Host-Info
Ernst Dorfi
Institut für Astronomie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ernst Dorfi :  Kosmos 
 
Astronomischer Jahresrückblick 2008  
  Auch heuer bot der Kosmos dem menschlichen Entdeckungsdrang reichlich Material: Hinweise auf elf Milliarden Jahre altes Wasser wurden ebenso gefunden wie das Echo einer historisch bedeutsamen Supernova und weitere spektakuläre Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Politisch war das Jahr 2008 für die Astronomie herausragend: Nach jahrzehntelangen Verhandlungen ist Österreich der ESO (European Southern Observatory) beigetreten. Und nun beginnt auch noch das "Internationale Jahr der Astronomie 2009".  
Gamma-Satellit FERMI
Umbenannt zu Ehren des Physiknobelpreisträgers Enrico Fermi (1901 - 1954) blickt dieser Gamma-Satellit seit August in ein Universum der Extreme: Schwarze Löcher, Neutronensterne, Supernovaexplosionen und Gamma Ray Bursts aus dem frühen Universum stehen auf dem Arbeitsprogramm.
->   Fermi Mission Coverage (NASA)
Antimaterie, wo bist du?
 
Bild: X-ray: NASA/CXC/CfA/M.Markevitch et al.;Optical: NASA/STScI; Magellan/U.Arizona/D.Clowe et al.

Je mehr Masse, desto wahrscheinlich ist es auch, Antimaterie zu finden. Wenn Galaxienhaufen - die größten dynamisch gebundenen Strukturen im Universum - kollidieren, sollte sich Antimaterie mit Materie durch Zerstrahlen vernichten. Das Fehlen von Röntgenstrahlung im sogenannten Bullet-Cluster deutet auf extrem wenig Antimaterie.
->   Bullet-Cluster (Chandra)
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2009: Internationales Jahr der Astronomie
Auch 2009 wird den Astronomen nicht langweilig werden, zumal die UNESCO dieses Jahr zum Internationalen Astronomiejahr ausgerufen hat. Anlass dafür ist das 400-Jahr-Jubiläum von Galileis ersten astronomischen Beobachtungen mit dem Teleskop (das um 1608 erfunden wurde) sowie des Erscheinens von Keplers "Astronomia nova" (mit den ersten beiden Keplerschen Gesetzen).

In Österreich wird es 2009 eine Reihe von Spezialveranstaltungen geben, die erste größere davon am 20.1. ab 18 Uhr in der Aula der Wissenschaften in der Wollzeile (unter anderem mit Uraufführung eines Kepler-Galilei-Dramoletts).
->   Internationale Astronomiejahr in Österreich
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Uraltes Wasser im Universum
Seit wann gibt es Sauerstoff im Universum, seit wann Wasser? Mit Hilfe einer natürlichen Linse, einer Galaxie im Vordergrund wurde die Radiostrahlung des Quasar MG J0414+0534 so verstärkt, dass bei einer Rotverschiebung von 2,64 Wasser in der Umgebung eines massereichen Schwarzen Loches nachgewiesen wurde. Dies entspricht einem Alter von 11,1 Milliarden Jahren.
->   Wasser im frühen Universum
Milchstraße, keine Einbahnstraße
 
Bild: NASA

Wer glaubt, unsere Milchstraße ist nur eine einfach rotierende Spiralgalaxie, der irrt gewaltig, insbesondere an ihrer Peripherie. Im Inneren auf zwei Arme zusammengestutzt, enthüllt sich das Bild unserer äußeren Milchstraße nach jahrelangem digitalem Sternezählen als komplexes Kreuz- und Quer von zahlreichen Sternströmen.
->   Milchstraße: Nur zwei statt vier Arme
Schwarzes Loch schwerer als gedacht
Nach 16 Jahren Beobachtungen von Sternbahnen zeigt sich die Masse des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße doch deutlich gewaltiger, als ursprünglich gedacht. Nach neuesten Messungen hat unser Schwarzes Loch vier Millionen Sonnenmassen. Parallel dazu wird mit Hilfe der Radiointerferometrie eine Vermessung des Ereignishorizontes versucht.
->   Schwarzes Loch in Milchstraße schwerer als angenommen
Echo von Tycho
Wer hätte gedacht, nochmals den Lichtblitz der Supernovaexplosion zu sehen, den Tycho de Brahe im Jahr 1572 beobachtete. Das Echo macht es möglich, genauer das Lichtecho. Ähnlich einem akustischen Echo, braucht das Streulicht des Blitzes an Interstellaren Wolken länger, um unsere Teleskope zu erreichen. Wie nun sicher ist, explodierte ein Weißer Zwerg, nachdem er von seinen Begleitstern Masse erhalten hatte, als Supernova.
->   Echo von historischer Supernova erspäht
Bilder von Exo-Planeten
 
Bild: Paul Kalas, Universitaet Kalifornien

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte - und dank modernster Abbildungstechniken können Astronomen das helle Licht der Sterne ausblenden, um die fernen extrasolaren Planeten abzulichten. Gleiche mehrere Observatorien lieferten dazu Ergebnisse. Diesem Schritt werden in Zukunft Spektren folgen, in denen nach Biosignaturen, also den Indizien von organischem Leben, gefahndet wird.
->   Erste direkte Aufnahmen ferner Planeten
CO2 in Planetenatmosphären
Alle zwei Tage und zwölf Stunden umkreist ein sogenannter Heißer Jupiter sein Zentralgestirn HD189733. Die Spektren, aufgenommen mit dem Hubble Space Teleskop zeigen nun Wasser, Methan und auch Kohlendioxid, alles Moleküle, die auf Leben hindeuten. Leider ist es auf dem Planeten HD189733b mit mehr als 1.000 Grad viel zu heiß, sonst stünde "Kleinen Grünen Männchen" nichts mehr im Wege.
->   Hubble Finds Carbon Dioxide on an Extrasolar Planet
Das Merkur-Puzzle
Nach dem zweiten Vorbeiflug von "Messenger" am Merkur, der heuer im August stattfand, kennen wir nun 95 Prozent der Oberfläche. Im Jahr 2011, nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn, sollte sich die Frage beantworten lassen, wie denn Planeten so nahe an Sternen entstehen können.
->   Messenger
Phoenix bitte melden, Geröll im Anflug
Im Mai gelandet suchte die Marssonde Phoenix fünf Monate nach Lebensformen auf der Marsoberfläche. Bevor der Winter am Marsnordpol ihre Stromversorgung zusammenbrechen ließ, beobachte sie das Schmelzen von Eis, Schneefall und bestätigte erneut die wasserreiche Vergangenheit des Nachbarplaneten. Dass Marsmond Phobos einem fliegenden Geröllhaufen gleicht, hat der Vorbeiflug des Mars Express gezeigt. Wer dort seinen Schotter abgelagert hat, ist aber noch unklar.
->   Phoenix auf dem Mars
->   ESA closes in on the origin of Mars' larger moon
Wasserwelt Enceladus
Der Saturnmond Enceladus ist eine faszinierende und aktive Welt mit Eisplatten, Bruchzonen und flüssigem Wasser unter der Oberfläche, das über Geysire und Fontänen in die Region der Saturnringe geschleudert wird. Manche Wissenschaftler spekulieren, dass dieser Mond, überzogen mit sogenannten Tigerstreifen, in seiner wärmeren Südpolregion Leben beherbergt.
->   Saturn's Dynamic Moon Enceladus Shows More Signs of Activity
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ESO-Beitritt
Die gesamte österreichische Astronomie jubelte als der Beitritt zur ESO (European Southern Observatory) nach jahrzehntelangen Bemühungen stattfinden konnte. Österreich ist ab 1. Juli dieses Jahres das 14. Mitgliedsland der ESO.
->   Österreich tritt Astronomie-Organisation ESO bei
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Erstes interstellares Raumschiff
Voyager 2 hat den sogenannten Terminal Shock des Sonnenwindes erreicht: Der von der Sonne ausgehende Sonnenwind prallt dort auf das interstellare Medium. Nach 31 Jahren Flugdauer und in einer Entfernung von mehr als 83 Astronomischen Einheiten ist die Sonde erstmals aus dem Einflussbereich der Sonne, der sogenannten Heliosphäre, herausgeflogen.
->   First measurements of the solar wind termination shock
COROT findet Außergewöhnliches
COROT, ein französischer Satellit mit starker österreichischer Beteiligung, findet durch Sternbedeckungen unter anderem Planeten, die sich nicht leicht in astronomische Schemata einordnen lassen. CoRoT-Exo-3b hat die Ausdehnung von Jupiter, ist aber 20 Mal so schwer, was der dreifachen Dichte von Blei entspricht.

[31.12.08]
->   Weltraumteleskop CoRoT entdeckt merkwürdiges Objekt
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Redaktion: Ernst Dorfi
Unter Verwendung der Sammlungen der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA)
->   WAA
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->   Österreichische Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik
->   ESO
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Astronomischer Jahresrückblick 2007
->   Astronomischer Jahresrückblick 2006
 
 
 
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