Christian Gastgeber
Österreichische Nationalbibliothek
BIBLOS-Redaktion und Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Byzanzforschung
 
ORF ON Science :  Christian Gastgeber :  Gesellschaft 
 
Zwei österreichische Wegbereiter der Mittelalterforschung
Zum 65. Geburtstag
 
  Der Byzantinist Johannes Koder und der Mediävist Walter Koch feierten 2007 ihren 65. Geburtstag. Die internationale Fachwelt ehrte sie mit zwei umfassenden Festschriften  
Ihr Wirken

Johannes Koder übernahm 1977 das Erbe des Begründers der Wiener Byzantinistik, Herbert Hunger, und baute das jung gegründete Institut für Byzantinistik und Neogräzistik weiter zu einem der weltweit führenden Wissenschaftsinstitute aus. Maßgeblich sind sein Mitwirken an der Aufarbeitung der historischen Geographie des byzantinischen Raumes und seine Untersuchungen zur hymnographischen Literatur der Byzantiner.

Walter Koch , Absolvent des renommierten Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, baute mit seiner Berufung an die Ludwig-Maximilians-Universität München 1982 die mediävistischen Fachgebiete Diplomatik und Epigraphik entscheidend auf und gab etwa mit seinen paläographisch-epigraphischen Forschungen der Wissenschaft Impulse und Instrumentarien, die ihresgleichen suchen.
Johannes Koder

Geboren 1942 in Wien, studierte er Byzantinistik, Arabistik, Gräzistik; 1965 promovierte er an der Universität Wien, 1973 habilitierte er sich; von 1963-1977 wirkte er als Assistent an der Universität Wien, 1977 wurde er zum ao. Professor in Wien, 1978 zum C3-Professor für Byzantinistik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz berufen (bis 1985); darauf folgte seine Berufung nach Wien als o. Professor in der Nachfolge des Begründers der Wiener Byzantinistik, Herbert Hunger.
Funktionen und Auszeichnungen
Seit 1989 ist Johannes Koder korrespondierendes Mitglieder der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 2000 wirkliches Mitglied; er leitete die Kommission für die Tabula Imperii Byzantini und die Balkan-Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ist Vizepräsident der Association Internationale des Études Byzantines seit 1986; von 1993-1997 und 1999-2003 war er Vorsitzender der Österreichischen Professorenkonferenz, seit 1996 ist er Präsident der Österreichischen Byzantinischen Gesellschaft; unter den internationalen Anerkennungen ist etwa seine Funktion als Senior Fellow, Byzantine Studies, Dumbarton Oaks, 2002-2005 (seit 2005 "Chairman of Senior Fellows") und seine Mitgliedschaft an der Athener Akademie der Wissenschaften zu nennen.
Publikationen

Seine zahllosen Aufsätze konzentrieren sich u.a. auf die Themenkreise der Historischen Geographie, besonders der Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte des östlichen Mittelmeerraumes im Mittelalter, auf die byzantinische Identität und die Eigen- und Fremdbilder in byzantinischen Quellen sowie auf die byzantinische Hymnographie, darunter Romanos Melodos und Symeon Neos Theologos.

Hervorgehoben seien unter vielen seine Monographien "Negroponte, Untersuchungen zur Topographie und Siedlungsgeschichte der Insel Euboia während der Zeit der Venezianerherrschaft" (Wien: ÖAW 1973), (mit Friedrich HILD), "Tabula Imperii Byzantini, Bd. 1: Hellas und Theassalia" (Wien: ÖAW 1976, 2004), "Tabula Imperii Byzantini Bd. 10: Aigaion Pelagos (Die nördliche Ägäis)" (Wien: ÖAW 1998), "Das Eparchenbuch Leons des Weisen" (Wien: ÖAW 1991) und seine gerade erschienene kommentierte Übersetzung der Hymnen des Romanos Melodos (2 Bde.; Stuttgart: Hiersemann 2005, 2006)
Walter Koch

Geboren 1942 in Wien, studierte er daselbst und absolvierte den international renommierten Kurs des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung, eine der führenden Ausbildungsstätten in den historischen Hilfswissenschaften. Unter Heinrich Appelt arbeitet er bereits an der Edition der Urkunden Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit und sollte dieser historischen Periode noch lange verhaftet bleiben.

Seine Dissertation und Promotion (1978) widmeten sich akribischen diplomatisch-paläographischen Untersuchungen der Kaiserurkunden des 12. Jahrhunderts und gaben einen Einblick in das Wirken der Kaiserkanzlei. 1982 erhielt er die Berufung an die Ludwig-Maximilians-Universität München und baute die Abteilung für Geschichtliche Hilfswissenschaften zu einer der führenden Institutionen im deutschsprachigen Raum auf. Sein Interesse galt neben der Diplomatik (Kaiser Friedrich I. und II.) stets der Epigraphik, einem alten Steckenpferd.
Kurzbiographie
->   Wikipedia
Funktionen und Auszeichnungen
Neben seinen Mitgliedschaften an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften seien unter vielen anderen Auszeichnungen seine Mitgliedschaften in der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, im Büro der Commission Internationale de Diplomatique sowie im Comité International de Paléographie latine genannt. Als einer der besten Kenner der Inschriftenpaläographie übt er auch den Vorsitz der Interakademischen Kommission des deutschen Inschriftenwerks aus.
Publikationen

Unter zahllosen Abhandlungen sind besonders hervorzuheben seine folgenden Monographien (neben seinem Mitwirken an der Edition der Urkunden Friedrich I. Barbarossas, 1152-1158: 1975; 1158-1167: 1979; 1168-1180: 1985; 1181-1190: 1990): "Die Reichskanzlei in den Jahren 1167 bis 1174. Eine diplomatisch - paläographische Untersuchung" (Wien: ÖAW 1973; Promotionsschrift), "Die Schrift der Reichskanzlei im 12. Jahrhundert (1125-1190). Untersuchungen zur Diplomatik der Kaiserurkunde" (Wien: ÖAW 1979; Habilitationsschrift), (mit Klaus Höflinger, Joachim Spiegel und Vorarbeiten von Charlotte Schroth-Köhler) "Die Urkunden Friedrichs II. 1198-1212" (Hannover: Hahnsche Buchhandlung 2002) und die eben erschienene Fortsetzung (mit denselben Mitarbeitern sowie Christian Friedl) der Urkunden Friedrichs II. für den Zeitraum 1212-1217. Sein inschriftenpaläographisches Wissen hat er eben gebündelt in dem zum Klassiker avancierenden Studienbuch "Inschriftenpaläographie des abendländischen Mittelalters und der früheren Neuzeit. Früh- und Hochmittelalter" (München: Oldenbourg 2007).
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Festschrift für Johannes Koder zum 65. Geburtstag
Klaus Belke, Ewald Kislinger, Andreas Külzer, Maria A. Stassinopoulou (Hrsg.)
Byzantina Mediterranea

Wien: Böhlau 2007
719 Seiten, 55 s/w-Abb. u. 8 Farbtaf.
ISBN-13: 978-3-205-77608-6

Der vorliegende Sammelband gibt einen Einblick in das Schaffen international führender Byzantinisten, die in mehr als fünfzig Originalbeiträgen neue Ergebnisse ihrer Forschungen präsentieren. Die Titel der Beiträge spiegeln die Bandbreite der modernen Byzantinistik wider. Um die Kernbereiche der Byzanzforschung - Geschichte, Literatur- und Sprachwissenschaft, die mit originellen Querverbindungen zu Nachbarwissenschaften vertreten sind - bilden Theologie, Historische Geographie und Topographie, Handel und Wirtschaft wie auch die Beziehungen von Byzanz zu den Nachbarvölkern weitere Schwerpunkte. Mit einzelnen Beiträgen kommen zudem Disziplinen wie die Archäologie, Kunst, Musik, Paläographie und Wissenschaftsgeschichte sowie die Neogräzistik zu Wort.
->   Infoseite von Böhlau
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Festschrift zum 65. Geburtstag von Walter Koch
Theo Kölzer, Franz Bornschlegel, Christian Friedl, Georg Vogeler (Hrsg.)
De litteris, manuscriptis, inscriptionibus ...

Wien: Böhlau 2007.
XXIII, 813 Seiten, zahlr. s/w-Abb.
ISBN-13: 978-3-205-77615-4

Der Band versammelt 50 Beiträge renommierter Historiker und Hilfswissenschaftler, die sich unterschiedlichen Aspekten der Arbeit an den Quellen widmen. Schwerpunkte liegen dabei auf den Inschriften und den Urkunden. Die Beiträge enthalten sowohl Editionen von bislang unbekannten Stücken als auch neue Einordnungen schon länger bekannter Quellen. Der Band berührt aber auch weitere Quellenarten, die Themen der Geschichtlichen Hilfswissenschaften sind: Münzen, Bilder, Handschriften, Siegel, Verwandtschaftsbeziehungen. Er stellt Einzelfunde und Analysen vor, die teilweise liebgewordene Forschungsmeinungen in Frage stellen. Auch methodische Beiträge z. B. zur Besonderheit historischer Texte für die Informatik, und aus der Beschäftigung mit den Quellen abgeleitete Studien zur Geschichte der Ottonen und der Staufer zeigen die Bandbreite aktueller Forschungen aus dem Bereich der Geschichtlichen Hilfswissenschaften.
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->   Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
->   Institut für Byzanzforschung, Zentrum Mittelalterforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften
->   Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften, Universität München
->   Die deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit
->   Monumenta Germaniae Historica
->   Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien (IfÖG)
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Der Lebensraum der Byzantiner
Historisch-geographischer Abriss ihres mittelalterlichen Staates im östlichen Mittelmeerraum

Johannes Koder (Autor)

Darunter versteht man nicht nur Konstantinopel, sondern auch
die Ägäis, Griechenland, Kleinasien, den Balkan, die Levante.
Dieser Lebensraum war ein enormer geographischer Raum, der von der Kaiserstadt am Bosporus beherrscht und administriert wurde. J. Koder stellt knapp, klar und übersichtlich die Hauptfaktoren der historischen Geographie von Byzanz dar.

Wien: Fassbänder 2001 (2. Aufl.)
222 Seiten, mit einer Faltkarte
ISBN-13: 978-3-900538-70-5
Ergänzungsband 1 aus der Reihe Byzantinische Geschichtsschreiber
->   Infoseite von Fassbänder
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Inschriftenpaläographie
des abendländischen Mittelalters und der früheren Neuzeit
Früh- und Hochmittelalter

Walter Koch (Autor)

Die Inschriftenpaläographie stellt im Rahmen der Historischen Hilfswissenschaften den Kernbereich der noch verhältnismäßig jungen mittelalterlichen und neuzeitlichen Epigraphik dar. Walter Koch führt in die antiken Grundlagen ein und beschreibt aus gesamteuropäischer Sicht ausführlich die Entwicklung der Schrift auf den epigraphischen Denkmälern des Früh- und Hochmittelalters bis ins 13. Jahrhundert. Er bietet dem interessierten Anfänger einen Einstieg in die Materie, dem Fachkollegen Anregungen für weitere Forschungen - auf dem Wege zu einer vergleichenden europäischen Epigraphik

München: Oldenbourg 2007.
264 S., 1 CD-ROM mit zahlreichen Editionsbeispielen, 3 Karten und ca. 250 Abb.
ISBN 978-3-486-58189-8
Oldenbourg Historische Hilfswissenschaften, Bd. 2
->   Infoseite von Oldenbourg
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