Host-Info
Herbert Hrachovec
Institut für Philosophie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Herbert Hrachovec :  Wissen und Bildung 
 
UG 2002 lässt Unis sehr unterschiedlich reagieren  
  Seit Beginn des Jahres arbeiten die Universitäten Österreichs nach Organisationsplänen, die sie selbst erstellen konnten. Ein erster Vergleich der unterschiedlichen Resultate ist instruktiv. Das Universitätsgesetz 2002 gibt vor, dass außer dem Rektorat nur eine geschäftsfähige Instanz eingerichtet werden darf. Darauf wurde verschieden reagiert.  
Institute werden gestärkt - oder die Fakultäten
Die Universitäten Linz und Salzburg haben sich dazu entschieden, die bisherigen Institute stark zu machen. In Linz tragen 96 Institutschefs (m/w) die Verantwortung, in Salzburg hat man die Institute zu 30 Fachbereichen komprimiert.

Anders in Graz, Innsbruck und Klagenfurt. Dort sind die Fakultäten die zweite, neben dem Rektor, vorgesehene Organisationseinheit. Sie werden allerdings mit einer detaillierten Untergliederung spezifiziert. Die meisten Institute finden sich als Untereinheiten der Fakultäten und die betreffenden Organisationspläne versuchen, ihnen im Lehr- und Forschungsbetrieb eine eigenständige Funktion zu geben.
Keine Partzipation im UG - für Unis dennoch möglich
Im UG 2002 sind keine wirksamen partizipativen Strukturen vorgesehen. Darauf haben einige Universitäten mit der Einrichtung beratender Gremien reagiert. In Graz fällt es besonders ins Auge. Dort wird bereits im § 2 ein solches Gremium für die ganze Universität ermöglicht. Ihm entsprechen Kollegien auf der Ebene der Fakultäten und Institute.
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Beispiel Salzburg
Auch Klagenfurt und Innsbruck gehen ähnlich vor. Die Absicht wird in diesem Auszug des Salzburger Organisationsplans gut verdeutlicht: "Jeder Fachbereich hat einen Fachbereichsbeirat, dem der Leiter/die Leiterin als Vorsitzender/Vorsitzende vorsteht. Dem Fachbereichsrat kommt eine beratende und Stellung nehmende Funktion zu. Diese übt er in allen Angelegenheiten aus, welche den Fachbereich als ganzen betreffen."
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"Flache Hierarchien" in Wien - und keine Mitbestimmung
Wien ist anders. Dort hat man sich der "flachen Hierarchie" verschrieben. Eben sind vom Senat 18 Fakultäten akzeptiert worden. Das ist allerdings erst ein Zwischenresultat. Es wird nämlich erwartet, dass der Universitätsrat diese Zahl reduziert. Zur Mitbestimmung findet sich in diesem Kontext nichts und zur "Binnenstruktur" eine ziemlich schwache Vorgabe.

Die vom Rektorat bestellten Dekane (m/w) handeln mit dem Rektorat die Geschäftsbedingungen der von ihnen geführten Fakultäten aus. Das genügt nach den Erläuterungen zum Papier, um die Partizipation der Fakultätsangehörigen sicher zu stellen.
->   Uni Wien: Senat nimmt Organisationsplan an (16.1.04)
Eklatanter Machtzuwachs der Zentralinstanz
Auf diese Weise soll die Freiheit der Organisationseinheiten betont werden. Es gibt - wiederum die Erläuterungen - nämlich kein absolutes, zeitloses Gliederungskriterium für Universitäten. Schön zu wissen, dass Wien im Kampf gegen die Metaphysik an vorderster Front steht.

Dass daraus ein eklatanter Machtzuwachs der Zentralinstanz folgt, steht auf einem anderen Blatt. An der Universität Wien wird es nämlich, nach dieser Vorgabe, schwerlich Subgliederungen (und Gremien) geben, welche den Fakultäten gemeinsam sind. Damit ist das Rektorat der einzige Bezugspunkt und die "Freiheit" erweist sich als ein Weg in die Isolation.
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In seinem Weblog "quatsch" begleitet Herbert Hrachovec u.a. die Reformschritte an der Universität Wien.
->   "quatsch"
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->   Alle Beiträge von Herbert Hrachovec in science.ORF.at
Aktuelles zu dem Thema in science.ORF.at:
->   ÖH fürchtet um Mitbestimmung an Universitäten (11.1.04)
->   Peter Filzmaier: Zur Machtkonzentration an Universitäten (5.1.04)
->   Uni-Autonomie: Zum Teil radikale Umorganisation (22.12.03)
 
 
 
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