Peter Höller
Bundesamt und Forschungszentrum für Wald, Institut für Lawinen- und Wildbachforschung, Innsbruck
 
ORF ON Science :  Peter Höller :  Umwelt und Klima 
 
Internationaler Snow Science Workshop  
  Zum 20. Mal wurde kürzlich der Internationale Snow Science Workshop (ISSW) in Penticton, BC, Canada abgehalten. Das in der ersten Oktoberwoche durchgeführte Symposium brachte Teilnehmer aus 28 Nationen zusammen. Diese Tagung wird traditionell alle zwei Jahre ausgerichtet.  
Untersuchungen zur räumlichen Verteilung der Schneestabilität
Mehrere Autoren (Birkeland et al., Landry et al., Kronholm et al., Stewart et al.) schenkten der Thematik der räumlichen Verteilung der Schneestabilität große Aufmerksamkeit. Bisher wurden Untersuchungen über den Aufbau der Schneedecke vornehmlich auf so genannten Standardmessfeldern durchgeführt.

Da die Verteilung der Schneestabilität am Hang aber sehr ungleichmäßig ist, sind derartige Erhebungen naturgemäß unzureichend. Messergebnisse auf andere Stellen des Hanges zu übertragen ist daher nicht und oder nur sehr bedingt möglich. Die erwähnten Arbeiten zeigen Messungen über die Variabilität der Schneestabilität, weisen aber auch darauf hin, dass gerade auf diesem Gebiet noch viel Forschungsarbeit nötig ist.
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Neue Überlegungen im Bereich der Ausbildung
Das Programm mit dem Namen SMARTRISK wendet sich an junge Schifahrer und Snowboarder der Altersgruppe von 12 bis 18 Jahren. Ziel des Programms ist es, das Wissen und Risikobewusstsein der Jugend im Zusammenhang mit Wintersportarten zu verbessern. Das Navigieren durch komplexe Entscheidungen wird von vielen Menschen mit Hilfe einfacher Regeln bewerkstelligt.

Dieser Ansatz wird von McCammon als Grundlage seiner Präsentation verwendet. Er versuchte zu überprüfen, wie diese Methoden zur Problemlösung die Entscheidungen von Lawinenopfern beeinflusst haben. Unter anderem stellte er fest, dass Einzelgänger sowie Gruppen mit sechs bis zehn Personen risikoreicher sind als kleinere Gruppen mit etwa nur vier Personen.
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Bildung aufgebauter Schneekristalle auf Nassschneeschichten
Wird eine Nassschneeschicht von einer dünnen Neuschneedecke überlagert, so kann dies zu einem raschen Aufbau von Schneekristallen und somit zur Bildung von kritischen Schwachschichten in der Schneedecke führen. Dies haben Jamieson et al. in eingehenden Untersuchungen nachweisen können.

Dieser Prozess kann überall dort ablaufen, wo sich etwa durch Regen oder Strahlungseinfluss (Sonnseite) eine Nassschneeschicht ausgebildet hat und eine Neuschneeauflage diese Schicht überdeckt. Diese Erkenntnisse sind insbesondere für Tourengeher von großer Bedeutung, da derartige Entwicklungen Eingang in die Routenplanung finden sollten.
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Mögliche Erklärung für die Lawinen des Winters 1999
Mit der Frage, warum in den europäischen Alpen im Februar 1999 derart große Lawinen abgehen konnten, obwohl damals keine Schwachschichten in der Schneedecke vorhanden waren, beschäftigten sich Föhn et al. Das Bestehen einer Schwachschicht respektive Superschwachschicht ist ja eine Grundvoraussetzung zur Bildung von Lawinen; ist diese nicht vorhanden, fehlt auch die Voraussetzung zur Lawinenbildung.

Schwachschichten in der Schneedecke hätten im Winter 1999 vermutlich dazu geführt, dass viele Lawinen schon zu einem früheren Zeitpunkt abgegangen wären und somit nicht dieses Ausmaß erreicht hätten. Erklärt werden die großen Lawinen von 1999 unter anderem mit Geländemerkmalen.
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Transportable Schneesonde
Ein transportables Penetrometer wurde von Mackenzie et al. vorgestellt. Die Sonde besteht aus einem hochempfindlichen Kraftsensor, einem Beschleunigungsmesser, sowie einem Computer. Das Gerät ermöglicht die Erstellung und Berechnung eines Schneeprofils innerhalb von zwei Minuten.

Der Vorteil der Sonde liegt vor allem darin, dass eine große Zahl an Messungen in relativ kurzer Zeit durchgeführt werden kann, was etwa auch bei der Beurteilung der Variabilität der Schneestabilität große Bedeutung hat. Vergleiche mit herkömmlichen Rammsondenmessungen zeigen gute Übereinstimmung.
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Detailliertere Information auf der ISSW-Homepage
Das Tagungsprogramm sowie die Zusammenfassungen aller Beiträge findet man auf der Homepage des International Snow Science Workshops.
->   ISSW-Homepage
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->   Bundesamt und Forschungszentrum für Wald/BFW
->   Institut für Lawinen-und Wildbachforschung
->   Peter Höller
 
 
 
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