrucksvollen Supernova-Explosion. Tycho de Brahe und Johannes Kepler hatten das Glück, solche Ereignisse mit freiem Auge beobachten zu können.

Zwei der heute noch beobachtbaren Explosionsrückstände, sog. Supernova Remnants (SNR), tragen ihre Namen und geben wichtige Einblicke in das kosmische Recycling der Materie.
->   Hubble-Website der ESA
Cepheiden, benannt nach dem Stern Delta Cephei im Sternbild Cepheus, sind eine Klasse von pulsierenden Sternen. Mit Hilfe des VLT-Interferometers der ESO konnten bei vier Cepheiden die Radiusänderungen direkt gemessen werden.

[30.12.2004]
Alle astronomischen Jahresrückblicke in science.ORF.at
->   Jahresrückblick (II): Braune Zwerge, Sonnenflecken und Co (30.12.03)
->   Jahresrückblick 2003 (I): Die dunkle Seite des Universums (27.12.03)
->   Jahresrückblick 2002 (II): Klingende Sterne und Leben im All (30.12.02)
->   Jahresrückblick 2002 (I): Dunkle Materie, Supernovae und Co. (23.12.02)
->   Jahresrückblick 2001 (II)
->   Jahresrückblick 2001 (I)
 
 
 
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